Buch-Cover, Patrick Rothfuss: Die Furcht des Weisen Teil 1

Die Furcht des Weisen Teil 1

Originaltitel: The Wise Man's Fear [AME]
Serie: Die Königsmörder-Chronik (#2)
Übersetzer: Hans-Ulrich Möhring
Sprecher/Regie: Stefan Kaminski
Genre: Fantasy
Spieldauer (Min): 1618
Erschienen: 01/2013 (Original: 2011)
ISBN: 978-3-86717-961-4
Preis: 24,95 Euro (CD)
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Wertung: 5/5 Grimoires; 9/10 Punkte, Sehr gut

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Nach dem Auftauchen eines Dämons in Kotes Kneipe geht das Leben im Ort weiter. Neben der Totenfeier erzählt der Wirt weiter seine Lebensgeschichte, die Geschichte von Kvothe dem Blutlosen. Weiterhin begleitet ihn Geldknappheit und das Verbot, die Bibliothek zu betreten. Erst durchs Studium der Namenskunde gelingt ihm auch hier der Zutritt - und neue Möglichkeiten über die Chandrian zu forschen. Doch Kvothe ist enttäuscht: fast scheint es, als würde jemand jegliche Information über die Chandrian und die Amyr entfernen... Sein anhaltender Privatkrieg mit Ambrose zwingt ihn, die Universität zu verlassen. Immerhin gibt ihm dies die Gelegenheit, Maer Alveron zu unterstützen und als Gönner zu gewinnen, den Mann der sprichwörtlich reicher ist als der König von Vintas. Aber auch dort erwarten ihn Gefahren, ein heftiger Streit mit Denna und das Geheimnis des Lethani.

Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.

Wie kann man erneute 27 Hörstunden kurz zusammenfassen? Man kann nicht. Ebenso wenig kann man sinnvoll mit diesem ungekürzten Hörbuch einsteigen, was aber nur heißt, dass man "Der Name des Windes" vorher genießen sollte. Erneut webt Patrick Rothfuss viele bekannte Fantasy-Elemente zu einer neuen Geschichte um einen Protagonisten, der schon in jungen Jahren legendär geworden ist - ohne ihn dabei zum nervigen Alleskönner zu machen. Nicht geeignet ist die Reihe einzig für Leser, die von Anfang an ein klares Ziel mit wenig Abschweifung brauchen.

28 Stunden voller Handlung

Lange Bücher heißen gelegentlich, dass der Autor schwafelt oder sich in der Erklärung seiner Welt verliert. In dem Fall ist die Handlung kurz. Nicht so bei Patrick Rothfuss: Alle Handlung kurz wiederzugeben, ist unmöglich. Rothfuss behält die Doppelstruktur mit dem erzählenden Wirt Kote und den erzählten Erlebnissen Kvothes bei, aber er schwafelt nie. Wenn überhaupt tun dies seine Figuren, die gelegentlich abschweifen. Obige Inhaltsangabe zeichnet somit auch nur die Haupthandlung nach, die durch viele Nebenhandlungen ergänzt wird: Ausflüge nach Tarbean, Seminare bei Elodin, Treffen mit Denna oder Auri, Arbeit, die Suche nach Geld. Ein guter Eindruck davon, wie viel Kvothe eigentlich erlebt: Auf seiner Reise gerät er in eine Meuterei und wird von Piraten überfallen - was er als uninteressant überspringt und abhakt. Einige Kleinigkeiten und Querverbindungen werden manchem auch erst im Nachhinein auffallen - oder beim zweiten Hören, was ich mir bei diesem Hörbuch problemlos vorstellen kann. Zu den simpelsten Lektüren zählt "Die Königsmörder Chronik" ohnehin nicht: Einige Bezüge zur Realwelt lassen sich finden, drängen sich jedoch nie auf.

Nebenplots aufzuzählen wäre ebenso sinnfrei wie eine mehrseitige Inhaltsangabe. Kritisch kann man durchaus sehen, dass man vieles aus anderen Romanen kennt und dass Kvothe allein mehr erlebt als ein ganzes Dorf. Eine gewisse Wahrheit steckt in dieser Kritik, aber gerade das macht Kvothe zum "Helden" und wirklich gänzlich neue Plots gibt es selten bis nie. Patrick Rothfuss nutzt alte Plots, aber er verbindet und erzählt sie exzellent. Kvothe wird auch nie zum Überhelden: Faszination liegt auch darin, wie ihm etwas gelingt, wie er ein Abenteuer erlebt. Schon zu Beginn von "Der Name des Windes" wird der Leser mit Ereignissen geteasert: Als Kvothe der Arkane, der die Stadt Trebon niederbrannte, stellt er sich vor. Das hat man bereits erlebt. Aber wie wurde Kvothe zum Königsmörder? Das bleibt offen und bisherige Ereignisse legen einige Twists nahe und dass dies nicht ein ganz so simpler Mord ist, wie man zuerst glauben mag.

