Buch-Cover, Markolf Hoffmann: Splitternest

Splitternest

Serie: Das Zeitalter der Wandlung (#4)Genre: Fantasy
Verlag: Piper
Seiten: 391
Erschienen: 07/2007 (Original: 2007)
ISBN: 978-3-492-28624-4
Preis: 9,95 Euro (Softcover)
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Wertung: 5/5 Grimoires; 9/10 Punkte, Sehr gut

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Wertung: 4/5 Grimoires; 8.4/10 Punkte, Gut bis sehr gut

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Die Welt bricht auseinander: Völker befinden sich im Exodus ohne zu wissen WO sie sind - nur eins ist klar: nicht dort, wo sie herkamen, denn dort ist Leben unmöglich. Die Goldéi schreiten fort auf ihrem Feldzug, die Quellen zu befreien und somit auch die weiteren Lebensräume der Menschen für diese tödlich zu machen. Baniter Geneder sitzt im Verlies der Schriften und liest aus Mondschlunds Buch; Sternengänger versucht, die Menschen in seine neue Welt zu schaffen; Rumos und die Bathaquar versuchen, Uliman zu beeinflussen... Viele Splittergruppen sind es, die ihre eigenen Ziele verfolgen, die selten kompatibel sind und oft einander entgegengesetzt.

Gibt es eine Rettung? Gibt es mehrere Wege zur Rettung? Und was sind die wahren Ziele der einzelnen Gruppen? Klar scheint nur: Das Zeitalter der Welt geht zu Ende. Oder vielmehr, es ist bereits zu Ende und dies ist das Zeitalter der Wandlung für Gharax... und was kommt danach?

Das Buch erhält 8-9 von 10 Punkten.

Mit dem vierten Band der "Trilogie" (der letzte Band wurde in zwei aufgeteilt) verabschiedet sich Markolf Hoffmann endgültig von heroischer Fantasy, sofern man dieses Label überhaupt noch anbringen wollte. Die Welt Gharax ist dystopisch und selbst die "neue Welt" oder Mondschlunds Stadt scheinen für das Überleben einen hohen Preis zu fordern. In der Gesamtheit aller Gruppen gibt es keine, der ich als Leser wirklich vertrauen schenken kann: alles ist durchsetzt von Ideologien, die hier vor allem als zweckmäßigen, zielgerichteten Lügen erscheinen, denen ein Großteil des Volkes blind folgt. Dies greift Hoffmann erneut in seinem Prolog auf, in dem er verschiedene Varianten der gleichen Legende gibt. Dieser Prolog ist jedoch leider relativ langsam. Es fiel mir schwer, wieder in die Romanwelt einzutauchen, was sich auch ein stück weit in den Roman zieht. Einige Figuren konnte ich nicht mehr recht zuordnen, bei anderen fiel mir erst später ein, wo sie eigentlich standen, welcher Gruppierung sie zugehörten. Nach einem guten Viertel gibt sich dies aber und die Geschichte nimmt Spannung auf. Für das Tempo gilt dies nur bedingt.

Charakteristisch sind für Splitternest schnelle Szenenwechsel bei gleichzeitigen langen Kapiteln. Das "Kaschieren" des an sich langsamen Erzähltempos funktioniert gut, denn die letztendliche Handlung besteht eigentlich nur noch darin, die begonnen Stränge zu Ende zu führen sowie einige Nebenhandlungen einzuführen, die ebenjenen Abschlüssen dienen. Spannung im Stile handlungslastiger Romane der Actionfilme kommt dementsprechend nicht auf, selbst in den (raren) Schlacht- und Kriegsschilderungen. Es ist inzwischen klar, dass Krieg nichts nützt - die Frage ist nur, welche Ideologie sich durchsetzt, wer wie überleben kann oder ob sich die kämpfenden Parteien gegenseitig aufreiben. Auf den Mangel an sympathischen Figuren bin ich bereits eingegangen. Einige wenige gibt es jedoch, die sich für eine Identifikation geradezu anbieten - aber auch diese besitzen deutliche Schattenseiten: Die Familie Geneder, als einzige (mehr oder weniger) intakte Familie; die Fischer; Nhordukael. Allerdings, und dies betone ich auch nochmals, müssen deren Positionen bei näherer Betrachtung auch als nicht wünschenswert angesehen werden, wie es Nhordukael selbst tut. Insgesamt stellt Hoffmann durch diese Erzählung jegliche Ideologie in Frage und deutet auf die Ziele, die sich hinter diesen verstecken.

Der vierte Band des Zeitalters der Wandlung ist ein Abschluss. Ob dieser eine Dystopie oder eine Utopie aufbaut, darüber schweigt sich der Roman zuletzt aus: für beides gibt es Andeutungen und Argumente. Dementsprechend zeigt sich eine gebrochene Welt, in der auch einige wenige Teile Umgewandelt verbleiben.

Die Reihe insgesamt ist sicher unpassend für jene, die Heroische Fantasy suchen. Sie steht stattdessen auf einigen Ebenen im Einfluss des "Postmodernen Romans" und hinterfragt vor allem Ideologie, was sie vorgibt, was sie bezweckt und wie der Einzelne und Jeder zu ihnen steht. Wirkliche, eindeutige Sympathen gibt es nicht und ebenso fehlt eine Perspektive auf eine einzelne Person - was kein Makel ist sondern ein wesentlicher Teil des Romans. In Konsequenz gibt es keine Identifikationsfigur sondern vielfältige Ansichten. Wer dieses (für die Fantasy doch eher typisches) Merkmal entbehren kann, der findet einen interessanten Serienabschluss, der auch zu realen Reflexionen anregt - und sogar, zumindest meine Hoffnung - zur Diskussion über Religion Anregung geben kann, die NICHT direkt durch eine reale Religion (oder vergleichbare Ideologie) bedingt ist. Letztendlich schließt das Zeitalter wie es sich andeutet: als vergleichsweise ungewöhnliche Fantasyserie, die sicher Befürworter haben wird wie auch Leser, die sie rigoros ablehnen.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


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