Buch-Cover, Henri Loevenbruck: Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Originaltitel: Le Testament des siècles [FR]
Übersetzer: Antoinette Gittinger
Genre: Mystery
Seiten: 429
Erschienen: 08/2005 (Original: 2003)
ISBN: 3-426-62837-6
Preis: 8,95 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 6/10 Punkte, Kann-Lektüre

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Wertung: 2/5 Grimoires; 5.2/10 Punkte, Naja

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Damien Louvel lebt in New York und ist erfolgreicher Drehbuchautor. Eines Tages erreicht in die Nachricht, dass sein ungeliebter Vater plötzlich bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Damien entschließt sich, in seine Heimat Frankreich zurück zu reisen und entdeckt dort, dass sein Vater vor seinem Tod anscheinend obsessiv an einem Geheimnis gearbeitet hat, das mit Kunstwerken von da Vinci und Dürer zu tun hat.

Zusammen mit der Journalistin Sophie stellt Damien Nachforschungen an und findet heraus, dass diese Kunstwerke etwas mit einer geheimen letzten Botschaft Jesu Christi und dem geheimnisvollen Stein von Iorden zu tun haben. Sophie und Damien versuchen, die Verbindung zwischen den verschiedenen Spuren herzustellen.

Aber sie sind nicht die Einzigen, die sich für die letzte Botschaft Jesu interessieren. Mehrere große Geheimbünde sind ebenfalls hinter den Relikten her - und zögern dabei nicht, über Leichen zu gehen...

Keine Frage, Thriller über mysteriöse Geheimbünde und verschwiegene historische Wahrheiten liegen momentan hoch im Kurs, wird doch auch auf der Rückseite des Buchs der Vergleich zu Dan Brown gezogen. Vielleicht liegt es daran, dass dies der erste Roman des französischen Autors Henri Loevenbruck ist, der für würdig empfunden wurde, ins Deutsche übersetzt zu werden... Mir fehlt jedenfalls der persönliche Vergleich zu Brown oder dem Rest der aktuellen Thrillerkost, aber so an sich macht Das Jesusfragment eigentlich gar keinen üblen Eindruck.

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive erzählt und nimmt sich das ganze erste der elf Kapitel Zeit, seine entsprechend wichtige Hauptfigur zu charakterisieren, was dank des sofort fesselnden, sympathischen Stils prächtig gelingt. Lob geht hier auch an die Übersetzung ins Deutsche, die sich nur ganz wenige Schnitzer erlaubt und ein Lesevergnügen ermöglicht, das sicherlich so flüssig ist wie im Französischen.

Der Autor Loevenbruck nimmt sich jedenfalls Zeit für seine Geschichte und prischt nicht mit dem Drang einer Postkutsche durch seine Story, sondern macht immer wieder Halt für seine Figuren und vor allem für seine Landschaften. Loevenbruck beschreibt die kleinen Ortschaften der französischen Provence derartig detailliert und bilderreich, dass man die Liebe des Autors zu seinem Heimatland regelrecht spürt - eine Eigenschaft, die amerikanische und deutsche Autoren nur allzu oft missen lassen. Paris, in dem ein Großteil des Romans spielt, beschreibt er passend kontrapunktisch zu den kleineren Orten, aber dennoch nicht ohne Zuneigung. Auch kleinere Kulissen wie Zimmer oder Lesesäle weiß er mit dem richtigen Maß an Detail zu beschreiben. Es macht dank des Stils jedenfalls Spaß, sich die vielen Orte vorzustellen.

Für seine Charaktere sieht das ähnlich aus. Klischeehaftigkeit lassen die einzelnen Figuren vermissen, stattdessen hat fast jede von ihnen einen interessanten Hintergrund und eine Ausarbeitung spendiert bekommen, die sie unweigerlich sympathisch machen und die Distanz zwischen Leser und Roman schmilzen lassen. Außerdem sind ihre Handlungen und Dialoge meistens sehr glaubwürdig... wenn auch zugegeben nicht immer.

