Buch-Cover, Peter Freund: Die Stadt der vergessenen Träume

Die Stadt der vergessenen Träume

Serie: Die Legenden von Phantásien (#4)Genre: Phantastik
Seiten: 339
Erschienen: 03/2004 (Original: 2004)
ISBN: 3-426-19644-1
Preis: 18,90 Euro (Hardcover)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

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Kayun und seine Schwester stehen vor einem ernsten Problem: Nachdem bereits ihr Vater ein Opfer des rätselhaften Vergessens geworden ist, verblasst auch ihre Mutter und die beiden sind auf sich allein gestellt. Ihre einzige Hoffnung ist es, die Stadt Seperanza zu erreichen, welche ihnen Schutz vor jenem seltsamen Phänomen bieten kann. Zum Glück ist Kayun ein erfahrener Reisender - zumindest glaubte er das, bis er immer wieder auf Unvorhergesehenes stößt. Dieses Unvorhergesehene sind solche Kleinigkeiten wie komplette Wälder, die zuvor nicht existierten. Als er erfährt, wer dafür verantwortlich ist, steigt seine Hochachtung für einen gewissen "Retter" nicht gerade, doch was bleibt ihm anderes übrig, als weiterhin zu versuchen, mit seiner Schwester die Stadt zu erreichen, zumal sie von gefährlichen Traumfängern gejagt werden?

In jener Stadt hat die junge Saranya ein ganz anderes Problem. Bislang glaubte sie, die Tochter des Hohen Herrn zu sein, doch ihr wird offenbart, dass sie ein Findelkind war. Auf der Suche nach ihren Eltern stößt sie auf das Geheimnis des Rufs. Dieser ereilt ohne Grund Leute aus der Stadt und lässt sie ins Land hinausziehen - als einzige Insomnier, die dies gefahrlos können. Doch keiner weiss, warum und auch nicht, wieso der Ruf in letzter Zeit niemanden mehr ereilt.

Während sie sich weiter nach ihrer Herkunft umhört, erfährt Saranya, dass alle Dokument, die den Ruf betreffen, in einer Kammer unter Verschluss sind. Dies stimmt sie natürlich höchst nachdenklich - warum sollte man diese Dokumente vor denjenigen, die sie betreffen, verbergen? Insbesondere mit den Werken eines Magister Philonius Philippo Phantastus, der einst aus der Stadt verbannt wurde, scheint es mehr auf sich zu haben, als der Hohe Herr ihr erzählen will.

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.

Wie bereits an der Inhaltsangabe deutlich wird, erzählt Peter Freund hier eigentlich zwei Geschichten: Die Saranyas und die Kayuns und seiner Schwester. Eine Verknüpfung besteht quasi nur durch das Geheimnis von Ruf und Vergessen; die Zusammenführung der beiden Handlungsstränge zum Schluss wirkt gehetzt und erzwungen, doch dazu später mehr.

Insgesamt gesehen weiss die Geschichte nämlich zu gefallen. Was recht schnell auffällt sind viele Sprünge. Das Buch hat Kapitel, doch diese Einteilung hätte man sich (und dem Leser) getrost ersparen können. Wozu dient sie, wenn in jedem einzelnen dann doch mehrmals zwischen den zwei Handlungssträngen hin und her gesprungen wird? Einerseits erhöht dies natürlich die Spannung der einzelnen Plots, wenn sie gekonnt eingesetzt werden, wie hier.

Dieses Können mindert allerdings nicht den sich irgendwann einstellenden Nervfaktor - ich möchte doch gerne die Geschichte weiterlesen und nicht zu der langweiligen anderen Episode zurückkehren!

Diese erwähnte "langweilige Episode" ist mehr allgemein zu verstehen als direkt auf dieses Werk bezogen. Allerdings wird es nahezu immer eine für den jeweiligen Leser im Vergleich langweiligere Episode geben. In diesem Fall war es für mich die Kayuns und seiner Schwester.

