Buch-Cover, Nicola Bardola: Wolfgang Hohlbein: Leben und Werk

Wolfgang Hohlbein: Leben und Werk

Genre: Sekundärliteratur
Verlag: Neobooks
Seiten: 118
Erschienen: 07/2013 (Original: 2013)
ISBN: 978-3-8476-4410-1
Preis: 1,99 Euro (Softcover)
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Manchmal sagt der Titel alles: "Wolfgang Hohlbein: Leben und Werk" ist eine Biographie zu Wolfgang Hohlbein, dem vermutlich bekanntesten deutschen Fantasy-Autor. Kritischer als diese sehr wohlmeinende Biographie mag man es vorziehen, ihn als den "bestvermarkteten" deutschen Fantasy-Autor zu bezeichnen. Das ändert nichts an ihrer generell angenehmen Lesbarkeit. Kritik kann man jedoch ebenfalls äußern: Diese Biographie lässt sie Tiefe vermissen und richtet sich eher an den normalen Fantasy-Leser und gibt einen eher oberflächlichen Überblick über Hohlbeins Werk.

Das Buch erhält 6-7 von 10 Punkten.

Stärken: Kurze Abschnitte, kompletter Rundumblick

Fangfrage: Wann haben Sie zuletzt eine Biographie (und ich meine keinen biographischen Roman!) zur Hand genommen? Überhaupt einmal? Der Gattung haftet der Hauch von Langeweile und langen Fakten an. Diese Biographien gibt es, aber diese hier gehört nicht dazu.

Nicola Bardola labert nicht, verzettelt sich nicht in Fakten, kaut nicht endlos auf einem Werk oder Aspekt herum. Statt einer fortlaufenden Chronologie unterteilt er die Biographie in vier Abschnitte: "Vom Heftroman zum Schmöker" gibt eine Chronologie der Entwicklung. "Motive von ANDERS bis WASP" geht auf Motive und Plots (auch in anderen Romanen) ein. "Multiplikatoren und Adaptoren" beleuchtet Hohlbeins Präsenz außerhalb seiner Romane. "Das Werk" gibt im Schnelldurchlauf Zusammenfassungen ausgewählter Werke.

Diese Abschnitte sind in kürzere Themen oder Schlagworte unterteilt, die längenmäßig meist unter einer Seite bleiben. Beispiele sind "Schmuck" oder "Magischer Virus" oder auch "Heike Hohlbein" und "Holyhell". Zwar ist das mir vorliegende PDF-Format auf meinem eBook-Reader mangels veränderbarer Schriftgröße leicht ungünstig (ePub wählen, wenn möglich!), die Schlagwort-Länge macht die Biographie jedoch einfach und angenehm lesbar. Auch zwischendurch in kleinen Häppchen oder an den Stellen, die einen interessieren.

Dies ist eine Biographie für Leser. Eine Biographie für Fans, die einen Rundumblick auf Hohlbein geben und Lust auf einige Bücher machen will. Dies ist das Positive. Aber gleichzeitig liegt in eben diesem Positiven auch das Negative.

Objektivität oder "Werbung"?

Denn bisweilen fragte ich mich, wie objektiv die Biographie ist. Gegen generelle Gutwilligkeit ist nichts einzuwenden, aber es ist sehr auffällig, dass über Dinge, die schief gingen, einfach hinweggegangen wird. Paradebeispiel: "Infinity - der Turm". Auch dieses Werl erhält einen immerhin zweiseitigen Abschnitt und schließt: "Was ein Höhepunkt in Hohlbeins Werk werden sollte, ist in Wirklichkeit ein Tiefpunkt". Bezeichnend ist, dass ein guter Teil des Eintrags auf kritische Leserstimmen entfällt. Auf mich wirkt dies, als wolle der Biograph vermeiden, Negatives zu sagen. Das ist schade, denn gerade an dieser Stelle hätte ich mich über eine kritische, tiefere Auseinandersetzung und der Suche nach Gründen gefreut. Auch ohne, dass die Biographie zur wissenschaftlichen Analyse "verkommt" oder die Schuld zwangsläufig und gänzlich beim Autor sucht.

Zweifel an der Objektivität stiegen auch aus anderen Gründen. So wird Hohlbeins Mitarbeit am Rollenspiel "Das Schwarze Auge" betont. Meines Wissens nach war er einzig und allein an der Romantrilogie "Das Jahr des Greifen" beteiligt. Und selbst hier gab es von Anfang an hartnäckige nie dementierte(!) Gerüchte, dass Hohlbein nur als namenhaftes Zugpferd diente für Bernhard Hennen, der auch die gleichnamigen Abenteuerbände verfasste. Besonders irritierend: Wie schon auf dem Buchrücken werden auch hier die Ortsnamen verunstaltet. Das steigert mein Vertrauen nicht gerade. Gewünscht hätte ich mir eine klare Aussage, wie genau Hohlbein mitgearbeitet hat, wie die Mitarbeit ablief. Ansonsten muss ich diese Lücken selbst füllen, und Lücken können ja durchaus beredt sein. Warum will man eventuell gar nichts sagen?

