Buch-Cover, G. A. Aiken: Call of Crows - Entfacht

Call of Crows - Entfacht

Originaltitel: Call of Crows: The Undoing [AME]
Serie: Call of Crows (#2)
Übersetzer: Karen Gerwig
Genres: Romantic Fantasy; Urban Fantasy
Verlag: Piper
Seiten: 432
Erschienen: 01/2017 (Original: 2016)
ISBN: 978-3-492-97485-1
Preis: 9,99 Euro (Softcover)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

8/10

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Kurz & Knapp

  • Figuren Geschmackssache
  • Figuren und Action, wenig Handlung
  • Ziemlich durchgeknallte Action

Jacinda Berisha wurde von ihrem Ehemann ermordet. Doch nun kämpft sie als Crow für Skuld und die Götter der Wikinger - obwohl sie eigentlich recht friedliebend ist und eher ihre Ruhe will. Das ändert sich jedoch schnell, sobald sie in den Berserkerrausch verfällt, den selbst ihre Freunde fürchten. Zu denen zählt Jace auch den Protector Ski Eriksen, der die scheinbar so schüchterne Berserkerin, die sich am liebsten vor allen versteckt, ziemlich süß findet. Und da eine rachsüchtige Göttin (mal wieder) Ragnarök einleiten will, müssen die Clans dringend zusammenarbeiten.

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.

Anknüpfungspunkte zur Nordischen Mythologie hat dieser Roman zweifellos viele. Urban Romance kommt auch nicht zu kurz und wird zeitweilig zu handfester Erotik. Tiefgang sucht man umsonst, der gesamte Hintergrund ist vielmehr Aufhänger für ziemlich viel Action und extrem durchgeknallte Figuren. Und das macht allemal Spaß.

Durchgeknallte Crows

Wer den ersten Teil der Reihe las, weiß es bereits: Die Crows sind eine ziemlich durchgeknallte Gruppe von Frauen und von Skuld für ein zweites Leben auserwählt. Wo Odins Ravens einfach kein Interesse daran haben, klug zu sein, und Thors Riesentöter geradezu tumb sind, macht es den Crows Spaß, andere zu ärgern. Dabei sind sie erstaunlich erfindungsreich - insbesondere untereinander. Denn nach außen hin hält dieser Haufen an Zicken, Biestern, Bitches selbstverständlich zusammen. Ohne eine gewisse Toleranz für oder besser noch Freude an sarkastisch-zynischen Gemeinheiten wird man diesen Krähenhaufen zweifellos hassen.

Ich mag eine zynische Einstellung. Und letztlich halten die Crows ja eben doch zusammen, gehen nur geradezu unglaubliche Wege um andere zu ärgern. So hat Erin es nach wie vor auf Kera Watson abgesehen, die neueste Crow, die im ersten Teil im Zentrum stand. Nur um sie zu ärgern plant Erin über den ganzen Roman hinweg eine Willkommensparty und gaukelt ihr gleichzeitig vor, wie lahm diese vermutlich wird. Naja, vielleicht kann es ja doch jemand irgendwie einrichten ...

Dieses Verhalten ist symptomatisch für den ganzen Roman. Es gibt zwar auch eine Handlung mit nordischen Göttern, aber diese scheint oft hinter die Verrücktheiten der Wikinger-Clans (und ihrer Götter) zurückzutreten. Auch das stört mich aber nicht, denn die "geistlose" Verrücktheit der Clans erlaubt einfach mal entspannende Lektüre, bei der ich mich kopfschüttelnd amüsieren kann.

Ruhige Berserkerin

Ganz ohne Pause könnte man das aber wohl nicht aushalten. Den Verrücktheiten setzt G. A. Aiken auch drei ruhigere Charaktere entgegen: die erwähnte Kera, den Protector Ski und Jacinda Berischa genannt Jace.

Jace ist trotz einiger Perspektivwechsel letztlich die Hauptfigur des Romans und schon wegen der Kombination einiger Eigenschaften interessant. Denn Jace ist die Berserkerin der Crows. Dagegen hat niemand etwas - Rumwüten und Töten ist voll ok und bei manchen Typen kann man ja auch gar nichts anderes Erwarten. Aber danach kommt zwangsläufig dieses elende Rumgeheule. Und außerdem versteckt sich Jace wann immer sie kann vor den anderen, unterhält sich kaum und liest ihre schrecklich depressiven Romane.

