Buch-Cover, Michael Zandt: Hapu - Teufel im Leib

Hapu - Teufel im Leib

Illustrator: Grit Richter
Genre: Urban Fantasy
Seiten: 273
Erschienen: 12/2011 (Original: 2011)
ISBN: 978-3-942635-19-6
Preis: 11,80 Euro (Softcover)
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Kurz & Knapp

  • Interessante Idee
  • Zu viel ohne klare Linie
  • Problematische, gewaltbereite Hauptfigur

Hapu ist eine attraktive junge Frau, Fan der Stuttgarter Kickers und begeisterte Motorrad-Fahrerin. Wie alle Asartu ist sie der menschlichen Gesellschaft angepasst - weitesgehend, denn Hapu hat ganz offensichtliche Autoritätsprobleme und prügelt sich zudem gerne. Von Zeit zu Zeit braucht sie wie alle Asartu Menschenfleisch – und angeblich trägt sie in sich die Seele einer Sepuku, eines unsterblichen Wesens.

Das Buch erhält 7- von 10 Punkten.

Hapu - Teufel im Leib ist Urbane Fantasy mit wenigen übernatürlichen Elementen: Die Welt ist so, wie wir sie kennen, nur gibt es neben den Menschen die vom Lichtbringer erschaffenen Asartu und Dämonen. Das Problem dieses „Romans“: Der Autor versucht, zu viele (Kurz-) Geschichten zu erzählen und zersplittert so eine größere Handlung.

Dämonen unter uns

Zu Beginn des Romans (den Prolog ausgenommen) scheint Hapu tatsächlich eine ganz normale Frau zu sein. Sie liebt die Stuttgarter Kickers und ihr Motorrad. Und sie befindet sich ganz eindeutig auf der aggressiven Seite des Verhaltensspektrum. Das könnte man dem Roman auch ankreiden: Die Hauptfigur ist extrem brutal und reagiert schnell mit Gewalt, die bisweilen schon ins Asoziale geht.

Aber Hapu ist kein Mensch sondern eine Asartu, eine Schöpfung des Teufels. Das wiederum heißt nicht so viel, wie man zu vermuten geneigt ist. Dies ist keine dunkle Armee. Die Asartu sind in der menschlichen Gesellschaft weitgehend isoliert. Es gibt einige Ausnahmegesetzte zum Schutz ihrer Kultur, von denen der Leser nach und nach erfährt. So gibt es die Insel-Nation Kemet, die nur Asartu besteht.

Minimale Fantasy

Der Autor verwebt solche Kleinigkeiten gelungen in den normalen Verlauf der Geschichte. Dabei nutzt er einen passend direkten und unverschnörkelten Stil. Kritikpunkt könnte auch sein, dass dies nur wirklich minimale Änderungen gegenüber der normalen Welt sind.

Selbst Dämonen sind "nur" mächtige Wesen. Sie mussten sich den Menschen unterordnen und dienen nun verschiedenen Staaten oder der christlichen Kirche. Dies mag einen stutzen lassen und ist auch ungewöhnlich. Einigen Lesern wird dies nicht gefallen und führt auch zu einem Problem des Romans: Immer wieder erfährt man sehr plötzlich Neues, wo man vorher etwas anderes angenommen hat. Asartu müssen Menschenfleisch essen? Na gut. Dann muss es plötzlich Fleisch von lebenden Menschen sein. Äh, pardon?!

Seltsamkeiten und Fehler

Schon eine Sekunde nach dem Tod eines Menschen wäre die Verspeisung für einen Asartu tödlich. Ich frage mich ja schon, wie Menschen dann Tierfleisch essen und wie Menschenfleisch im Asartu-Körper weiter leben soll. Das macht auch bei mehrfachem Nachdenken keinen Sinn für mich.

Immerhin irritieren Fehler wie dieser lediglich in einer einzigen Szene - wirken für mich aber nach. Dauerhaft seltsam finde ich hingegen manche Namenswahl: Asartu erinnert frappierend an nordischen Neopaganismus; Sepuku trennt ein einziger Buchstabe vom rituellen japanischen Selbstmord. Auch wenn das Wort einen anderen Ursprung hat ist dies unglücklich.

