Interview mit Daniela Knor (Hjaldinger-Saga 1)

          
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Interview mit Daniela Knor

NZ: Danke erst einmal für das Interview.

DK: Ich danke für das Interesse an meiner Arbeit :-)

NZ:Fangen wir gleich einmal mit Deinem neuesten Buch an, "Glut", der Erste Teil der Hjaldinger-Saga, die ja quasi die Entstehung der Thorwaler schildert. Was hat dich an diesem Thema so gereizt?

DK: Die Geschichte der großen Überfahrt nach Aventurien wird in den DSA-Regelwerken bzw. Regionalbänden ja eigentlich nur grob angerissen. Diese Andeutungen haben mich schon vor Jahren gereizt, nachzuspüren, wie es wohl gewesen sein könnte. Was für ein Mensch könnte Jurga gewesen sein? Wie muss es wohl sein, seine Heimat zu verlassen und ins Unbekannte aufzubrechen? Das hat mich interessiert. Und dann ist mir irgendwie schon die kalte, salzige Brise um die Nase geweht...

NZ: Warum das "historische Aventurien" und nicht das gegenwärtige? Neben "Der Tag des Zorns", "Blaues Licht" und "Roter Fluss" nun auch noch die Hjaldinger-Saga. Gibt es eine Stelle als "Historische DSA-Autor"?

DK: Nein, FanPro ist da prinzipiell offen für die Vorschläge der Autoren.

Warum ich lieber in der Vergangenheit Aventuriens schreibe, hat zwei ganz praktische Gründe: Zum einen habe ich bei historischen Themen mehr „künstlerische Freiheit“. Ich kann mir die Personen und Umstände viel freier wählen. Zum anderen ist das gegenwärtige Aventurien nun einmal Schauplatz sehr vieler Abenteuer. Es ist fast unmöglich, dort einen Roman zu einem „großen“ Thema zu schreiben, ohne dabei Dinge zu verraten, die mancher Leser erst noch als Spieler im Abenteuer erleben möchte. Und da immer noch neue Spieler einsteigen, kann man auch nicht sagen, z. B. die Borbarad-Kampagne hat ja mittlerweile eh jeder gespielt.

NZ: Und warum Thorwaler?

DK: Als ich angefangen habe, für DSA Romane zu schreiben, waren die Thorwaler ein sehr vernachlässigtes Thema. Zum Glück hat sich das mittlerweile geändert, aber damals fand ich das sehr schade, weil ich einfach einen Bezug zu diesem Völkchen habe. Eigentlich wollte ich die Hjaldinger-Saga schon anstelle von „Roter Fluss“ schreiben, aber bei FanPro wollte man damit lieber noch warten.

NZ: Ganz Konkret zum ersten Teil: Warum "Glut"?

DK: Ullbjern Eirikssun erklärt das auf Seite 226 eigentlich am besten: Weil „der Streit zwischen uns (den Hjaldingern) und den Imperja wie die Glut ist, die unter der Asche schwelt. Ein wenig Zunder und ein Windstoß genügen, um das Feuer neu zu entfachen.“ ;-)

NZ: Steht inzwischen ein Erscheinungspunkt für die nächsten Teile fest? Und auf wie viel Seemannslektüre darf man sich in etwa freuen?

DK: Nein, leider stehen noch keine Erscheinungsdaten für Band 2 und 3 fest. Geplant ist, dass ich die Tage anfange, den zweiten Teil zu schreiben, der dann in der ersten Jahreshälfte 2007 erscheinen könnte. Darin wird der Kampf um Hjaldingard das Hauptthema sein. Und natürlich wird es dabei Seegefechte geben...

Im dritten Band soll die eigentliche Überfahrt das zentrale Thema sein (was dann zwangsläufig sehr maritim wird ;-)), aber auch das Schicksal der Zurückbleibenden wird aufgegriffen werden.

NZ: Da die Hjaldinger-Saga zwischen Myranor und Aventurien spielt: Welcher Kontinent ist dir lieber und was macht den Reiz aus?

DK: Also vor dem Myranor-Hintergrund hatte ich sehr viel Respekt, weil ich den vorher kaum kannte. Ich recherchiere ja immer sehr intensiv, aber hier musste ich trotzdem noch oft mit Thomas Römer Rücksprache halten, was in Myranor machbar ist und wie die Hjaldinger dort eingebettet werden sollten. Da über Hjaldingard selbst bisher nicht viel bekannt war, hatte ich dort aber auch sehr große Freiheiten, was mir viel Spaß gemacht hat. Von diesem Aspekt her ist Myranor also für mich reizvoller. Dafür ist Aventurien einfach ein vertrautes Umfeld, das einem ans Herz gewachsen ist. Ich plane deshalb auch erst mal keine weiteren Myranor-Romane.

NZ: Wenn du dir freie Wahl hättest, in welcher bereits existierenden Fantasy-Welt würdest du gerne eine Geschichte spielen lassen?

DK: Hm, eigentlich in keiner. Für DSA zu schreiben macht mir Spaß, weil ich diese Welt übers Spielen kennen gelernt habe. Aber darüber hinaus möchte ich lieber meine eigenen Ideen verwirklichen.

NZ: Und gleich zu den noch größeren Dimensionen: Das Traumprojekt – unendlich Ressourcen, unendlich Zeit, keine Geldsorgen. Wie sähe das aus?

