Buch-Cover, Terry Pratchett: Schöne Scheine

Schöne Scheine

Originaltitel: Making Money [EN]
Serie: Scheibenwelt (#36)
Übersetzer: Andreas Brandhorst
Genre: Humoristische Fantasy
Verlag: Goldmann
Seiten: 480
Erschienen: 06/2008 (Original: 2007)
ISBN: 978-0-552-15490-1
Preis: 10,10 Euro (Softcover)
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Nachdem er das Postamt auf Vordermann gebracht hat packt Moist von Lipwig die Langeweile. Sicher: ein guter Job, Geld, eine Ehrung durch die Stadt in Aussicht, ein Leben in Ruhe und mit gutem Auskommen... nur gänzlich ohne jede Aufregung. Für manch einen sicher der Traum und selbst Moist fragt sich, weshalb er überhaupt des Nachts wie ein Einbrecher an Wänden emporklettert. Die Wände des Hauses zu dem er sowieso Schlüssel hat, aber dennoch...

Just zu diesem Zeitpunkt hat Ankh-Morpork erneut administrative Probleme. Diesmal ist es nicht das Postamt sondern die Bank, genauer gesagt das Münzamt. Moist erhält eine Tour und trifft die exzentrische Vorsitzende - und sieht sich am nächsten Morgen als Erbe eingesetzt. Der brisanteste Teil der Erbschaft ist der Hund der Vorsitzenden, der ebenfalls bedacht wurde und nunmehr Besitzer von 51% bereits erwähnter Münzanstalt ist - und von Moist betreut und vertreten wird. Ganz nebenbei erhält der frischbackene Banker auch die Mitteillung dass, sollte der Hund zufällig versterben oder ihm ähnliches zustoßen, bereits ein bestimmter Betrag bei den Assassinen hinterlegt wurde. Das alles ist dann doch etwas zu viel der Aufregung, zumal die gesammelte Lavish-Sippschaft, die so ziemlich verkommenste Familie der Stadt, es auf Moists Anteile (Pardon: die Anteile des Hundes!) abgesehen hat. Zu allem Überfluss ist Adora Belle Dearheart auch noch einer großen Sache auf der Spur und große Sachen kehren selten mit Ruhe ein.

Was also soll Moist machen? Die Antwort könnte klarer nicht sein: Geld!

Das buch erhält 8 von 10 punkten

"Making Money" - "Schöne Scheine" in der deutschen Übersetzung, gelesen wurde hingegen die englische Fassung (Corgi Books, 978-0-552-15490-1) - ist die indirekte Fortsetzung von "Going Postal" ("Ab die Post!"). Zwischen diesen beiden Romanen ist etwas Zeit vergangen so dass Moist das Postamt zum nahezu problemfreien Laufen gebracht hat. Wie Leser des Vor-Romans wissen war Moist ein Betrüger bevor er gehängt wurde - bzw. Albert Spangler war ein Betrüger, bevor dieser gehängt wurde. Ebenso klar ist, dass Moist ein relativ 'harmloser' Vertreter seiner Art ist: Leuten Geld nehmen, sicher, aber sie nie mit Waffen bedrohen oder verletzen. Schon zuvor musste Moist feststellen, dass selbst seine Verbrechen ungeheuren Schaden anrichten können, wie zum Beispiel den Verlust einer Arbeitsstelle, welche die komplette Existenz begründet. Nichtsdestotrotz hält er an einer gewissen Moral fest: Waffen sind ihm zuwider; er nimmt das Geld jener, die selbst betrügen wollen - wie etwa dem Händler der einen 'Diamanten' zu einem Zehntel des Werts kauft und sich dabei selbst zu ruinieren vorgibt. Zudem wird nun erneut klar, dass es Moist schlicht und ergreifend nicht ums Geld geht. Sicher ist es schön, gesichert überleben zu können, aber das ist nicht alles: Moist will ebenfalls seine Fähigkeiten einsetzen können und nicht in täglichen Aktenbergen und einem routinierten Ablauf versinken. In dieser Hinsicht ist "Making Money" ein Appell an die Gleichung "Beruf=Berufung" - man sollte das machen, an dem man Freude hat, ansonsten kann auch das höchste Gehalt einen nicht glücklich machen.

