Newsletter/Grimoire 07/2004

Langsam pendelt sich das Wetter ja auf Frühling ein, nachdem es sich einige Zeit lang nicht so recht entscheiden konnte. Was das für Leseratten heißt? Ganz klar:
Die Zeit des Lesens vorm Kaminfeuer - oder unter warmer Decke - ist vorbei.
Die Zeit des Lesens auf der Parkbank oder Decke beginnt ;)

In der Zwischenzeit gibt es zwei neue Rezensionen online, einen DSA-Roman von André Wiesler, "Der König der Diebe" - ausnahmsweise mal nicht Robin Hood - und "Seribain" von Ulrike Güthe-Wunderlich. Außerdem auch ein Interview mit Heike Wolf, der Autorin von ""Spielsteine der Götter", das sich in Auszügen auch in diesem Newsletter befindet.

Interview mit Heike Wolf

Ganz zu Beginn schon einmal Danke für das Interview

Nico Zorn (NZ):Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen?

Heike Wolf (HW): Ich habe immer schon gerne geschrieben, Aufsätze in der Schule, Hintergrundgeschichten für meine Rollenspielcharaktere... Meine erste Kurzgeschichte habe ich dann im Rahmen eines Seminars "Kreatives Schreiben" an der Uni verfaßt, ein Seminar voller Germanisten, mit mir als Philologin dazwischen, nun ja, es hat gereicht für die erste Veröffentlichung. Danach habe ich lange gar nichts gemacht, bis 2001 ein Autorenwettbewerb im Aventurischen Boten ausgeschrieben wurde. Ich war damals in Paris und habe dann Hals über Kopf drei Texte verfaßt, die wohl auf allgemeine Zustimmung gestoßen sind. Es folgte dann die Mitarbeit an "Handelsfürsten&Wüstenkrieger" für Myranor und "Golgaris Ruf" für die DSA-Abenteuer-Anthologie "Leicht verdientes Gold". Bei der Gelegenheit habe ich auch Britta Herz kennengelernt und ihr erzählt, daß ich ein, zwei Romanindeen in der Schublade hätte. Sie meinte, ich solle ihr mal was schicken, und so nahm das Ganze seinen Lauf.

NZ: Und warum Fantasy?

HW: Ich schreibe zur Zeit Fantasy, weil ich für FanPro schreibe; langfristig möchte ich mich gerne historischen Themen zuwenden, allerdings ohne Fantasy ganz aus den Augen zu verlieren. Fantasy bietet eben eine Menge Möglichkeiten und Freiheiten, wie man sie in kaum einem anderen Genre hat und meine Träume und Phantasien passen eben am besten in dieses Genre - oder eben zu historischen Themen.

NZ: Das heißt also, hättest du gleichzeitig einen einer Historienzeitschrift in die Finger bekommen, hättest du die Möglichkeit "Fantasy/DAS" gar nicht genutzt?

HW: Ich hätte sicher bei beiden mitgemacht ;-)) Nein, im Ernst, da ich von Anfang an DSA gespielt habe, war der Gedanke, einmal was in Aventurien zu schreiben, schon immer da. Ich hatte schon vorher überlegt, eine meiner Roman-Ideen einfach mal nach Erkrath zu schicken und zu sehen, was daraus wird - da ist mir die Ausschreibung zuvor gekommen.

NZ: Bleibt die Frage: Wieso die DSA-Reihe? "Nur" weil sie jungen Autoren Möglichkeiten bietet?

HW: Ich bin mehr oder minder mit DSA aufgewachsen (ich spiele seit 1985 DSA), so daß meine Ideen überwiegend in Aventurien angesiedelt sind/ waren. Daß die DSA-Reihe für junge Autoren ideal ist, um erste Erfahrungen zu sammeln, spielte dabei eine eher untergeordnete Rolle, da die "Spielsteine" von vornherein als aventurischer Roman konzipiert waren. Ich bin in den DSA-Kontext
im Rahmen des Autorenwettbewerbs mehr oder minder "reingerutscht" - und bin immer noch froh, daß ich damals endlich mal den Hintern hochbekommen und etwas eingeschickt habe (ich neige sonst zu großartigen Planungen, die sich bald wieder zerschlagen).

NZ: Taron ist ein recht ungewöhnlicher Rondra-Geweihter. Wie entstanden er und seine Geschichte?

HW: Ursprünglich aus einer Rollenspielfigur, bei der ich die Zerrissenheit zwischen den verschiedenen Gesichtern der Göttin thematisiert habe (und meine Gruppe regelmäßig zur Verzweiflung brachte). Ein typischer Klischee-Rondrianer erschien mir 1. zu langweilig, 2. zu kurzlebig und 3. nicht mit unserer damaligen Gruppe kompatibel. So ergab sich Stück für Stück die theologische Problematik, die bei den Spielsteinen durchschimmert, und Tarons Umgang mit ihr. Ich hatte damals eine sehr umfangreiche Hintergrundgeschichte zu diesem Charakter geschrieben, die in Teilen in den Roman eingegangen ist (so ist das Havena-Kapitel der älteste Teil des Buches und stammt noch aus dieser Charaktergeschichte). Natürlich mußte ich mich von vielen Elementen des Rollenspielcharakters verabschieden, um eine Romanfigur aus ihm zu machen, und mich vor allem von den Geschehnissen am Spieltisch distanzieren. Solche Geschichten sind meist nur für Insider interessant, nicht aber für einen Roman. [...]

Mehr unter: http://www.grimoires.de/inhalt.php?art=artikel&nummer=7

Seribain: http://www.grimoires.de/inhalt.php?art=buch&nummer=190
König der Diebe: http://www.grimoires.de/inhalt.php?art=buch&nummer=191

 
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