Buch-Cover, Ulrik van Doorn: Der Sekundant

Der Sekundant

Serie: Westwelt (#1)Genre: Fantasy
Seiten: 374
Erschienen: 10/2011 (Original: 2011)
ISBN: 978-3-936983-53-1
Preis: 15,90 Euro (Softcover)
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Nervöse Auftraggeber verheißen selten Gutes; aber Gold lockt – so auch den Sekundanten Sandust, der den Auftrag eines Zwerges annimmt. Der Prostituierten Marike spielt er falsche Informationen zu – und dennoch taucht sie am Duellplatz auf: Der Lordrichter selbst schickte einen Brief mit Informationen an die Wache und auch das Duell selbst ist kaum fair sondern eine geplante Sache bei der es mehr als einen Toten geben soll. Bald finden Sandust und Marike sich mit einer verdammt hübschen Prinzessin auf der Flucht, denn sie sollen den Erben des Grafenthrons umgebracht haben. Dass dies so simpel ist glaubt selbst der Graf nicht, doch Verrat und Intrigen sind überall – und auch ein mystischer Gegenstand und zwei mächtige Zauberkundige spielen eine Rolle.

Das Buch erhält 7-8 von 10 Punkten.

„Der Sekundant“ ist ein Debütroman und das merkt man ihm stellenweise an. Aber Ulrik van Doorn macht vieles gut und richtig: Er verzichtet auf Exposition und strahlende Helden aber erschafft trotzdem eine komplexe Welt im Hintergrund.

Angedeutete Epik und Schwenk zum Einfachen

Der Prolog beginnt mit zwei Zauberkundigen, Thora und Michaelan. Ihre Motive bleiben im Verborgenen und Michaelan begleitet die Handlung zunächst nur als Rabe oder anderes Tier bis er später direkt eingreift. Zu diesem Zeitpunkt hat sich eine epische Dimension in die Geschichte eingewoben, ohne dass der Leser dies eigentlich merkt: Ein Krieg vor einigen Jahren spielt eine dezente Rolle und ein Artefakt eine direktere. Aber bis zu diesem Punkt beschäftigt sich die Handlung mit relativ normalen, bürgerlichen Charakteren – etwas suspekten Figuren, zugegeben: Der Sekundant Sandust assistiert bei illegalen Duellen um Geld zu machen und die Prostituierte Marike hat bei ihrem Erwerb ähnliche Ambitionen. Beide sind keine Helden die auf der Suche nach Ruhm ausziehen – und machen während der Geschichte dennoch eine Wandlung durch, dankenswerterweise ohne als Heilige oder Helden zu enden, trotz Prinzessinnen-Rettung und Konfrontation mit einem dämonenähnlichen Wesen – und auch der Lohn der Mühen ist anders als sowohl klassische Helden als auch Sandust ihn sich zu Beginn erwartet

Intrigen und Perspektivwechsel

Zunächst deutet sich der Roman jedoch als Intrigengeschichte an. Miträtseln wer mit wem was erreichen will kann man nicht: Ein personeller Erzähler wechselt oft die Perspektiven und berichtet aus der Sicht aller Charaktere – sowohl Protagonisten als auch ihre Gegner. Viele Kapitel enden so mit gleichem Dialogstück, das von verschiedenen Figuren gehört wird. Das hält die Handlung auch ohne Miträtseln (mittel-)spannend: Es geht nicht darum, wer was will sondern wem sein Vorhaben gelingt oder scheitert. Einen kleinen Vorwurf kann man wegen der doch recht vielen Charaktere erheben – allerdings werden alle Seiten mit ihren Zielen durch die Perspektivwechsel beleuchtet, was die Komplexität reduziert. Erhöht wird diese durch die Namen, die ein zwieschneidiges Schwert sind: Der Autor arbeitet mit gleichen Endungen (z.B. ~hear und ~fahr). Dies verschafft den Eindruck kultureller Zusammengehörigkeit und ist insofern gelungen; leider klingen die Namen bisweilen auch einfach fremd und zudem ähnlich, was zu Beginn das Auseinanderhalten erschwert. Auch frage ich mich immer noch, wie Helife und Michaelan ausgesprochen werden – ich zumindest muss das auch dann wissen, wenn ich still für mich lese. (Ich habe die Endungen übrigens einfach verschluckt.) Will ich einen Glossar? Nein, keineswegs, ebenso wenig wie Apostroph gefüllte Namen; die dezent angedeutete Echsensprache mit z- und s-Lauten für spezifische Zwecke reicht vollkommen.

