Buch-Cover, Robert Silverberg: König der Erinnerungen

König der Erinnerungen

Originaltitel: Sorcerers of Majipoor [AME]
Serie: Die Legenden von Majipoor (#1)
Übersetzer: Uwe Anton
Genre: Science Fantasy
Verlag: Heyne
Seiten: 700
Erschienen: 06/2003 (Original: 1996)
ISBN: 3-453-86170-1
Preis: 9,95 Euro (Softcover)
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Wertung: 2/5 Grimoires; 4/10 Punkte, geht so

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Seit tausenden von Jahren herrscht auf der Welt Majipoor Frieden. Ein Herrscher folgt auf den nächsten: Sobald der Pontifex, der geistige Herrscher, stirbt wird der Coronal, der weltliche Herrscher, zum neuen Pontifex und bestimmt seinen Nachfolger.

Doch nun sehen die Magier Zeichen für große Veränderung in den Sternen. „Du wirst die Welt erschüttern“ lautet eine Botschaft an Korsibar, den Sohn des Coronals Confalume. Da der Pontifex im Sterben liegt ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein neuer Coronal bestimmt wird. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass der junge Prestimion zum Nachfolger ernannt wird.

Doch es gibt Spannungen: Viele würden Korsibar vorziehen, doch ein alter Brauch verbietet es, dass die Macht vom Vater auf den Sohn übergeht. Im Rahmen verschiedener Intrigen lässt sich Korsibar schließlich überreden, die Krone nach dem Tod des Pontifex mit Magie an sich zu bringen. Zu geschockt von dem Geschehen ist sein Vater, um zu begreifen, was passierte. Prestimions Getreue hingegen planen ihren Gegenschlag und so wird der Planet Majipoor in einen Bürgerkrieg riesigen Ausmaßen gestürzt, der von verschiedensten Intrigen durchzogen ist...

Das Buch erhält 4 von 10 Punkten

„So kann eigentlich nur J.R.R. Tolkien schreiben“ urteilt die Times. Sie hat Recht – wenn man zu jener Gruppe von Lesern gehört, für die Tolkien endlos geschwafelt hat und die darob das Buch zur Seite legten. Ich gehörte nicht zu dieser Sorte und für mich wurde das Buch zur schieren Tortur: Silverberg redet sich tot.

Auf Seite hundert sah man ein erfreutes Lächeln auf meinem Gesicht: Die Handlung begann! Juchu! Ein halbes Hundert Seiten weiter verschwand das Lächeln und wurde zu einer Grimasse des Schmerzes: die endlosen Beschreibungen begannen wieder.

Erstes Fazit: Silverberg beschreibt zu viel. Wer starken Wert auf Beschreibungen legt und nichts gegen eine viele Seiten lang stagnierende Handlung hat, darf noch zugreifen. Der Rest vergisst es besser schon jetzt.

Dies war jedoch nicht mein einziger Kritikpunkt. Silverberg erschlägt den Leser zudem mit Namen von Personen und Orten – ich bringe sie jetzt noch durcheinander. Die Charaktere sind zudem derart exotisch – ja sogar bizarr – dass es einfach überladen wirkt. Menschen, Orks, Elfen kennt man ja, aber hier gibt es komische Viecher mit Tentakeln und ähnliches. Mit Namen von Tieren und Pflanzen wird ebenso um sich geschmissen – und ich habe keine Ahnung was erwähnte Wesen sein sollen – insbesondere beim Fortbewegungsmittel „Schweber“ würde mich das interessieren... ich verzweifle.

Diese Schweber wirken zudem eher wie irgendwelche Anti-Gravitations-Geräte, was zu einem weiteren Kritikpunkt führt. Der Autor schludert hier gewaltig mit Science-Fiction und Fantasy und bringt eine Unlogik hinein, wie ich sie selten sah.

