Buch-Cover, Tom A. Barron: Die Merlin Saga

Die Merlin Saga

Originaltitel: The Lost Years of Merlin epic [AME]
Übersetzer: Irmela Brender
Sprecher/Regie: Stefan Wilkening
Genre: Kinderbuch oder Jugendbuch
Spieldauer (Min): 1504
Erschienen: 11/2008 (Original: 1996)
ISBN: 978-3-86717-304-9
Preis: 19,95 Euro (CD)
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Über den Zauberer Merlin gibt es viele Werke. Einige von ihnen spielen in der heutigen Zeit oder irgendwo zwischen Artus und heute. Die Mehrzahl steht in direkter Verbindung mit Artus und legt lediglich den Fokus auf Merlin. Dass er in den verschiedenen Artus-Erzählungen fast immer als prominente Nebenfigur auftaucht muss nicht erwähnt werden. Nur wenige Werke gehen die Figur jedoch an wie T.A. Barron: Er berichtet von Merlins Kindheit, für die meisten Werke eine Leerstelle.

Dieser Stoff ist zu weiten Teilen ungeprägt. Das, was in verschiedenen Quellen berichtet wird, ignoriert Barron zudem einfach und schafft stattdessen eine ganz neue Geschichte mit der bekannten Figur. Oder eigentlich nicht: Mit dem weisen, über alles scheinbar erhabenen Zauberer hat diese Geschichte wenig zu tun - es ist die Geschichte eines Jungen, der erst zu sich selbst finden muss, sich mit seinem Schicksal und der Bestimmung zum Zauberer anfreunden. Und auch seine große Macht muss er erst einmal erlangen.

Es ist unmöglich eine komplette Reihe - denn diese Ausgabe ist die gesamte Serie - in Kürze zusammenzufassen. Im Wesentlichen ist die Merlin Saga an Jugendliche gerichtet, aber auch Erwachsene werden ihre Freude haben. Bisweilen werden sie einige der Handlungen vorhersehen - "Die Sieben Schritte zur Weisheit" beispielsweise haben in einigen Aufgaben didaktische "Aha-Effekte", die man fast zwangsläufig vorhersieht. Das macht aber nichts aus: Der Erzählfluss ist trotzdem gut, die Handlung interessant. Die didaktischen Lehr-Elemente werden nie übermäßig lästig - höchstens kurzzeitig. Sie alle sind auf einige stets gleichbleibende Ziele gerichtet: Schätze das Leben, lerne andere zu respektieren etc - eben das, was man unter "gutem Sozialverhalten" versteht. Dies ist in einer Welt, in der viele bösartige Kreaturen hausen, deutlich schwerer als in unserer - aber auch jene Kreaturen haben ihren Wert.

In allen fünf Werken muss Merlin sich mit Rhita Gawr, dem bösen Kriegsherrn der Anderswelt, auseinander setzen. Nach einem Wutausbruch und dem Verlust des Augenlichts im heimische Gwynnedd (Wales) gelangt Merlin nach Fincayra und entdeckt dort seinen Vater. Den „Sieben Schritten zur Weisheit“ folgt die Einlösung eines zuvor gegebenen Versprechens: Merlin muss sich nun mit einem wiedererwachten Drachen auseinander setzen. Im Anschluss daran bekommt er es mit einer Zauberin zu tun, die sich seine Vernichtung als oberstes Ziel gesetzt hat - und schließlich muss er ganz Fincayra, jene Insel zwischen Menschenwelt und Anderswelt, die er nunmehr als seine wahre Heimat angenommen hat, retten.