Pulverzeit und Politik

Ein weiteres ungewöhnliches Merkmal des Romans ist die technische Entwicklung der Welt: Magie existiert aber ist auf wenige Individuen beschränkt; Schwarzpulver ist im frühen Stadium. Ein wirklich entwickeltes Schwarzpulver würde Fantasy in mittelalter-ähnlichen Settings zerstören: Verlässliche und schnelle Gewehre gegen Ritter sind ein einseitiger Kampf. Dementsprechend sind die Pulverwaffen in diesem Roman zwar mächtig aber haben eine ebenso hohe Ladezeit wie ihre realen Pendants. In Teilen nehmen sie den Platz ein, den in vielen Romanen die Magie hat: Sie erreichen ansonsten Unmögliches.

Zunächst macht der Roman den Eindruck auf gut und böse zu verzichten – schnell stellt sich dann aber eine recht eindeutige Zuordnung dieser Attribute heraus, nicht erst bei einsetzen der epischen Dimension. Dennoch bleiben Sandust und Marike lange suspekte Charaktere und werden keine strahlenden Helden. Die Magier aus dem Prolog lassen sich in der gut/böse Dichotomie ebenfalls nicht zuordnen und wirken vielmehr als politisch motivierte Mächte.

Keine Exposition aber viel Erklärung

Auf Seiten des Stils fällt vor allem erwähnter Perspektivenwechsel auf. Ansonsten umgeht der Autor viele Fallen. Er verzichtet auf Exposition und schafft es, dass die Welt im Hintergrund trotzdem präsent wird: Vor einigen Jahren gab es einen nicht weiter erläuterten „Koboldkrieg“, Zeiteinheiten messen sich in „Ticken und Rucken“ und die Namen der Figuren passen zusammen. Über diese Figuren erfährt man zwar ein wenig, aber nie allzu viel: klare Aussagen aber auch Andeutungen, auf die nicht ausschweifend eingegangen wird. Anspielungen an reale Mythologie wie „Ihris und Ohrisis“ oder „Defel“ klingen nicht ganz fremd – aber ein wenig; fremd genug um dennoch bekannt zu wirken und vom Leser eingeordnet werden zu können ohne einen Glossar zu bemühen. Trotzdem erklärt der Autor sehr viel, bedingt durch den Perspektivwechsel-Stil. Dies kann man durchaus als Manko empfinden, was aber dieser Erzählweise inhärent ist. Einige wenige holprige oder ungewöhnliche Formulierungen werfen aus dem Lesefluss, störender und häufiger sind aber 1-Buchstaben-Fehler die ein etwas intensiveres Korrektorat wünschen lassen (zumal der "Verlag" anscheinend zu jener Sorte gehört, die den Autor mitbezahlen lassen). Am Ende werden gar zwei Namen übel vertauscht – wobei diese Verwechslung jedem Leser hier allerdings klar ist. Insgesamt kann man sich durchaus mehr von Ulrik van Doorn wünschen.

Und dieses Mehr wird es geben: Am Ende des Romans, holt die politische Realität die Protagonisten ein – es gibt Krieg und Lord Lordmagier Michaelan ist aus ganz anderen Gründen besorgt und bittet die Überlebenden um Hilfe.

Fazit: Ein solider Debüt-Roman der einiges richtig macht und ohne Exposition oder Glossar trotzdem eine Welt im Hintergrund entstehen lässt, gewöhnlichen und zunächst eher dubiosen Figuren, die sich weiterentwickeln.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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