Templer

Tempelritter (Venedig)

Kaum ein christlicher Ritterorden taucht so oft in Mystery und Fantasy auf wie die Templer oder Tempelritter. Die historischen Templer wurden 1307 angeklagt, wegen Ketzerei, Götzenanbetung und Sodomie (homosexuellen Handlungen) - wobei es in Wahrheit eher darum ging, die Reichtümer des Templerordens zu annektieren. Dennoch wirkt der Vorwurf der Ketzerei bis heute nach und bildet neben dem angeblichen Schatz und okkultem Geheimwissen die Basis einiger fantastisch angehauchter Romane mit historische Dimension. Gleichzeitig sind die Templer oft das Idealbild für einen Kreuzritter.

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Der Ketzer

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Der Zauberlehrling (Extra-Muros)

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Der Tanz der Wasserspeier

Der Tanz der Wasserspeier

Die Teufelskralle

Die Teufelskralle

Der Weg nach Altamura

Der Weg nach Altamura

Tempelritter in der Fantasy

Die Tempelritter der Fantasy und Mystery finden ihre Grundlage in den historischen Templern (siehe unten). Dabei ist das Bild, das von ihnen gezeichnet wird, durchaus ambivalent und reicht vom reinen Guten bis zum puren Bösen.

Denn einerseits werden die Templer als eine Art Paladin dargestellt, als starker, reiner und edler Krieger Gottes. Dies hat seine Grundlage in der eisernen Disziplin, die den Templern zu eigen war, ihrer Weigerung, sich zurückzuziehen und ihr absolutes Gottvertrauen. Bei aller Religiosität waren sie auch gut ausgebildete Elitekrieger. Vermutlich hieraus resultiert eine starke Ähnlichkeit vieler religiös angehauchter Krieger mit den Templern.

Auf der dunklen Seite wird meist über die juristischen Vorwürfe argumentiert: Die Templer sind dann ein gieriger Geheimbund, der für sich selbst Reichtümer anhäufte und politisch Einfluss gewann. Außerdem hätten die Tempelritter einen Pakt mit dem Dämon Baphomet geschlossen, den sie ketzerisch verehrten.

Die meisten dieser Vorwürfe sind historisch nicht zu belegen: Die Templer waren eine Macht, aber nicht so mächtig wie oft geschildert; ein Götzendienst ist haltlos. Dennoch lebt dieses Erbe vor. Zeitgenossen stießen andere Dinge übel auf: Tempelritter ließen Gnade walten, auch gegenüber besiegten Heiden; und sie griffen oft auf Wissen und Kunst ihrer muslimischen Feinde zurück. Dies stieß vielen Zeitgenossen ebenso übel auf wie die Macht, die sie als Orden gewannen.

Treten die Templer als einzelne Streiter auf, gehören sie tendenziell häufiger zu den Guten; als gesamter Geheimorden hingegen zu den Bösen. Insgesamt kann man aus heutigem Blick sagen, dass besonders historisch Angehauchte Tempelritter dem Heldenideal recht nahe kommen, aber von anderen schlechtgeredet wurden.

Häufige Themen

Sind die Templer beteiligt, geht es oft um verborgene Schätze - insbesondere auch DEN Schatz der Templer, dessen Verbleib nie geklärt wurde - vermutlich weil es ihn gar nicht gab. Daneben spielen diverse Reliquien eine Rolle. Besonders häufig treten dabei der Heilige Gral, die Bundeslade und das Leichentuch von Turin auf - wohl auch, weil diese zu den bekanntesten Reliquien des Christentums gehören.

In mancher Urban Fantasy Geschichte überdauert der Templerorden bis heute. Entweder sind sie eine sinistre Geheimgesellschaft (die Freimaurer nehmen seit dem 18. Jahrhundert Bezug auf die Templer) oder übernatürliche Streiter im direkten Auftrag Gottes.

Auch mit dem Tod des letzten Ordensgroßmeisters sind Geschichten verbunden. Der Fluch des Jacques de Molay soll sowohl den Papst als auch den französischen König sowie dessen Nachkommen in ein frühes Grab gebracht haben. Oft mischen diese Geschichten einige der historischen Anschuldigungen ein, sei es als "Tatsache" oder in einer "Zurechtrückung" dahin, was wirklich dahinter steckte.

Bekannte Tempelritter

Viele fiktionale Tempelritter sind "namenlose" Ordensmitglieder, die niemand kennt. Auf bekannte Templer wird häufiger mit einer historischen Dimension Bezug genommen.