Wenig objektiv und dadurch Zweifel schürend wirkt auch der letzte Satz zu einer Buchreihe: "Sechs Anwärter auf die Erbschaft. Sechs Bände. Ein Ort. Eine Nacht." Man verzeihe mir, aber das klingt doch wie der Sales-Pitch einer (klischeehaften) Fernsehreihe. Ja, ich sollte hier noch einmal klarstellen: Ich mochte einige Werke Hohlbeins; ich wurde aber schnell recht kritisch Hohlbein gegenüber. Dementsprechend habe ich Probleme mit einer kritiklosen Auseinandersetzung.

Fehlende Kritik und Tiefe; fehlende Wissenschaftlichkeit

Kritik fehlt. So einfach kann man die große Lücke der Biographie in zwei Worten auf den Punkt bringen.

Die Biographie eine Werbeschrift für Hohlbein zu nennen, wäre trotzdem ungerecht, auch wenn es solche Tendenzen gibt. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung findet nicht statt. Die Einträge zu Motiven wie auch zu den einzelnen Werken gehen nur marginal über eine Zusammenfassung der Handlung hinaus - und brechen vor der Auflösung ab. Gutwillig kann man sagen, dass zukünftigen Lesern das Ende nicht verdorben werden soll. Dann sind wir aber wieder bei diesem Punkt: Dies ist eine Biographie für zukünftige Leser, die Lust auf Bücher machen soll. Und damit in diesem Sinne: Werbung. In einer Biographie erwarte ich durchaus "gespoilerte" Enden und eine Aufarbeitung im Gesamtwerk des Autors.

Fehler Hohlbeins werden nicht angesprochen: Anderes war wichtiger, der Verlag erschloss sich zu etwas anderem; genauer wird es nicht. Hohlbein trägt nie Schuld oder Verantwortung. Statt einer objektiven Betrachtung auch nur eines Fehlschlags kommt er selbst zu Wort. An sich ist nichts davon verwerflich, aber im Gesamteindruck lässt mich der Verdacht einer rosaroten Brille nicht los. Warum nicht ein oder zwei tiefer analysierte Werke? Nur am Rande wird zugegeben, dass Hohlbein keine hochliterarischen Werke schreibt. Aber "Trivialliteratur" ist nicht wertlos: Sie wird gelesen. Warum? Wodurch begeisterte sie? Denn dass Hohlbein sich verkauft(e), das ist unstrittig. Und den Wert von "Trivial"-Literatur, die gelesen wird, unterschreibe ich absolut. (Ketzerische Frage: Ist denn "Hochliteratur" besser, denen einige elitäre Preise nachwerfen, die sonst aber niemand liest oder gar versteht?)

Nicola Bardola kann auch anders. Er kann auch kritischer sein. Das ist er jedoch zu kurz und nur im Nachwort und fragt abschließend, ob Hohlbein sich eventuell "leergeschrieben" hat. Hier, am Ende, gibt Bardola einen persönlich geprägten Blick auf Hohlbein und stellt offene Fragen: Wie beeinflusst die Politik Hohlbeins Werk? Braucht Hohlbein Erfolg, um weiter schreiben zu können? Wie weit lässt er sich in die Karten blicken? Antworten auf genau diese Fragen und eben nicht nur das, was das "professionelle System" (so Bardola) Hohlbein auch sehen lässt, hätten dieser Biographie mehr Objektivität verliehen. Und sie viel interessanter gemacht. Vermutlich auch ein wenig schwerer verdaulich, aber dies hätte ich gerne akzeptiert.

So ist "Wolfgang Hohlbein: Leben und Werk" eine gut lesbare Biographie für Leser und Fans. Was sie bekommen ist eine Übersicht über Hohlbeins Werk. Vieles wird angerissen; auf weitere Titel wird durchaus Lust gemacht. Unkritische Leser erhalten eine sehr flüssige Biographie. Hohlbeinkritische Leser werden aber unweigerlich diesen Mangel an Kritik bemerken und sie vermissen. Am Ende werden sie gar sagen, dass sie im Grunde nicht wirklich viel über Hohlbein erfahren haben. Wie tief also will das "professionelle System Hohlbein" wirklich blicken lassen?

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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