Mit Merlin verbindet man Artus. Man mag nun fragen, was diese Reihe mit Artus zu tun hat. Die Antwort ist: vergleichsweise wenig – die Merlin-Saga ist keine Aufbereitung klassisch arthurianischen Materials. Aber immer wieder finden sich Hinweise und Prophezeiungen auf das spätere Geschehen. Namen tauchen mehr und mehr auf: Gwynnedd, Logres, Artus, Hector, Avalon... Erwachsene Leser werden diese Anspielungen vermutlich eher bemerken als Jugendliche Leser – es sei denn, diese kennen Artus bereits aus anderen Werken. Selbst bei Unkenntnis der Artus-Sage entsteht jedoch kein Problem im Textfluss. Viel stärker als der Einfluss der Artussage ist nämlich die Keltische Mythologie: Rhita Gawr, Rhiannon, Balor, Dagda Tuatha und viele andere Figuren entspringen direkt diesem Namenskreis; andere Charaktere sind Sagengestalten nachgebildet.

In der konkreten Hörbuchfassung liefert Stefan Wilkening zudem ein gelungenes Repertoire verschiedener Stimmlagen. Die Charaktere sind gut auseinander zu halten, die Sprache ist nie monoton und wirkt auch nie gekünstelt verstellt. Diese Lesefassung ist gegenüber dem Original gekürzt. Längen sind allenfalls in der deutlich durchscheinenden Moral zu sehen, aber selbst diese sind im Ganzen gesehen belanglos und stören nicht. Der Stil ist gemäß dem primären Zielpublikum einfach gehalten; gleiches gilt für die Wortwahl und Syntax. Fremde Namen werden Kindern/Jugendlichen oft fremd bleiben - hier gilt gleiches wie für arthurische Namen und Vordeutungen. In jedem Fall gelingt es der Serie, die Aufmerksamkeit von Anfang bis Ende zu halten - einige wenige schwächere Momente sind kaum zu vermeiden. Überhöhte Spannung wurde gleichfalls vermieden: jedes Buch hat für sich einen Abschluss und innerhalb der Bücher kommt es nie zu "Cliffhangern". Dies ist vor allem auch dem einzelnen Erzählstrang geschuldet. Zwar schwankt der erste Roman - vermutlich durch die Bearbeitung - noch zwischen einem zusammenfassend erzählenden alten Merlin und dem jungen Ich-Erzähler Merlin (der in den weiteren Büchern ausschließlich übernimmt), aber die Handlung teilt sich nicht zwischen ihm und anderen Charakteren auf. Aktionen anderer finden ausschließlich im Hintergrund statt und werden nur dann erwähnt, wenn Merlin auch mit ihnen zusammentrifft. Dies führt zu einigen deus-ex-machina Effekten, die man als unschön ansehen kann - gleichzeitig jedoch erwartet man diese jedoch bereits unterschwellig: dass irgend etwas in dieser Richtung passieren kann und wird, ist meist halbversteckt angekündigt; nur dass die Voraussetzungen auch stimmen, weiß Merlin - und der Leser - nicht.

Ein großes Thema der Serie insgesamt sei zuletzt noch gesondert erwähnt: Bestimmung. Nahezu von Anfang bis Ende schwankt Merlin zwischen dem, was er will und dem was andere ihm als seine Bestimmung vorgeben. Muss er dieser folgen? Kann er nicht tun, was er will und wie es ihm seine erste Liebe sagt? Was will er eigentlich wirklich? Will er ein Magier sein? Solche Fragen der Selbstfindung werden eher Jugendliche sich stellen als Kinder. Auch hier ist die Antwort der Frage recht vorhersehbar: seinen Weg muss jeder Selbst finden; man mag eine Bestimmung haben, doch dieser braucht man nicht zu folgen.

Mit insgesamt circa 1504 Minuten Laufzeit (25 Stunden) bietet diese Gesamtausgabe ein exzellentes Hörvergnügen und bei einem jetzigen Preis von 19,95 für die gesamte(!) Ausgabe kann man preislich kaum ein besseres Geschäft erwarten. Mit der "Merlin-Saga" werden nur jene enttäuscht, die Ritter in Aktion sehen wollen - diese gibt es einfach nicht in Fincayra. Aber dies ist ja eben auch die Merlin-Saga und nicht eine weiter Auflage der Artus-Sage. Eine großartige Empfehlung für alle, insbesondere Kinder-Jugendliche, die an Merlin interessiert sind.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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