Fast jeder wird mir zustimmen, dass die Fantasy sich weitgehend ans Mittelalter anlehnt. Silverberg spricht von seiner Welt als PLANET, der von der Erde besiedelt wurde und Kontakt zu anderen Weltraumvölkern hat (auch im Moment). Dies allein führt zu 3 riesigen unlogischen Punkten: Wieso ist man mit einem Mal wieder im Zeitalter des Schwertkampfes? Wieso gibt es keinen wirklichen interstellaren Handel? Wie kam man da überhaupt hin und wieso erfindet man die Dinge nicht neu?

In wohl jeder Fantasywelt nimmt man die Stagnation des Fortschritts mehr oder weniger billigend zur Kenntnis . oder sie ist einfach, wie sie ist. Silverberg hat es geschafft, dass ich mir die Frage stellt – und sich somit in eine ausweglose Situation befördert, da es keine Antwort gibt.

Wer bereit ist, auch hierüber wegzusehen, dem lege ich nun auch meinen letzten Kritikpunkt dar: Der Stil – nicht nur die Unlogiken der „Technikstufe“ und die Vermischung mit Science-fiction – nebenbei bemerkt: wie fahren Boote in einer Fantasywelt eigentlich einen Fluss hinauf, der mehrere Kilometer aufwärts geht? – sondern auch die Wortwahl erachte ich als äußerst unpassend.

Um dies gleich klarzustellen: Ich habe mir vor den Kopf geschlagen, als ich las, die Fantasy solle modernisiert werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass es der Fantasy nach einem alten Stil BEDARF. Und ich halte absolut nichts von der Vermischung von SF und F (bis auf wenige einigermaßen gelungene Ausnahmen) – obwohl ich für sich genommen beides schätze.

Silverberg sieht das anders (oder wäre wohl besser bei Science-fiction geblieben), denn er benutzt moderne (respektive: modern wirkende) Wörter: „hundert Prozent der Zeit“, „Planet“. Zudem hinken Vergleiche – wie kann man im „Mittelalter“ – das sich ja zumindest in der Vorstellung mit Schwertkampfzeit deckt – vom längst vergangenen Mittelalter sprechen? Grausige Ausdrücke kommen noch hinzu (wie z.B. oben erwähntes hundert Prozent oder „blickten plötzlich ganz hart drein“ – bei allem Respekt, das klingt wie aus einem Schulaufsatz der Grundschule).

Logische Fehler gab es auch abseits des „technologischen„ Aspekts: Wieso lässt man einen Feind am Leben nur um danach den Tod von Feinden aus dem Gedächtnis aller zu löschen? Und wieso muss man einen Knopf permanent drücken? Ein einfaches Verkleben oder Verkeilen sollte nun wirklich mit primitivsten Mitteln möglich sein...

Jedoch bleiben auch zwei positive Aspekte hervorzuheben, die alleine jedoch nicht genügen: Wenn er einmal mit der Handlung beginnt und diese einige Zeit in Fahrt hält, dann ist die Geschichte gut. Zwar ließ sich z.B. Thismets „Fast-Schicksal„ schon von Anfang an erahnen und die Charaktere sind weitestgehend einschätzbar aber das Lesen machte in diesen Phasen Spaß.

Zudem fiel der Autor niemals in die Falle des bloßen Überbrückens mit „und er hob ein neues Heer aus„ oder ähnlich grausamen. Statt dessen erwähnt er solche Ereignisse beiläufig im Bericht von anderen – schade dass nicht das Ganze Buch so gelungen ist, wie diese Stellen.

Ich kann jedem abschließend nur empfehlen, dieses Buch im Regal zu lassen; es war bei weitem das schlechteste, das ich seit langem las und ich hatte wahrlich keine Freude daran.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Zitat(e) aus dem Buch

  • Ich kann den Himmel verschieben[...], das Land emporheben, Berge schmelzen, Quellen gefrieren lassen. Ich kann Geister erwecken und die Götter dazu bewegen, unter uns zu wandeln. Ich kann die Sterne auslöschen und die bodenlose Grube erhellen.

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