Buch-Cover, Adelbert von Chamisso: Peter Schlemihls wundersame Geschichte

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

Genre: Phantastische Klassiker
Verlag: Anaconda
Seiten: 392
Erschienen: 01/2007 (Original: 1813)
ISBN: 978-3-86647-179-5
Preis: 16,90 Euro (Hardcover)
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Als er bei einer Gartengesellschaft einen Brief übergibt, bemerkt Peter Schlemihl einen "grauen Herrn", der die unglaublichsten Dinge aus seiner (dafür viel zu kleinen) Tasche zaubert. Und noch erstaunlicher: Niemand scheint es wirklich wahrzunehmen!

Umso erstaunter ist Schlemihl, als er selbst von eben jenem Herrn angesprochen wird. Bald stimmt er einem Tauschgeschäft zu: Der Graue Herr erhält Peters Schatten und er selbst erhält im Gegenzug eine nimmerleere Geldbörse. Bald schon muss Schlemihl jedoch feststellen, dass der Tausch weit weniger vorteilhaft ist, als er sich erhoffte: Menschen scheuen ihn ob seines fehlenden Schattens; er kann sich im Licht nicht mehr blicken lassen. Seine einzige Hoffnung ist die Rückkehr des Grauen Herrn, der sich bereits für einen weiteren Handel angekündigt hat. Doch kann man mit diesem Herrn wirklich vorteilhafte Geschäfte abschließen?

Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.

Ob man die "wundersame" Geschichte nun als Märchen oder als Novelle (oder bequemerweise als Märchennovelle) bezeichnet - phantastisch ist sie in jedem Fall. Dabei gibt sie den Kritikern einige Rätsel auf, die zumeist nur in Vermutungen enden: Wer ist der graue Herr? Der Teufel? Was ist die Moral des "Märchens"? Gibt es überhaupt eine? Und was hat es eigentlich genau mit dem Schatten auf sich, diesem unsubstantiellen Ding, das doch so unabdingbar scheint? Zu letzterem äußerte sich Chamisso selbst, wie in der "Vorrede des Herausgebers" zitiert - die in dieser Ausgabe ironischerweise am Ende steht, was auch immer damit zum Ausdruck gebracht werden soll.

In jedem Fall lenkt die Geschichte vom verlorenen Schatten den Blick auf jene Dinge, die uns so selbstverständlich sind, dass wir sie nicht mehr wahrnehmen. Ein Schatten, was ist das schon? Offensichtlich eine ganze Menge. Und so mag man andere Dinge hinterfragen, die selbstverständlich sind für unser tägliches Leben: sie können bedeutend sein, auch wenn wir sie gewöhnlich ignorieren. Erst ihr Fehlen macht, wie so oft, klar, was sie eigentlich für uns geleistet haben. So geht es Peter Schlemihl mit seinem Schatten, der schließlich eine Lösung für sein Problem finden muss, das ihn zugleich von all jenem aus-schließt, das er sich mit seinem unerschöpflichen Reichtum zu er-schließen erhoffte. Ein unlösbarer Schlamassel, ein Dilemma, ganz wie der Name des Protagonisten es also schon ankündigt.

Jene Endlösung ist dann nicht hoffnungsvoll oder glamourös, sondern vielmehr mit dem Schicksal und der Welt konsolidiert, eine Abkehr vom materiellen Reichtum und ein Aufgehen in anderen Dingen, die ein wenig Faustianisch anmuten - aber unter Entsagung des Teufels, sofern man den Grauen Herrn als diesen liest. Der Volksmund hingegen hat sich einmal mehr ein eigenes Ende in Form eines Liedes hininterpretiert: Hier wird der Verlust des Schattens mit der Seele gleichgesetzt, wie es die Figuren der Novelle ebenfalls zu tun scheinen. Unnötig, auszuführen, dass das Ende eines Seelenlosen nicht gut sein kann.

Jenseits aller Deutungsversuche ist die wundersame Geschichte ein unterhaltsames, kurzes Stück voll magischer Gegenstände und märchenhaftem magischen Bewusstsein. Ein phantastischer Klassiker im doppelten Wortsinn, den man bequem am Abend verschlingen kann.

Als gemeinfreier Text findet sich Peter Schlemihls wundersame Geschichte auch im Projekt Gutenberg: http://gutenberg.spiegel.de/buch/peter-schlemihls-wundersame-geschichte-759/1

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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