Dem Jesusfragment merkt man außerdem an, dass eine Menge Recherche hinter dem Buch steckt. Das fängt mit so simplen Dingen an wie einer realitätsnahen Beschreibung der modernen Möglichkeiten des Internet (ICQ und IRC lassen grüßen), konzentriert sich aber vor allem auf unzählige historische Ereignisse. Gekonnt verbindet Loevenbruck Fakt und Fiktion in den Passagen, in denen er die Geschichte des Steins von Iorden rekonstruiert und in die Historie einbindet. Und genau an dieser Stelle liegt leider auch der ganz große Schwachpunkt von Das Jesusfragment. Die eigentliche Handlung wird immer wieder durch seitenlange Stellen unterbrochen, in denen die Figuren die Ergebnisse ihrer Recherchen im Roman preisgeben. Leider sind das bei weitem nicht immer interessante Fakten, sondern meist schlichtweg unnötiger Informationsballast, der vielleicht aufzeigt, dass der Autor gut recherchiert hat, der mit der eigentlichen Story aber nichts zu tun hat. Historisch Interessierte mögen dieser Informationsflut vielleicht mehr abgewinnen als andere, auf alle Fälle nehmen jene Passagen jedoch einiges an Tempo aus der Geschichte.

Diese bewegt sich zunächst nach dem Schema F aus dem Handbuch für's Thrillerschreiben, aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. So haben wir hier die Charaktere, die mehr wissen als sie vorgeben, die mysteriösen Drahtzieher im Hintergrund und deren Men-in-Black-Handlanger (hier in einem guten Einfall durchgehend als "Raben" bezeichnet), die schon bald deutlich machen, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist. Die erste Hälfte des Romans verläuft dementsprechend mit genau den Enthüllungen, Bekanntschaften und Verfolgungsjagden, die wir auch erwarten. Danach konzentriert sich die Geschichte hauptsächlich auf weitere Recherche, die immer wieder durch die eine oder andere spannende Sequenz unterbrochen wird. Das ist insgesamt solide, kann aber das Spannungsmanko der Informationsüberflutung nicht ganz wettmachen. Außerdem führt Loevenbruck stetig immer wieder neue Charaktere ein, die später ebenfalls nur unnötigen Ballast darstellen, wo der Autor sie auch schon vorher hätte beseitigen können, ohne dass es an der Geschichte etwas geändert hätte.

Bleiben nur noch das Ende und die Auflösung. Mich hat beides weder sonderlich begeistert noch enttäuscht, obwohl die Logik stimmt und die meisten der zunächst weit entfernt liegenden Fäden nachvollziehbar zusammen geführt wurden. Die eigentliche letzte Botschaft Jesu haut einen aber zunächst ganz und gar nicht vom Hocker, der Autor ist dafür so klug, sich noch einige Seiten lang mit dem Inhalt dieser Botschaft auf einer leicht philosophischen Ebene auseinander zu setzen, wodurch jene Aussage ein bisschen mehr Sinn bekommt - gut gerettet!

Das Jesusfragment liest sich jedenfalls schnell durch, wird trotz einiger Hänger nie wirklich langweilig, ist aber auch selten richtig spannend. Dafür kann es mit seinem sehr schönen Stil und seinen sympathischen Charakteren punkten... immerhin!

Fazit: Ballaststoffreiche Thrillerkost mit sehr bekömmlichem Stil.

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Avatar von DerDoktor Rezension von: (Grimoires.de)
Der Doktor ist preisgekrönter Wahnsinniger in mehreren Freundeskreisen. Seit langem ist er im Bereich Fantasy unterwegs. Oder vielleicht eher im Bereich Realität?

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Lesermeinungen:

Name: Gast Bewertung: Wertung: 1/5 Grimoires; 2/10 Punkte, mangelhaft (2) Datum: 30.05.2006 11:35:59
Das Buch wurde mir wärmstens von Buchladen meines vertrauens ans Herz gelegt. Ich habe mich jedoch ziemlich hindurch gequält. Für meinen geschmack viel zu viel Historisches gefasel, interesant allerdings die diversen Informationen über Da Vinci und Dürer(wobei nicht ersichtlich ist ob die Historischen aspekte wahr oder erfunden sind!). Die Spannung schwank von Kapitel zu Kapitel. Das Ende ist überaschend und unerwartet um nicht zu sagen entäuschend. Ich hatte mir sehr viel mehr von diesem Buch versprochen.

Name: Gast Bewertung: Wertung: 1/5 Grimoires; 3/10 Punkte, nicht zu empfehlen (3) Datum: 18.06.2006 20:07:52
Der Titel verleitet zum Lesen, was folgt, ist jedoch bestenfalls ein leise plätschernder Krimi, der nicht und nicht zur Sache, dem Jesusfragment, kommen will.
Das ist schade, weil man sich fragt, ob man die Zeit nicht für etwas Sinnvolleres als dieses Buch zu lesen verwenden könnte.

 
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