DK: Es gibt mehrere Nicht-DSA-Projekte, die ich unbedingt auch noch machen möchte. Ganz oben auf der Liste steht da auf jeden Fall auch eine eigene Fantasy-Welt. Nicht so neu und exotisch, dass niemand etwas damit anfangen kann, aber nach meinen eigenen Regeln und um ein paar Wesen erweitert, die meiner Fantasie entsprungen sind.

NZ: Die sicher dabei auftretenden Schreibblockaden – wie werden die von Dir überwunden?

DK: Das klappt am besten durch „Abschalten“ und Bewegung an der frischen Luft. Meistens regt das die Phantasie schon genügend an. Wenn es richtig heftig kommt, helfen nur ein paar Tage Pause und Bach-Blüten :-)

NZ: Dein tägliches Schreibpensum: wie viele Seiten sind das so etwa? Gibt es eine feste Zeit, in der geschrieben wird oder gibt es andere Methoden?

DK: Mein Schreibpensum ist unterschiedlich. Zu Beginn des Romans kann ich extrem langsam sein und dann schreibe ich mich allmählich in die Geschichte hinein. Aber mehr als maximal 20 Seiten am Tag schaffe ich nie, weil ich quasi sofort ins Reine schreibe. Da wird an jeder Formulierung so lange geschraubt, bis ich zufrieden bin, und das kostet viel Zeit. Dafür spare ich mir am Ende langwieriges Überarbeiten.

Ich habe halbwegs fest stehende Zeiten, vor allem vormittags und dann noch mal am späten Nachmittag, sodass ich insgesamt oft sechs bis acht Stunden arbeite. Aber ich schreibe nicht nach der Uhr, sondern je nach Tagesform unterschiedlich lange.

NZ: Im X-Zine Interview vor ein paar Jahren (http://www.x-zine.de/xzine_interviews.id_10.curpage_0.pages_0A2052A4334A6386A8448.htm) sagtest Du, Du würdest auch gerne ein anderes Genre ausprobieren. Hast du da etwas Konkretes im Sinn oder ist das einfach ein Ausbrechen aus der Gewohnheit? (Eine gewisse Frau Rowling war sich ja nicht einmal bewusst, Fantasy zu schreiben und mag das Genre nicht.)

DK: Es ist auf jeden Fall auch ein Ausbrechen aus der Gewohnheit, weil mich auch andere Themen jenseits der Fantasy interessieren. Ich habe ein paar konkrete Ideen z. B. für historische Romane im weitesten Sinne, aber zunächst werde ich wohl auch weiterhin hauptsächlich Fantasy schreiben.

NZ: Es heißt ja eine schlechte Autorin schaue bei anderen ab und eine gute Autorin stehle hemmungslos bei anderen. Bei wem hast Du „geklaut“, bzw. wer hat dich besonders beeinflusst?

DK: Ich glaube, dass alles, was man liest, irgendwo „im Hinterkopf“ hängen bleibt und deshalb auch beeinflusst, was man selbst produziert. Deshalb müsste ich streng genommen alles aufzählen, was ich je gelesen habe ;-) Mein Fantasy-Bild wurde aber mit Sicherheit sehr von Tolkien geprägt und von Marion Zimmer Bradleys Darkover-Reihe, obwohl die eine Mischung mit Science Fiction ist. Außerdem haben vermutlich auch die Artus-Romane von Gillian Bradshaw und von Bernard Cornwell ihre Spuren hinterlassen.

NZ: Und was liest du ansonsten? Auch abgesehen von Fantasy.

DK: Ich weiß zwar nicht, welchen Eindruck die deutsche Übersetzung macht, aber im Original fand ich „Otherland“ von Tad Williams sehr gut. Und abseits von Fantasy ist Marianne Fredriksson eine meiner Lieblingsautorinnen.

Es ist zwar schwer zu glauben, aber seit ich selbst schreibe, komme ich gar nicht mehr so oft dazu, Romane zu lesen. Deshalb kenne ich die meisten Bestseller, auf die ich so angesprochen werde, gar nicht.

NZ: Gibt es auch noch andere Hobbies?

DK: Mein Pferd ist mein Hobby, und so zeitaufwändig, dass daneben nicht viel Platz für weitere bleibt. Demnächst soll aber wieder ein Hund dazu kommen. Und meistens bin ich ca. ein Mal pro Woche im Kino zu finden.

NZ: Welche Frage würdest Du dir selber in einem Interview stellen?

DK: Das ist eine knifflige Frage. Eigentlich weiß ich ja alles über mich und muss mich nichts fragen ;-) In einem Interview sollte nach Dingen gefragt werden, die die Leser interessieren könnten. Was Du ja auch getan hast. Vielleicht möchten einige noch wissen, was mir an einem Roman am wichtigsten ist.

NZ: Und die Antwort darauf?

DK: Mir geht es immer in erster Linie darum, Charaktere zu zeichnen und ihre Geschichte zu erzählen. Was in den Leuten vorgeht, ist mir wichtiger als die äußere Handlung. Die soll natürlich trotzdem vorhanden und möglichst spannend sein, aber für mich ist beim Schreiben das andere viel spannender, weil es da auch für mich Überraschungen geben kann. Die Charaktere sollen innerhalb ihrer Kultur stimmig sein und dadurch lebendig werden. Oft entwickeln sie dann beim Schreiben sogar ein Eigenleben, sodass die Story ein bisschen von dem abweicht, was ursprünglich geplant war.

Avatar von nico Artikel von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Dieser Artikel wurde veröffentlicht am und zuletzt geändert am .

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