Buch-Cover, Michael Peinkofer: Das Zauberer-Handbuch

Das Zauberer-Handbuch

Genre: Sekundärliteratur
Verlag: Piper
Seiten: 332
Erschienen: 08/2012 (Original: 2012)
ISBN: 978-3-492-26791-5
Preis: 12,99 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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Dieses Buch ist schlecht: Es soll ein Handbuch für Zauberer sein, aber man lernt nicht einmal einfachste Magie. Ok, das ist Blödsinn und nicht ernst gemeint und lehnt sich an das Beispiel eines schlechten Rezensenten an, den Michael Peinkofer zu Recht zu ignorieren rät. Zudem hat der Titel durchaus seine Begründung: Peinkofer führt den kreierenden Autor analog zu einem schöpfenden Magier ein. (Nebenbei nutzt er auch magische Charaktere zur Veranschaulichung.) Diese Analogie hinkt meiner Meinung nach an einigen Stellen, aber die Metapher des ungeschulten Magiebegabten für einen Jungautor ohne Veröffentlichung hat durchaus nachvollziehbare Verbindungen. Und an jene Jungautoren richtet sich dieses Handbuch.

Für Einsteiger und Fantasy-Leser ohne Vorerfahrung

Michael Peinkofer gliedert sein Buch nach dem Muster einer Heldenreise (und verweist auch auf Campbells The Hero’s Journey). Ein Kapitel- oder Abschnittsverzeichnis fehlt. Lediglich ein (recht nutzloses) Namens- und Sachregister findet sich am Ende. Dies führt zu der impliziten Anweisung, nicht zu einem interessant klingenden Abschnitt zu springen, sondern linear zu lesen. Dies ist kein Handbuch zum Nachschlagen sondern eine Einführung zum Durchlesen.

"Das Handbuch für Zauberer" richtet sich an Einsteiger, Hobby-Schreiber ohne echte Kenntnisse von Schreibtechniken und Verlagswelt. Hat man wie ich Literatur studiert oder liest regelmäßig Autorentipps im Netz, schaltet dazu gesunden Menschenverstand ein ("Manuskripte auf Fehler prüfen, Rechtschreibung beachten!"), so bietet dieses Handbuch nichts Neues. Peinkofer bietet auch keinen Tiefgang sondern eine Gesamtübersicht.

Von anderen Schreibratgebern hebt es sich vor allem im Stil ab: Peinkofer spricht den Leser sehr persönlich an, fast auf Augenhöhe. Das macht seinen Stil ist nicht so trocken wie ein Lehrbuch; andererseits wirkt er auf mich oft flapsig und unkonzentriert – im Endeffekt bevorzuge ich einen anderen Stil. Und die vielen Erwähnungen von Peinkofers eigenen Werken nerven irgendwann einfach und lassen schon eine Augenbraue heben, klingen sie doch sehr nach Eigenwerbung.

Dennoch: Auch wenn die Informationen im Handbuch nichts Neues bieten, man findet sie hier gebündelt und durch die persönliche Ansprache ist der Stoff nie trocken; das Buch ist wirklich lesbar und wirkt nicht wie ein Arbeitsbuch oder gar Lexikon.

Ein Plädoyer fürs Plotting

Es gibt zwei Autorenarten: Die einen schreiben drauf los und wissen selbst nicht, wo es enden soll; die anderen planen die Geschichte minutiös aus und schreiben sie genau nach plan. Peinkofer gehört zur zweiten Gattung: Storyboard, Exposé, Szenenplanung - zu diesen Themen äußert er sich und geht auch auf die "technischen" Seiten der Fantasy ein. In den Kapiteln finden sich Informationen zur Verwendung von (erfundenen) Sprachen und Ortsnamen, immer bedacht auf eine logische, nachvollziehbare Welt. Gerade weil sie in der Fantasy erfunden ist legt Peinkofer hier eine hohe Bedeutung auf die interne Logik, ein Punkt der oft unterschätzt wird.

Dies ist eine eher "handwerkliche" Arbeitsweise und für diese gibt Peinkofer eine Vielzahl nützlicher Hinweise, gerade auch spezifisch für die Fantasy. Studenten denken jetzt bitte an eine Studienarbeit zurück. Das Schreiben einer Geschichte ist dem nicht ganz unähnlich, üblicherweise unterhaltsamer aber trotzdem viel Arbeit.

Auf der Strecke bleiben bei diesem Buch die Schreiber mit "Genieblitzen", die alles plötzlich im Kopf haben und gar nicht aufhören können zu fabulieren und zu schreiben. Aber diese Autoren greifen auch eher nicht zu Handbüchern.

Empfehlung: kritisches lesen

Neben dem Handwerklichen zieht Peinkofer ein (wenig überraschend) positives Fazit für die Fantasy: Ja, sie ist formulaisch und Unterhaltungsliteratur – aber das ist kein Makel und weniger "real" als andere "Fiktion" ist sie auch nicht. Ihre Handlung in einer anderen Realität eröffnet zudem ganz besondere Möglichkeiten. Persönlich fand ich diese Gedanken viel interessanter als z.B. Hinweise zu rhetorischen Figuren und hatte bereits ähnliche.

Insgesamt empfehle bei diesem Buch aufmerksames, kritisches Lesen. Kritisches Hinterfragen ist bei vielen Beispielen sinnvoll: auf den ersten Blick wirken diese gut – aber auch auf den zweiten oder dritten? Oft kam ich ohne allzu großes Denken zu einem „Das stimmt so nicht“. (Aber fair ist fair: Jede Analogie, jedes Beispiel hat Grenzen.)

Das kritische Lesen ist empfehlenswert, auch als Schreib-Übung. (Über diesen Satz bitte auch einmal genau nachdenken)

Aber das Buch macht kritisches Lesen sehr schwer, vor allem durch seinen lockeren, flapsigen Stil. Stellenweise wirkt es zudem geradezu durchwuschelt und statt "Action" wird auch mal "Aktion" gedruckt – ein Unterschied, für die meisten vermutlich sehr intuitiv. Auch die mangelnde Nachschlage-Fähigkeit durch die generelle Struktur kann ein Minuspunkt fürs Buch sein, denn eine bestimmte Stelle wiederzufinden und erneut zu lesen ist problematisch.

"Handbuch für Zauberer" ist eine Einführung für Hobby-Schreiber und bietet eine Gesamtübersicht zum Autorentum. Zum Nachschlagen taugt es nicht und keinen Aspekt der Autorenarbeit begutachtet es in neuer Tiefe. Von anderen Schreibratgebern unterscheidet sich das Handbuch durch Peinkofers sehr persönliche Leseansprache und den eher lockeren (kritisch gesagt: mitunter flapsigen) Stil. Wer lieber konzentriert und straight-to-the-point arbeitet, der sollte zu einem anderen Werk gehen. Peinkofer kommt stattdessen jenen entgegen, die Lehrbücher meist zu trocken fanden.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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