  • Jacques de Molay, Großmeister der Tempelritter und als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt
  • Brian de Bois-Gilbert aus Walter Scotts Ivanhoe
  • In Umberto Ecos Das Foucaultsche Pendel bewahren die Tempelritter den Heiligen Gral.
  • In der Spielreihe Assassins Creed sind die Templer die primären Feinde.

Realer Hintergrund

Siegel der Tempelritter
Das Siegel der Tempelritter
Sigillum militvum christi de templi
"Siegel der Soldaten Christi com Tempel"
Der Templerorden heißt mit vollem Namen eigentlich Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem. Oft werden sie auch Templer, Tempelritter oder Tempelherren genannt. 1118/19 während der Kreuzzüge im Königreich Jerusalem gegründet waren die Templer der erste Orden, der zwei Ideale miteinander vereinte: die des adeligen Rittertums und die des Mönchtums.

Während des ersten Kreuzzugs waren sie eine militärische Eliteeinheit. Der ursprüngliche Zweck und das Hauptziel des Ordens war der Schutz der christlichen Pilger. Dieser war schon zu Beginn kontrovers: Die Vorstellung von Schwertern tragenden Christen behagte nicht allen. Legitimiert wurden die Templer durch Sankt Augustins Theorie vom Gerechten Krieg. Ihr zufolge ist ein Templer sei ein furchtloser Ritter dessen Seele durch die Rüstung des Glaubens beschützt sei.

In verschiedenen christlichen Nationen wurden den Templern Besitztümer überlassen, ihre europäische Machtbasis war jedoch klar Frankreich. Militärische Unternehmungen fanden vor allem in den Kreuzzug-Staaten von Outremer statt. Hier gerieten Christen immer wieder in Konflikt mit den Muslimen. Für die Templer lief es nicht immer gut. Nach einigen desaströsen Kriegsbeteiligungen zog sich der Orden nach Zypern zurück. Die Tätigkeiten der Templer beschränkten sich jedoch nicht aufs Militär. Mit Geldleihe und Kreditbriefen erwirtschafteten sie ein großes Vermögen. Ihre Bankdienste nahmen auch Muslime und andere Nicht-Christen in Anspruch. Nach und nach erwarb der Orden so zahlreiche Besitztümer - was nicht so ganz zu einem besitzlosen Ordensleben passt, wobei manche Vorstellung des Reichtums deutlich übertrieben war.

Tempelritter
Templer-Darstellung aus dem Münchener Bilderbogen (1870)
Jener Reichtum wurde dem Orden aber zum Verhängnis. Taten sich die Templer noch im dritten Kreuzzug (1189-1192) hervor und eroberten Akkon, das zum ihrem neuen Hauptsitz wurde, so nahm ihre Bedeutung während der weitern Kreuzzüge im folgenden Jahrhundert ab. Nach 1300 fehlte dem Orden ein klarer Zweck. Auch die politischen Gegebenheiten hatten sich geändert: weltliche Regenten gewannen an Macht - und der französische König Philipp IV zielte auf das Vermögen der Templer. Damit wollte er einerseits den Papst diskreditieren als auch die Macht innerhalb seines Staates schwächen, die die Templer darstellten. Gleichzeitig hätte er die sagenhaften Schätze der Templer gerne selbst verwendet.

Am 14. September 1307 erging der Haftbefehl gegen alle Templer. Aus heutiger Sicht waren die Gründe für die folgenden Templerprozesse fingiert. Allenfalls Einzelpersonen hatten sich etwas zuschulden kommen lassen. Jacques de Molay, Großmeister der Templer, gestand unter Folter alle Vorwürfe, darunter Ketzerei, Götzenanbetung. Kurz darauf widerrief er jedoch und wurde 1314 als rückfälliger Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Insgesamt gab es jedoch wenige vollstreckte Todesurteile - und neure Forschung zeigt, dass Papst Clemens V noch im selben Jahr vom Hauptvorwurf freisprach und zuvor dem Druck des französischen Königs nachgeben musste. Die langen Templerprozesse waren somit ein machtpolitischer Kompromiss zwischen König und Papst bei dem die Templer verloren. 1312 wurde der Orden offiziell aufgelöst, der Besitz fiel an die Johanniter; einzelne Tempelritter schlossen sich anderen Orden an.

Verschiedentlich wird behauptet, die Templer existierten noch heute. Freimaurerische Texte nehmen Bezug zu den Tempelrittern seit dem 18. Jahrhundert. Hinzu kommen als moderne Nachfolger verschiedene Neo-Templer-Gruppen.

Quellen und Verweise

Avatar von nico Artikel von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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