Buch-Cover, Bill Napier: Der 77. Grad

Der 77. Grad

Originaltitel: Shattered Icon [EN]
Übersetzer: Claudia Tauer
Genre: Mystery
Verlag: Knaur
Seiten: 416
Erschienen: 07/2007 (Original: 2003)
ISBN: 978-3-426-63334-2
Preis: 7,95 Euro (Softcover)
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Mit dem Tagebuch, das dem Kartenhändler Harry Blake zur Übersetzung in die Hand gedrückt wird, stimmt etwas nicht. Noch bevor er sich an die Arbeit macht, wird er von einer seltsamen Frau angesprochen, die ihm das Buch für eine horrende Summe abkaufen will und ihn bedroht, als er das Angebot ablehnt. Kurze Zeit später wird sein Auftraggeber ermordet - offenbar beinhaltet dieses Tagebuch ein Geheimnis, für das gewisse, sinistre Kreise zu töten bereit sind.

Die Geschichte, die es erzählt, handelt von James Ogilvie, einem jungen Schotten, der durch unglückliche Umstände in eine frühe Expedition des Entdeckers Walter Raleigh in die Neue Welt gerät. Der Zweck dieser Expedition ist James unklar, aber anscheinend hat es etwas mit dem 77. Längengrad, dem sogenannten Längengrad Gottes, zu tun. Doch auch diese Reise wird von finsteren Morden heimgesucht.

Während Blake das Tagebuch übersetzt, gerät er immer mehr in Bedrängnis durch seine Verfolger. Zusammen mit seiner Kollegin Zola Khan und der Tochter seines Auftraggebers versucht er, seinen Gegnern auf der Jagd nach dem Geheimnis, dessen Schlüssel in der Geschichte Ogilvies liegt, zuvorzukommen.

Nun ist es also soweit, nicht einmal mehr Professoren und ernsthafte Forscher scheuen sich, auf den Mysteryzug aufzuspringen, der von einem gewissen Herrn Dan Brown angetrieben wird. Normalerweise tun sie das in der Absicht, seine hanebüchenen Thesen ärgerlich zu widerlegen (etwa so), aber hier reitet Bill Napier, immerhin angesehener Wissenschaftler und Astronom, auf der Welle der imitierenden Autoren mit - wäre er doch mal bei seiner Profession geblieben! Man merkt ihm selbstverständlich an, dass er sich mit Astronomie und vor allem mit Kalendern exzellent auskennt, schließlich gibt es in Der 77. Grad einiges zu lernen über die Navigation auf hoher See, unser Kalendersystem und damalige Pläne, dieses durch ein dem christlichen Glauben näheren Kalender zu ersetzen. Napier schafft es auch, seine wissenschaftlichen Fakten so zu erklären, dass Laien dem problemlos folgen können - nur leider ist das bereits das Spannendste an Der 77. Grad. Kein besonderes Lob, wenn man bedenkt, dass die Funktionsweise von Kalendern für viele Leser nicht gerade die Krönung der Aufregung sein dürfte und dass das Cover dieses Buchs die Genrebezeichnung "Mysterythriller" trägt.

Napiers Roman ist in zwei Handlungsstränge gespalten, die beide aus der Ich-Perspektive erzählt werden, einerseits von der Hauptfigur Harry Blake, andererseits vom Verfasser des Tagebuchs, James Ogilvie. Die Ogilvie-Geschichte ist mit ihrer Expedition in die Neue Welt zwar historisch einigermaßen akkurat, aber furchtbar öde, passen doch Lehrstunden über das Kalenderwesen, geheimnisvolle Morde und die Suche nach einem christlichen Relikt ganz und gar nicht zusammen. Wie Blake und seine Freunde irgendwelche sinnvollen Informationen aus diesem ganz und gar nicht wie ein Tagebuch geschriebenem Tagebuch entnehmen, ist völlig schleierhaft, wie sie sich die Authentizität dieses christlichen Relikts (was kommt als nächstes? Jesu Dornenkrone? Der Stein vor seinem Grabmal? Der Essigschwamm? Veronikas Taschentuch?) herleiten ebenfalls, wie sie auf der Jagd danach plötzlich nach Jamaika kommen erst recht. Der Handlungszweig mit Blake und seinen Verfolgern hätte noch am meisten Potential, würde er nicht dauernd durch die öden Erzählungen Ogilvies unterbrochen. Aber selbst ohne diese hätte man an der konfusen Handlung und vor allem der Spannungsarmut des Buchs wenig Freude. Selbst als sich die Protagonisten in der Gewalt der Terroristen befinden, steigert das das Interesse nur minimal - hauptsächlich deswegen, weil Napier sich traut, auch den christlichen Fundamentalismus in unserer Welt einmal ernsthaft zu thematisieren und auf die Spanische Inquisition zurückzuführen. Das rettet diesen Roman so ein bisschen, der ansonsten von Anfang bis Ende sonst nur vor sich hinplätschert und leider alles andere als ein Lesevergnügen ist.

Fazit: Wissenschaftler oder nicht - wenn man nicht anregend schreiben kann, sollte man es lassen!

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Avatar von DerDoktor Rezension von: (Grimoires.de)
Der Doktor ist preisgekrönter Wahnsinniger in mehreren Freundeskreisen. Seit langem ist er im Bereich Fantasy unterwegs. Oder vielleicht eher im Bereich Realität?

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