Buch-Cover, Mark Twain: Ein Yankee am Hofe des König Artus

Ein Yankee am Hofe des König Artus

Originaltitel: A Connecticut Yankee in King Arthur's Court [AME]
Autor: Mark Twain
Genres: Humoristische Fantasy; Phantastik; Science Fantasy
Seiten: 0
Erschienen: 00/1889 (Original: 1889)
ISBN: N/A
Preis: Euro (Digitaler Text / eBook)
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Wertung: 5/5 Grimoires; 9/10 Punkte, Sehr gut

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Kurz & Knapp

  • Klassiker des Zeitreise-Plots
  • Kritik bisweilen zu kompromisslos

Ein Yankee aus Connecticut findet sich plötzlich im Angesicht eines Ritters wieder. Die schnelle Flucht auf einen Baum rettet ihn nicht: er wird gefangen genommen. Auf der Suche nach dem zugehörigen Zirkus - oder dem Irrenheim - bleibt er jedoch erfolglos und bald erfährt er, dass er 13 Jahrhunderte in die Vergangenheit versetzt wurde. Nachdem ihm eine Sonnenfinsternis bestätigt, dass dies wirklich der Fall sein muss, beschließt er das Beste aus der Sache zu machen. Er sichert sich eine hohe Position am Hof und beginnt, die Moderne und die Industrie einzuführen - verdeckt vor der Kirche und den irrationalen Menschen, die in ihm einen Magier sehen. Mit Merlin muss er sich natürlich ebenfalls herumärgern und wird schließlich auf Ritterfahrt gesandt, um Ruhm zu ernten. Aber der Yankee weiß auch: Artus' Hof ging unter. Retten? Von wegen - das Ziel des Yankees ist eine Republik, frei von Freemen, die doch nichts anderes sind als Sklaven.

Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.

Sicht aufs Finstere Mittelalter

Mark Twains Connecticut Yankee ist eines der Bücher, die unsere Sicht des Mittelalters wesentlich geprägt haben. In diesem Werk ist das Mittelalter schmutzig, die Menschen leben in Angst, geprägt von einem System, das niemand herausfordert; der Adel ist kaum besser und die Rationalität geht kaum über die von Tieren hinaus. Scharlatane wie Merlin (der zuletzt anscheinend doch zu irgendeiner Art Zauberei fähig ist) können profitieren: niemand zweifelt an, dass sie die Wahrheit sagen.

Mittelalter trifft Moderne

Der Yankee mischt diese Gesellschaft selbstredend auf. Er schafft geheime, moderne Schulen und erste systematische Fabrikationsanlagen. Dort bildet er junge Leute ausbildet, die noch nicht durch den Aberglauben ihrer Zeit geprägt sind. Seine Einstellung gerät dabei immer wieder in Konflikt mit den Vorstellungen der Zeit: Er behandelt alle Menschen gleich, wo der Adel das Volk nur als Vieh sieht; er hält Rittertum für veraltet und unsinnig - insbesondere wirtschaftlich; Magie ist schlichtweg irrational.

Jedoch ist es dem Yankee klar, dass er dies nicht einfach abschaffen kann sondern langsam vorgehen muss: Tradition ist mächtig. So beginnt er, nach und nach moderne Dinge herzustellen und sie unter dem Mantel der Zauberei einzusetzen. Als er schließlich selbst auf Wanderung geht - um einige Damen aus den Händen von Ogern zu befreien - sieht er sich um so mehr mit den ungewöhnlichen Gepflogenheiten konfrontiert und ebenso bei einem späteren Ausflug mit dem König.

Humor und Anachronismen

Das gesamte Werk ist geprägt von Humor und Anachronismen. Selbstredend gehört das Telegrafennetzwerk, das der Yankee aufbaut nicht in Artus' Zeit; ebenso wenig seine Einstellung zur Wirtschaft und die Grunderneuerung Großbritanniens. Die Meinungen und zynisch-sarkastischen Kommentare auf die Gesellschaft sowie die "verrückten" Lösungen bringen aber stets zum Schmunzeln - ebenso die perplexen Reaktionen von Rittern und Bauern.

Früher Zeitreiseroman

Literaturgeschichtlich ist der Connecticut Yankee ein sehr frühes Beispiel für einen Zeitreise-Roman (6 Jahre vor H.G. Wells' bekanntem The Time Machine). Im Kontrast zu diesem Roman gibt es jedoch keine Erklärung für die Zeitreise: Der Yankee findet sich im 13. Jahrhundert wieder und schließlich in der Gegenwart.

Die Rahmenhandlung, in der Mark Twain diesen Yankee in Warwick Castle trifft und das Manuskript seiner Aufzeichnungen bekommt, bietet allerdings eine Erklärung: Der Yankee bekam einen Schlag auf den Kopf, kann das Ganze also auch fantasiert haben. Dazu im Kontrast steht die Erklärung, dass Merlin den Yankee in Schlaf versetzte - in direkter Anspielung zur Artus-Sage, in dem der König in einen solchen Schlaf verfiel und auch Merlin selbst verzaubert wurde.

Anspielungen auf die Artus-Sage

Solche Anspielungen finden sich häufig und auch die bekannten Ritter und anderen Figuren treten auf. Ihre Positionen sind dabei leicht verändert - immerhin ändert der Yankee ja auch den Lauf der Dinge.

So finden sich in der Satire auch viele Anspielungen auf Twains eigene Zeit. Vorwiegend werden aber das Rittertum und der Magieglaube attackiert. Dies ist teilweise so vehement, dass einige Kritiker die Auffassung haben, es schade letztlich der Satire selbst. Letztlich ist es gerade diese Inakzeptanz und Kompromisslosigkeit gegenüber den Traditionen und Vorstellungen der Menschen, die den Yankee scheitern lässt. Er reflektiert nicht, versetzt sich nicht in die Menschen des 13. Jahrhundert. Er erkennt zwar die Probleme, versucht aber geradezu mit Gewalt, seine eigene Zeit ins Mittelalter einzuführen.

Humor? Phantastik? Science Fiction?

Zu welcher Gattung gehört der Connecticut Yankee? Im Allgemeinen ordnet man den Roman heute der Science-Fiction zu: die Zukunft in der Vergangenheit und der Schwerpunkt offensichtlich auf Technologie und moderne Erfindungen. Mit dieser Sicht ist dieser Roman der erste, der ähnliche Bücher inspirierte, in denen der Protagonist die ferne Vergangenheit umkrempelt.

Humoristischen Fantasy wäre ebenfalls denkbar, wenn man die Satire der Rittergeschichten im Mittelpunkt sieht - aber es fehlt ein wenig an wirklich phantastisch-mystischen Elementen. Mit Blick auf die Unsicherheit, ob dies alles fantasiert war oder nicht, natürlich auch Phantastik.

Insgesamt ist der Connecticut Yankee ein humorvolles Buch voller Anachronismen, das durch den Kontrast der Modernen Gesellschaft gegen die Mittelalterlich immer wieder Schmunzeln und Augenverdrehen bewirkt. Überdies ein Klassiker der Science-Fiction Literatur (insbes. im Hinblick auf Zeitreise) und in vielen Episoden auch die spätere Klassifizierung der Fantasy antizipierend - und vor allem: Auch heute noch überaus gut zu lesen - und in verschiedenen Ausgaben auch kostenlos zu haben.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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