Entsprechend diesem Paradigma sind auch die Antagonisten gewählt: Die Lavish-Familie ist dekadent, verkommen - und gemeingefährlich. Ihr geht es lediglich ums Geld. Sicherlich ist Moist nicht gerade der perfekte Bürger - aber immerhin hat er inzwischen kein größeres Problem damit, wenn Ankh-Morpork von ihm profitiert; es macht Spaß. Ein weiterer Unterschied ist die Gewaltbereitschaft der Lavishes - und die Tatsache, dass Cosmo Lavish es auf den Posten des Patriziers abgesehen hat, genau genommen sogar etwas mehr von diesem. Eine skurrile, durchgedrehte und verkommene Familie von Kapitalisten, denen Kultur und ähnliches nichts zu gelten scheint, auch nicht persönliche Errungenschaften sondern nur Macht und Geld.

Ein weiter Widersacher kommt aus Moists Vergangenheit daher und droht, alles vor der gesamten Stadt zu enthüllen. Moist gelingt es ein ums andere Mal, sich aus der Sache herauszureden - auch wenn er manchmal nicht ganz sicher ist, was er selber meint. In jedem Fall gibt die königliche Münzerei ihm den Thrill, den er anscheinend braucht und erneut kann er sich auf geistigem Level mit anderen herumschlagen. Die zweite Handlung mit Adora Belle Dearhart und einer ganz besonderen Art Golems ist eher unwesentlich, unterstreicht jedoch zuletzt sowohl die Einstellung Moists als auch die Politik Vetinaris - und auch ein Igor sowie sein Meister, Typ Ökonomiewissenschaftler, sind mit dabei.

Gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass "Making Money" wohl zu den guten, nicht aber zu den herausragenden Werken Pratchetts gehört. Die wesentlichen Schritte sind, sobald die "Spielfiguren" stehen, klar, der Plot ist für Pratchetts Verhältnisse sehr durchsichtig, was man als großes Manko sehen kann. Das liegt natürlich daran, dass es erneut um Moist geht und sich dieser nicht wirklich geändert hat. Die Charaktere sind zwar skurril und markant, jedoch nichts, was wirkliches Potential zum Hängenbleiben hat - eventuell abgesehen von einer ganz besonderen Station im Krankenhaus. Überhaupt scheint Pratchett für diesen Roman einigen Anlauf zu benötigen und kommt erst gegen Ende zu seinem Höchsttempo, dann nämlich, wenn der Golem-Handlungsstrang und auch das "Department of Post-Mortem Communication" Relevanz erlangt, der Konflikt komplett auf dem Tisch ist, und Moist keine Pflichtstationen mehr abklappern muss sondern die Dinge einfach 'nur' noch zu entwirren hat. Ein Teil der Probleme kommt sicher von der ungleichen Chancenverteilung: Vetinari und Moist sind ganz klar die Gewinner, von Anfang an, wie auch Nobby Nobbs feststellt. Trotz ihrer Bösartigkeit und Verkommenheit (oder gerade deswegen) können die Lavishes keine echten Gegenspieler darstellen und selbst der Widersacher aus der Vergangenheit scheint nicht wirklich gefährlich.

"Making Money" ist dennoch Nachfolger von "Going Postal", der jenen Freude bereiten wird, die Moist bereits liebgewonnen haben und ihm gerne dabei zusehen, sich durch Politik und Wirtschaft Ankh-Morporks zu reden. Dies ist allerdings auch gleichzeitig die Kehrseite, denn in einem Satz lässt sich der Roman als „mehr vom Alten, Bekannten“ zusammenfassen – Altes und Bekanntes, das jedoch gut war. Ein Einstieg mit diesem (Moist-)Roman ist prinzipiell wohl möglich, jedoch nicht zu empfehlen.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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