Eine weitere Kritik kann sein, dass dem Roman kein direktes Ziel gegeben ist. Rothfuss schwafelt nicht. Aber Kvothe erlebt auch vieles, was unter "Alltägliches" fällt, aber dennoch interessant ist. Kvothe ist kein prophezeiter Held, der einer Aufgabe folgt. Kvothe muss lernen, studieren, seinen Weg im Leben finden - und der ist selten so geradlinig, wie manche Fantasy-Romane es darstellen. Kvothe ist zwar ein "Held", jemand der klar aus der Masse heraus sticht, aber er muss sich auch mit mundanen Dingen beschäftigen. Erfreulich ist, dass Kvothe trotz allem kein idealisierter Gary Sue" ist, dem alles zufällt. Im Gegenteil: Kvothes Leichtsinnigkeit bringt ihm immer wieder Probleme und Ärger.

Magie, Mystik und Mundanes: Die Suche nach den Chandrian

Jener Ärger bewegt sich keineswegs in epischen Bahnen. Die epische Dimension der Königsmörder-Chronik bleibt angedeutet, durch Kvothes eigene Legende und seine Suche nach den Chandrian. Dennoch ist die Handlung im Grunde die Geschichte einer einzelnen Person: des jungen Kvothe, der noch lernt; und des alten Kote, der "aufs Sterben wartet". "Die Furcht des Weisen" geht nicht Richtung Sword and Sorcery, sondern bleibt Fantasy mit einem realistischen und pragmatischen Touch: Geldprobleme verfolgen Kvothe; sein Verhältnis mit der Geldleiherin Devi ist weiterhin zwiespältig. Er muss in der Universität arbeiten; die Bibliothek ist im weiter verwehrt - und Informationen über die Chandrian oder die Amyr sind nicht auffindbar, wirken sogar bewusst manipuliert. Selbst das Lernen ist schwer und das ausgerechnet bei Elodins Namenskunde, von der Kvothe sich so viel verspricht. Wegen seines Privatkriegs mit Ambrose muss er die Universität, die einzige Heimat die er kennt, sogar verlassen. Magie existiert weiterhin mit der alchemisch-wissenschaftlichen "Sympathie", wird bis zum Finale aber sehr sparsam und eingeschränkt angewandt. Vermisst man dies? Wenn man Zauber und Magie für ein absolutes Muss in der Fantasy hält, vielleicht. Der magisch-mystische Anteil steigt jedoch im zweiten Teil des zweiten Teils.

Viel zu lang: Zweigeteilter zweiter Band

Moment: zweiter Teil des zweiten Teils? Ja, ernsthaft. Ist das Geldmacherei; macht das Sinn? Diese Vorwürfe kommen leicht, haben wenig mit dem Unterhaltungswert des Buches zu tun und wurden bei verschiedenen Kommentaren vorgebracht.

Halten wir uns zunächst an Fakten: Die Königsmörder-Chronik war als Trilogie konzipiert, mit drei Erzähltagen. Schon beim zweiten Tag übernahm sich Autor Patrick Rothfuss jedoch. Der englische zweite Roman hat 994 Seiten und ist damit etwa drei Mal so lang wie ein normales Buch. Die Übersetzung ins Deutsche macht den Text noch einmal länger. Über tausend Seiten für ein "Taschenbuch" verdienen diesen Namen nicht - handlich ist es erst recht nicht. Klar: eBook, MP3-Dateien (ein Format, das ich immer noch ausgezeichnet finde) und CDs beheben das physische Problem. Und mein 2GB-iPod bekommt ein Buch zwar nicht in einem Stück gespeichert, ist aber auch hoffnungslos veraltet.

Ja, man kann den Vorwurf erheben, zwei Mal kassieren zu wollen. Meiner Meinung nach rechtfertigt die Länge aber eine Zweiteilung. Nimmt man beide Teile zusammen, zahlt man knapp einem Euro pro Hörstunde. Das ist meines Erachtens absolut akzeptabel, denn Leerlauf gibt es so gut wie keinen und mein größter absoluter Kritikpunkt ist marginal: Manchmal gelingt es Sprecher Stefan Kaminski leider nicht, die Charaktere im Gasthaus stimmlich zu unterscheiden. Kote klingt wie Bast. Das verwirrt manchmal kurzzeitig. Schade trotzdem, denn im ersten Teil gelang Kaminski die Stimmgebung besser. (Nicht ganz ausschließen kann ich hier jedoh einen Tonverlust durch die Technik.)

Fazit: "Die Furcht des Weisen (1)" ist ein hochklassiges Hörbuch für alle, denen "Der Name des Windes" bereits gefiel. Patrick Rothfuss bietet Fantasy, die in der Ferne Epik andeutet, dabei aber das Mundane nicht vergisst und trotz vergleichsweise realistisch ist. Nicht auf seine Kosten kommt, wer eine klare, geradlinige Handlung mit einem klaren Endpunkt sucht. Das sollte aber auch allein die Spieldauer klar machen, zumal Rothfuss den Leser nicht explizit auf alle Details aufmerksam macht. Zugreifen!

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Leseprobe

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Zitat(e) aus dem Buch

  • Dreierlei fürchtet der Weise: die See bei Sturm, die mondlose Nacht und den Zorn eines sanftmütigen Mannes.

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