Der Stil des Autoren ist durchgehend gut und angemessen gehalten. Wie beim ersten Werk der Reihe fühlt man sich nach Phantasien versetzt, wenngleich der Stil keinesfalls mit Ende verwechselt werden kann. Zudem hat genannter Retter die Welt gehörig auf den Kopf gestellt - im Rahmen der Geschichte mit durchaus nachvollziehbaren Folgen. Was mich störte sind weitgehend unlogische Teile der Handlung: Wenn man jemanden rettet, ist dieser jemand natürlich dankbar - aber wieso verrät er neben anderem Dank noch ein ganz besonderes Geheimnis? Wenn es seine Retter irgendwie betreffen würde, wäre dies nachvollziehbar, aber in dieser Geschichte ist das Geheimnis einfach witzlos. Ein solche enormes Geheimnis kann es dann ja gar nicht sein, wenn man es einfach weiter gibt...

Was einen nachgerade grinsen lässt ist die Intertextualität der Geschichte: So wird ein gewisser gläserner Gürtel gefunden oder ein aus dem PC-Spiel "Betrayal at Krondor" aufgegriffenes Rätsel verwendet (dessen Lösung fieserweise nicht genannt wird, mit etwas Nachdenken aber zu finden ist). An demjenigen, der dieses Rätsel gestellt bekommt, kann man eine weitere Stärke des Romans erkennen: die Charaktere wirken nicht eindimensional. Genannter Protagonist ist ein Eulenkopf (durchaus wörtlich zu verstehen). Allerdings hat er eine ganz besondere Vorliebe, die nicht nur den Leser später überrascht. Ähnlich, wenn auch nicht so ausgeprägt, ist es mit anderen Charakteren, die sich mitunter auch wirklich ihrem Namen entsprechend verhalten - Irrlichter und "Rasende Gerüchte" sind eben an gewisse Regeln gebunden und ein abweichen von jenem "Klischee" würde einfach nur falsch wirken. Wie bereits bei den anderen Legenden erwähnt, haben sich Phantásier einfach an ihre dem Namen entsprechende Rolle zu halten.

Alles in allem eine Geschichte mit besten Ansätzen - selbst bei erneutem Nachdenken fällt mir bis hierhin keine allzu große Kritik ein. Da wäre höchstens noch die Vorhersehbarkeit zu nennen: Einen gewissen Schatten und Saranyas Herkunft erkennt der Leser lange bevor sie der Suchenden offenbar wird, allerdings bleiben die genauen Umstände erfreulich unklar (und sind bei Offenbarung nichtsdestoweniger logisch).

Warum dann "nur" 8 Punkte? Wegen dem Ende.

Xayides Machenschaften sind durchaus nicht unpassend und tauchen auch bereits im Prolog auf. Das Finale - nebst Zusammenführung beider Handlungsstränge - kann ich dann allerdings nur mit einem einzigen Adjektiv beschrieben: lahm.

All das, was sich entwickelte wird plötzlich zusammengeworfen. Es wirkte auf mich, als ob eine vorgegebene Seitenzahl erreicht wurde und dringend Schluss gemacht werden musste. Das Resultat ist entsprechend gehetzt - und wirklich enorm lahm, nicht zuletzt dank deus ex machina zur Überwindung letzter Schwierigkeit. Wirklich schade. Einzig positiv am Ende bleibt der Verzicht auf ein zwanghaftes Happy End.

Insgesamt bleibt es natürlich dennoch ein gutes Buch, das qualitativ weit eher zu den ersten beiden Bänden als zum dritten eingeordnet werden kann.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Zitat(e) aus dem Buch

  • Es hat fast den Anschein, als hätte sich Phantásien komplett verändert[..] Das würde jedenfalls bedeuten, dass dieser Retter unsere Welt dermaßen auf den Kopf gestellt hat, dass wir uns selbst nicht mehr darin auskennen.
  • Es hat fast den Anschein, als hätte sich Phantásien komplett verändert[..] Das würde jedenfalls bedeuten, dass dieser Retter unsere Welt dermaßen auf den Kopf gestellt hat, dass wir uns selbst nicht mehr darin auskennen.

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