Für die Crows steht daher fest: So kann es mit der Schüchternheit nicht weitergehen. Jace muss unter Menschen und braucht einen echten Job! Den findet sie beim Clan der Protectors. Immerhin hat der durchaus attraktive Danski "Ski" Eriksen ihr gerade erst eine Stelle angeboten. Und auch Ski findet Jace ziemlich süß, treibt sie aber wie ihre Crow-Schwestern in die Flucht bevor er versteht, was eigentlich mit ihr los ist.

Zugegeben: Auch diese Darstellung ist archetypisch und vereinfacht, abseits von Einsiedlern und Magiern sonst aber sehr selten. Ich begrüße es, dass die Thematik überhaupt auftaucht. Ebenso typisch ist auch Jaces Vorgeschichte, die eine weitere Nebenhandlung einführt. Denn vor ihrem Tod war Jace Teil einer Sekte, die Frau des großen Propheten. Dieser sah sie als seinen Besitz und brachte sich schließlich um. Nun kommt er aus der Haft, aber das ist Jace egal. Sie hat ihn hinter sich gelassen - glaubt sie zumindest.

Urban Action vor Nordischem Hintergrund

Neben der persönlichen Ebene von Jace gibt es auch noch die Epische, gespeist aus den Nordischen Mythen. Hier schließt die Geschichte direkt an den ersten Roman an: Die Crows glaubten, Gullveig besiegt zu haben - doch tatsächlich weilt die Wanen-Göttin immer noch in Los Angeles und plant ihre Rache nebst Weltuntergang.

Ist das also die große Geschichte, die Haupthandlung? Ich habe nicht gerechnet, würde ihren Anteil aber auf unter 10 % schätzen. Der Nordische Mythos wirkt bisweilen fast nur wie der notwendige Hintergrund für das irre Verhalten der Clans. Die wenig zielgerichtet und geradezu anti-organisiert arbeitenden Crows sind symptomatisch und auch an anderer Stelle findet man reichlich Beklopptes: geizige Gerechtigkeitsgötter, Faibles für Stripper-Walküren ... und in Sachen Handlung passiert im Grunde nicht viel.

Aber ganz ehrlich: Das macht mir nichts aus. Auch der sehr einfache, geradlinige Stil passt, ebenso wie das ein oder andere Schimpfwort. Und Anknüpfungen an die Mythologie gibt es eben doch immer wieder. Die Edda muss man nicht studiert haben, um diese zu bemerken, aber wenn man sich für die Mythologie interessiert, entdeckt man doch ein wenig mehr.

Romance

Und zuletzt ist da noch Romance. Für einige Kapitel mündet dieser sogar in handfester Viking Style Erotik. Es ist nun wahrlich keine Überraschung, dass Jace und Ski zueinanderfinden. Insgesamt geht das auch recht schnell und ohne wirklich große Probleme - dafür jedoch erst ziemlich spät im Buch, was natürlich auch an den beiden Figuren liegt.

Denn wo Jace eine versuchte Unterhaltung mit einem einfachen "Nein." beendet und einen Flirt gar nicht richtig registriert, schätzt Ski seine eigene, moderne Einstellung - besonders im Kontrast zu den anderen Wikingern. Insbesondere zu den Ravens ist Ski ein krasser Gegenentwurf: Statt auf Muckis und starker Mann zu machen, ist er gebildet, modern und insgesamt ziemlich relaxt. Gleichzeitig jedoch nicht so zwanghaft-manisch wie seine Brüder, mit denen er wichtige Bücher sammelt und beschützt. Dementsprechend passt es sehr gut, dass Ski Jace nicht bedrängt, sondern sie zu verstehen versucht.

Insgesamt bietet Call of Crows: Entfacht genau das, was man nach dem ersten Teil erwarten kann: Abgedrehte Action mit einem Haufen Wikinger und streitsüchtiger Damen, durchgewürzt mit Anknüpfungen an die nordischen Götter. Tiefgang? Nein. Aber klasse Unterhaltung!

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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