Manchmal hat sich der Autor jedoch geschickt angestellt und existierende Verbindungen genutzt, wie etwa beim Treffpunkt der Asartu und allgemein der Verarbeitung existierender Legenden. Im Ganzen gesehen funktioniert diese Welt.

Ontologie/Metafiktion mit Kurzgeschichten-Stil

Ein großes Fragezeichen bleibt allerdings: Welche Welt ist dies? Also die Frage nach dem ontologischen Status. Der Anhang gibt sich Mühe, diese Welt als unsere echte auszugeben: Es wird zur Körperspende aufgerufen und eine bereits real erschienene Kurzgeschichte stammt angeblich aus der Feder Hapus.

Metafiktion ist nichts Neues – aber hier passt dies nicht. Nirgends sonst im Roman wird die 4. Wand gebrochen oder die Wirklichkeit hinterfragt. Man kommt auch gar nicht auf den Gedanken, dass all dies „wirklich“ real ist.

Dieses Problem gibt es mehrfach in anderer Form: Der Autor versucht, viele verschiedene Geschichten zu erzählen und drängt zu viele Geschichten in einen einzelnen Roman – im Kurzgeschichtenstil.

Das hat durchaus interessante Effekte, wie etwa der Wechsel zwischen Spannungsebenen und dem Setting: Alltagsleben zu politischer Intrige, zu mystischer Selbstfindung zu Bürgerkrieg. Aber keine dieser Geschichten wird gänzlich ausgefüllt – auch sichtbar an den Fakten die plötzlich aus dem Nichts auftauchen.

Charaktersympathie, und fehlende Linie - aber interessant

Aber die „Genre-Wechsel“ halten den Roman interessant, insbesondere durch Kontraste zwischen sturer Bürokratie und brutaler Militärausbildung. Hier zeigt sich aber ein anderes Problem: Hapu sei „eine junge Frau wie viele andere auch“ sagt der Buchrücken. Oft kann man sie auch sympathisch finden, zumal sie als Ich-Erzählerin fungiert. Aber plötzlich verprügelt sie dann den erstbesten Passanten. Unter Asartu gelten einige andere Gesetze und auch das Recht des Stärkeren. In einer barbarischen Fantasy-Welt ist das unter Umständen akzeptabel; in einer modernen Welt wie unserer macht es dies schwer, Hapu zu mögen.

Ein weiteres Problem: Der Roman beginnt mit einer Rückblende. Wozu? Erst der Epilog von zwei Seiten holt diesen wieder ein – und beginnt praktisch eine neue Handlung. Abermals entsteht der Eindruck, dass zu viel in zu wenig Raum gepresst werden sollte. Das gilt auch für viele Anspielungen und Seitenbemerkungen: wozu im Nebensatz eine herzkranke Mutter erwähnen, wenn dies nie auch nur eine entfernte Rolle spielt? Chekov’s Gun wurde geladen – und auf dem Tisch liegen gelassen.

Dies taugt nicht einmal zur Irreführung sondern ist nur irrelevant. Leider habe ich zum Schluss die Frage im Kopf: Was will der Roman eigentlich? Eine klare Richtung fehlt ihm. Michael Zandt wollte hier einfach zu viel Verschiedenes in einen Roman packen.

Interessant fand ich den Roman trotzdem - bis es mir nach etwa drei Vierteln zu viel der verschiedenen Handlungen wurde. "Spannung" wäre der falsche Ausdruck: Zwar gibt es auch einmal rasante Passagen aber insgesamt geht der Roman eher plätschernd vorwärts.

Michael Zandt kann schreiben. Ihm gelingt es, die reale Welt für den Roman subtil und überzeugend zu verändern. Gleichzeitig versucht er allerdings, zu viel in diesen einen Roman hineinzubekommen.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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