Buch-Cover, Tad Williams: Die Grenze

Die Grenze

Serie: Shadowmarch (#1)
Übersetzer: Cornelia Holfelder-von der Tann
Sprecher/Regie: David Nathan
Genre: Fantasy
Spieldauer (Min): 1853
Erschienen: 10/2015 (Original: 2004)
ISBN: 978-3-8445-1804-7
Preis: 24,99 Euro (CD)
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In den Markenlanden herrscht seit langem ein gespannter Frieden. Im Süden droht der expansionistische Autarch von Xis, doch der ist weit weg. Im Norden bildet die Schattengrenze das Ende der bekannten Welt, ein Wall aus unvergänglichem Nebel. Er ist nicht undurchdringlich, aber Schiffe und Menschen, die in jene Schattenmark (oder Shadowmarch) gelangen, kehren nie zurück. Doch diese Grenze rückt nun vor - und das zu einem Zeitpunkt, als der König ein Gefangener ist. Nach einem Anschlag sind plötzlich und vollkommen unvorbereitet die fünfzehnjährigen Zwillinge Briony und Barrick Regenten. Neben den Intrigen an ihrem Hof und der Rettung ihres Vaters müssen sie sich auch mit den Qor auseinanderzusetzen: Das Heer jener Zwielichtler von hinter dem Nebelwall, jener Elben marschiert in die Reiche der Menschen ein. Und von den Menschen unbemerkt haben die Funderlinge einen seltsamen Jungen bei sich aufgenommen, den sie an der Schattengrenze fanden.

Shadowmarch: Die Grenze erhält 8 von 10 Punkten.

Shadowmarch - Die Grenze ist ein typischer High Fantasy-Roman. Wie häufig legt auch hier der erste Roman der Serie die Grundkonflikte dar und stellt viele Personen vor. Tad Williams geht jedoch kaum auf Welt und Politik ein, sondern lässt die Gegebenheiten aus der Handlung heraus klarwerden und macht dabei Lust auf mehr. In dieser ungekürzten Leseung trägt dazu auch die großartige Stimme von David Nathan dabei, die durchgehend brilliert.

Gefangener König - Ermordeter Regent

Ein gefangener König, das Angebot einer Heirat statt Lösegeld - für viele gebeutelte Adelige eine Alternative zu hohen Steuern. Zu einer Entscheidung kommt es jedoch nie, denn der Regent wird unter mysteriösen Umständen ermordet.

Ein Schuldiger ist schnell gefasst: Shaso dan-Heza, einstiger Kriegsgefangener, dann Vertrauter und Waffenmeister König Olins sowie Lehrer von Prinz Barrick. Alles spricht gegen den Südländer, doch Prinzessin Briony zweifelt mehr und mehr an seiner Schuld. Shaso jedoch verteidigt sich nicht und schweigt; Prinz Barrick ist von seiner Schuld überzeugt. Mehr als ein zu lösender Kriminalfall ist die Frage nach dem Mörder jedoch ein Rätsel, das von außen kaum lösbar ist - abgesehen davon, dass Shaso allzu offensichtlich schuldig scheint.

Angriff der Qor-Elben

Dies sind jedoch nicht Südmarks einzige Probleme: Briony und Barrick erfahren von einer verschwundenen Karawane. Eine Untersuchung zeigt: Die Qor, die Zwielichtler, die Elben marschieren - dabei hält man sie für Sagengestalten. Doch nun haben sie sich unter ihrer Fürstin Yassamez vereint und wollen sich das Land zurückholen, das die Menschen ihnen einst nahmen. Noch ehe sie es wissen, befinden sich die Markenlande erneut im Krieg - mit einem Feind, den sie weder kennen noch verstehen.

Andersartige Elben

Wer an Elben denkt, hat meist ein Bild von Tolkien-Elben vor Augen: groß gewachsen, mit Langbogen, schön, alterslos. Tad Williams' Qor sind andere Elben. Bei ihnen gleicht keiner dem anderen - sie sind eine bunte Mischung verschiedener Feenwesen - und wirken gerade wegen ihrer unverständlichen Andersartigkeit bedrohlich.

Unverständlich ist auch das Wort, das die Schattenmark zusammenfasst. Sie ist kein Elbenwald, sondern eher eine eigene Welt mit eigenen Regeln und Naturgesetzen - eine klassische Feenwelt, in der fast alle Menschen verrückt werden.

Findelkind von der Grenze

Aber nicht alle Menschen. Unter Südmark-Stadt lebt das zwergen- oder gnomenähnliche Volk der Funderlinge. Zu ihnen gehören auch Chert und Opalia, die einen Menschenjungen nahe der Schattengrenze finden. Er muss von jenseits der Grenze stammen. Zurückschicken oder liegenlassen - der kann nur gefährlich sein, meint Chert. Doch Opalia setzt sich durch: Er ist ein Kind und man darf ihn nicht einfach alleine lassen.

Bald ist Flint auch für Chert wie ein Sohn. Doch die Seltsamkeit des Jungen lässt sich nicht verleugnen: Er trägt merkwürdige Gegenstände bei sich, trifft die Dachlinge - Feenwesen, die seit Generationen niemand gesehen hat - und verhält sich mehr als ungewöhnlich. Was hinter diesem Jungen steckt, bleibt sowohl für Charaktere als auch Leser offen.

