Buch-Cover, Jörg Benne: Das Schicksal der Paladine - Verschollen

Das Schicksal der Paladine - Verschollen

Serie: Das Schicksal der Paladine (#1)Genre: Kinderbuch oder Jugendbuch
Verlag: Koios Verlag
Seiten: 319
Erschienen: 09/2012 (Original: 2012)
ISBN: 978-3-902837-01-1
Preis: 14,50 Euro (Softcover)
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Tristans Schwester liegt im Koma, wegen eines Unfalls; durch Tristans Schuld. Kurz darauf erfährt er, dass es eine Rettung für sie geben kann: Sein ständig abwesender Vater arbeitet nicht auf einer Bohrinsel sondern ist ein Paladin. Er kann durch ein Weltentor nach Nuareth gelangen, wo er magische Kräfte besitzt – und eine Zeit lang behält er diese auch, wenn er zurückkommt; er könnte Tristans Schwester also heilen. Doch seit kurzem sind alle Paladine verschwunden: irgendetwas geht vor auf Nuareth. Tristan bleibt keine Wahl als selbst, allein und ohne Mentor, nach Nuareth zu gehen und einen erfahrenen Paladin zu finden, der seine Schwester retten kann.

Das Buch erhält 7-8 von 10 Punkten.

Der Titel "Verschollen" ist nicht unbedingt ein Eye-Catcher und der Serienname auf dem Cover gar prominenter. Was wie Standard-Titel klingt wartet beim Inhalt jedoch neben dem Standard mit einigen neuen Ideen auf und verzichtet auf den auserwählten, prophezeiten Helden. Trendig als "All-Age" beworben ist "Verschollen" primär für ein jugendliches Publikum geschrieben.

Parallelwelt und Parallelleben

Der Roman beginnt für den Leser wie für Tristan: mittendrin. Von der Vorgeschichte erfährt man kaum etwas; mehr ergibt sich im Laufe der Handlung, aber auf Details wird verzichtet. Am Anfang der Handlung steht der Unfall – verursacht indirekt durch den einmal mehr abwesenden Vater und ganz unmittelbar zu Tristan. Als Tristan von der Heilungsmöglichkeit erfährt, gibt es für ihn keine Frage: er muss es versuchen, auch wenn seine Mutter fürchtet, auch ihn zu verlieren. Neu: Tristan geht nicht als auserwählter Held oder gar Weltenretter. Er will nur seinen Vater finden und seine Schwester retten. An den Heldenstatus erinnert nur sein Alleinsein: alle anderen Paladine sind verschwunden – und natürlich wird auch Tristan ungewollt in diese Angelegenheit hineingezogen. Denn Tristan ist nun mal auch ein Paladin und hat als solcher besondere Kräfte auf Nuareth.

...und Parallelleben

Nuareth ist Tristan zunächst recht fremd. Hier gibt es typische Fantasy-Wesen sowie Katzen- und Wolfsmenschen. Dabei ist seine Aufgabe doch einfach: Nach Nuareth gehen, seinen Vater finden, zurück nach Hause, die Schwester heilen. Doch nicht nur muss Tristan feststellen, dass sein Vater mitsamt den anderen Paladinen verschollen ist; auch erfährt er nach und nach, dass sein Vater sich hier ein ganzes neues Leben aufgebaut hat. Auch die freundliche, familiäre Aufnahme Tristans in Nuareth kann seiner Enttäuschung über seinen Vater nicht abhelfen, die insbesondere am Ende des Buches stärker durchscheint: Dieser Vater war zwar Anführer der Paladine, meinte alles gut, aber makellos war er nicht. Sein Bedauern versucht er auszudrücken, aber insgesamt wirken die Gefühlserklärungen einiger Charaktere verklemmt – vermutlich nicht einmal ganz zu Unrecht. Ein begrüßenswertes Abweichen von puren Helden ist dies allemal.

Magie auf Tattoo-Druck

Auffälligstes Merkmal des Romans ist das Magiesystem. Auf den Armen der Paladine erscheinen Runen. Um Zauber zu wirken, müssen diese Runen in einer bestimmten Kombination gedrückt werden. Das erinnert an die Programmierung eines Computers, wie auch Tristan bemerkt. Und es hat ganz eigene Tücken: Erstmal muss man alle Runen und ihre Bedeutung kennen; dann muss man sie in möglicher Hektik auch noch finden. Man stelle sich vor: statt einem kleinen Flämmchen zum Feuer anzünden drückt man aus Versehen auf "extra stark/groß"… Bediensicher ist dieses System nicht – aber interessant. Auch der Autor hat das Problem des Systems erkannt und gelegentlich herausgestellt. Dies ist auch deshalb überzeugend, weil Tristan keine lange Ausbildung erhält sondern einen "Schnellkurs" für seine Runen durchläuft. Näher auf die Funktion der Magie geht der Autor jedoch nicht ein – verständlich, denn dies würde fast sicher in langweiliger Exposition enden. Auch so entfällt zu Beginn viel Zeit auf die Erklärung der Welt, bleibt dabei aber lebendig. Das letzte Drittel des Romans wird hingegen sehr gedrängt und actionlastig.

Standard-Bedrohung

In der modernen Fantasy sind Paladine typischerweise edle Streiter für das Gute und Gerechte, oft in direktem Auftrag einer Gottheit. Von diesem Standard weicht Jörg Benne leicht ab. Erdenmenschen haben auf Nuareth besondere Kräfte und gelten als Halbgötter (wobei die Götter selbst erstaunlicherweise keine Rolle spielen). Neben den Paladinen, die der Rollenspiel-Version sehr nahe kommen, gibt es auch die Menschen, die ihre Kräfte für persönlichen Machtgewinn nutzen wollen. Sie waren eigentlich besiegt – aber stecken vielleicht diese "Schwarzmagier" hinter den jüngsten Problemen?

Der Konflikt schlägt in der zweiten Romanhälfte durch und ist ein klassisches Gut gegen Böse. Viel Action und Kämpfe herrschen hier vor und der Roman macht einen Schritt Richtung standardisierte Sword & Sorcery, fügt aber einige Facetten zu alten Klischees hinzu und besteht auch nicht darauf, jeden Feind töten zu müssen. Die Handlung wird einfacher, möglicherweise ein wenig zu einfach, insbesondere vor dem Trend der "All-Age-Fantasy". Typisch für ein Jugendbuch kommt es zwar zu Blutvergießen, Gemetzeln und Szenen mit Gruselpotential, aber diese werden aber entschärft und somit weniger brutal als spannend wahrgenommen.

Das Ende des Romans macht schließlich durch den Hauptcharakter eine klare Feststellung: Aufgabe erledigt; uurück zur Erde; das war’s. Ja nee, ist klar. Das wird wohl eher nicht funktionieren, wie sich jeder Leser (zumal einer Serie) denken kann. Leider sind die letzten Seiten auch die schwächsten: Zunächst wirkt die Handlung gedrängt und das Ende ist zwar ein Abschluss, komm aber doch sehr abrupt.

"Das Schicksal der Paladine - Verschollen" ist ein Fantasy-Roman, der sich an verschiedenen Stellen von Standards löst. Allen voran ist hier das Magiesystem zu nennen, aber auch der Verzicht auf einen Weltenretter-Helden mit Familienproblemen ist interessant. Schwachstelle des Romans ist hingegen der Spannungsbogen der von gemächlich zu verkürzend-gehetzt umschwingt.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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