Intrigen und verunsicherte Regentin

Genug Probleme? Sicherlich, aber dies ein Hauptthema habe ich noch nicht erwähnt: Die Zwillinge Briony und Barrick werden mit erst fünfzehn Jahren zu Prinzregenten - unvorbereitet und verunsichert. Sie haben noch nicht einmal herausgefunden, was sie wirklich wollen, wer sie sind. Und in allen obigen Problemen erwartet man eine Führungsrolle von ihnen: Bei der Auslöse ihres Vaters, beim Kampf gegen die Qor.

Wem können sie vertrauen? Am Hof scheint jeder ein eigenes Spiel zu treiben. Nicht immer ein böses: Gardehauptmann Ferras Vansen liebt die Prinzessin abgöttisch, wagt sich ihr jedoch kaum zu nähern; der Hofarzt Chaven scheint ein guter Mann, doch seine eigenen Prioritäten und sein eigenes Wissen zu verfolgen.

Die beiden Prinzregenten versuchen sehr unterschiedlich, mit der Situation fertig zu werden. Briony genießt ihre neue Freiheit: Sie entflieht der Frauenrolle, trägt Jagdkleidung und genießt ihre Macht. Doch sie hat auch immer wieder das Gefühl, ihrem Bruder unrecht zu tun, ihn zu übergehen. Dabei ist er der Einzige, dem sie wirklich vertraut. Prinz Barrick wird jedoch zunehmend depressiv und meidet Briony. Seine Schwester kommt ja exzellent ohne ihn zurecht. Außerdem ist da noch der verschwundene Brief seines Vaters. Nie, nie darf irgendjemand von dem Geheimnis erfahren, auf das sein Vater offensichtlich anspielt - nicht einmal Briony! Und von seinem Träumen mag Barrick erst recht nicht berichten.

Diverse Kulturen - Wechselnde Perspektiven

Mit Briony und Barrick zeichnet Tad Williams ein durchaus nachvollziehbares Bild zweier junger Menschen, die plötzlich für ein ganzes Königreich sorgen müssen und gleichzeitig erst zu sich selbst finden. Erfahrene Leser werden spekulieren, dass die Qor, das Findelkind und Barricks "Krankheit" im Zusammenhang stehen - in Die Grenze bleibt es jedoch bei Andeutungen.

Viele Perspektiven und Handlungen sind bei Mehrteilern nicht ungewöhnlich und so bleibt auch der Sinn mancher Nebenrolle (noch) verborgen. Die Haupthandlung spielt in den Markenlanden auf dem nördlichen Kontinent Eion. Auf dem Südkontinent Xand begleitet der Leser die Bienenpriesterin Qinnitan, die aus unbekannten Gründen zur Ehefrau des Gottkaisers und Autarch von Xis wird, welcher wiederum danach trachtet, sein Reich auf Eion auszudehnen. Dies ist jedoch eine ferne Bedrohung und eine Verbindung zur Haupthandlung fehlt derzeit. Mit unglücklicher Liebschaft und Intrigen im Frauenpalast hätte ich auf diese Handlung gerne verzichtet. Einziges Verbindungsmerkmal soweit: Wie Briony (und Yasammez) ist Qinnitan eine starke Frau, die für sich selbst entscheiden will.

Interessanter fand ich die unterschiedlichen angedeuteten Kulturen: Die Markenlande wirken mittelalterlich-europäisch; das südliche Eion erzeugt ein südländisch-maurisches Gefühl. Xis mit Leopardengarde, Priestern, Frauenpalast und Gottkaiser erinnert mich hingegen an den Fernen Osten mit Facetten anderer Kulturen.

Auftakt mit überschaubaren Perspektiven

Trotz vieler Perspektiven: Im Vergleich zu beispielsweise Das Geheimnis der Großen Schwerter bleiben sie überschaubar. Oft sind mehrere Figuren gemeinsam unterwegs; ihre Wege treffen häufig zusammen oder bewegen sich von zwei Seiten aufeinander zu. Auch wenn die Verbindungen noch nicht immer da sind, wirkt die Erzählung kompakter als manche andere.

Hier könnte ich noch die üblichen Plattitüden für einen ersten Serienteil anführen: Vieles wird nur angerissen, begonnen und erst später wichtig werden. Dabei wird es jedoch nie langweilig. Tad Williams treibt die Geschichte durch Handlung voran und lässt Land und Politik im Vorbeigehen entstehen, ohne Zeit nur für Beschreibung beiseitezugeben. (Eine Versammlung der Qor am Beginn einmal ausgenommen, die eine epische Auseinandersetzung andeutet.)

Fehlen Details? Sicherlich für jene, die alles über eine Welt wissen möchten - viel eher aber bei den Figuren. Manche Figuren charakterisiert Tad Williams durch Wünsche und Handlungen sehr gut. Andere hingegen bleiben blass und lassen sich nicht wirklich einordnen: Ist der Hofarzt Gelehrter oder Magier? Intrigant oder Loyalist? Gut oder Böse?

Wie auch immer: In jedem Fall macht Tad Williams Lust auf mehr. Shadowmarch lässt viele Geheimnisse offen, setzt auf starke Frauen und unübliche Elfen. Einiges ist anders auf Eion, aber im Kern ist Shadowmarch - Die Grenze der Auftakt zu einer Serie der klassischen High Fantasy. Und ein guter Auftakt.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


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