Buch-Cover, Anne Delseit: Großstadtaugen

Großstadtaugen

Genres: Comics; Kurzgeschichten
Verlag: Comicstars
Seiten: 190
Erschienen: 06/2011 (Original: 2011)
ISBN: 978-3-426-53011-5
Preis: 6,99 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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"Großstadtaugen" bietet 6 "graphic short stories" von verschiedenen Autoren - "Comics" also, wie sie im Deutschen üblicherweise genannt werden. Jedoch nicht Donald Duck, sondern durchaus "realistisch" gezeichnet. Die Geschichten sind dabei vollkommen voneinander unabhängig: "Irrlicht" folgt einer Geisterjäger-Agentur; "Eine kleine Nachtmusik" begleitet einen Nachtmahr; und "Der Elsterjunge" beschäftigt sich mit einem leichtfertigen Schwur. "Die Weiße Frau" wird durch eine unbedachte Handlung aktiv, "aID" spielt in einer zerstörten Welt und in "Erstes Date" findet jene Zerstörung gerade statt.

Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.

Breites Spektrum Mystery-Phantastik-Romance

Wie Anthologien von Kurzgeschichten bietet auch "Großstadtaugen" ein breites Spektrum. Der Titel ist nicht wirklich einschränkend und so sind diese "6 graphischen Kurzgeschichten" sehr unterschiedlich: Die erste Geschichte ist eher humoristisch, die Mischung insgesamt liegt in den Gattungen Urban Fantasy/Mystery/Romance. Der phantastische Anteil wird hierbei in Richtung definitiver Fantasy aufgelöst, die von den Menschen abseits der Protagonisten jeodoch in den meisten Fällen nicht wahrgenommen wird. Ebenso wie die Themen sind auch die Stile der 6 Autoren unterschiedlich, was die Zeichnung angeht.

Zwischen Comic(-sammlung) und Manga

Ein typischer Comic, wie man ihn aus Kindertagen kennt, ist Großstadtaugen jedoch nicht - allein schon wegen der 6 unabhängigen Geschichten, ein Format das ich im Comicbereich so eher selten wahrgenommen habe. Wie bei Text-Anthologien lernt der Leser auch hier verschiedene Autoren kennen. Vielleicht ist dieser Vorteil hier sogar größer, immerhin lässt sich die visuelle Komponente schwer durch Rezensionen oder gar im Gespräch vermitteln. Geschmackssache ist dabei sicherlich eine oft recht "mündliche" Sprechweise der Figuren, recht knapp und mit vergleichsweise vielen Kontraktionen.

Konkret zu den graphischen Teilen der Geschichten: Diese bewegen sich zwischen Manga und westlichem Comic. Der Panel-Aufbau nähert sich dem Manga an. Zwar wird die westliche Leserichtung genutzt, aber die Panels sind nicht typisch ordentlich in einer Reihe sondern folgen ungleichmäßigen Diagonalen und haben unterschiedliche Größen. Auch die Schauplätze sind für typischen Manga "zu westlich" und unexotisch: typisch westliche Großstädte; die Betonsiedlungen des Ruhrgebiets statt orientalische Märkte oder High-Tech-Cities. Dennoch natürlich nicht einfach nur eine Stadt, denn das Übernatürliche hält in verschiedenen Formen Einzug. Alle Geschichten sind dabei in schwarz-weiß gehalten.

"Alles in Ordnung, Sabrina?" "Nicht wirklich. Die Welt geht unter."

Auch der Humor kommt nicht zu kurz, wie obiges Zitat nahe legt. Humor ist jedoch nie im Zentrum der Geschichte und insgesamt gibt es ein eher düsteres Bild: Ist "Irrlicht" noch fröhlich, so ist der Ausgang der "Weißen Frau" geradezu deprimierend: ein ewiger Kreis aus dem ein Ausbruch unmöglich scheint. So ist auch "Elsterjunge" eine eher ernsthafte Geschichte, welches die Gefahr eines leichtfertigen Schwurs aufgreift; oder "eine kleine Nachtmusik", die einen weiblichen Nachtmahr auf ihrer Jagd begleitet. "Erstes Date" als letzte Geschichte reiht sich hingegen in die Weltuntergangs-Gattung ein und ihr ist obiges Zitat entnommen. Hier wird es im Vergleich exotisch: Aztekische und andere Götter erscheinen und zerlegen die Welt mit Spezialeffekten a la Hollywood, die der Autor aufgreift während er Steve und Sabrina bei ihrem ersten Date verfolgt.

Jene Apokalypse könnte "aID" schon hinter sich haben, die Geschichte die für mich im Leeren hängt: Mr. David bekommt den Auftrag, einen Vermissten aus "Sektor 0" zurückzuholen - aus einem zerfallenden Vorort einer durch Militär gesicherten Stadt inmitten ansonsten leerer Lande. Züge Orwellscher oder korporativer Kontrolle sind interpretierbar - aber besonders hier hat man das Gefühl nur einen Teilausschnitt einer größeren Welt zu sehen und leider bleibt die Frage nach der Aussage der Geschichte unbefriedigend offen. Dies kann an in Teilen auf die weitern Geschichten ausweiten, von denen keine sonderliche Tiefe hat.

"Großstadtaugen" bietet 6 Comic-Künstlern die Möglichkeit, sich mit abgeschlossenen Geschichten vorzustellen. Mystische oder folkloristische Motive werden nur oberflächlich aufgegriffen aber dennoch gelingt es einigen Autoren, intensive Tragik zu erzeugen. Während mich keine Geschichte vom Hocker reißen konnte ist auch keine wirklich schlecht und einige Geschichten machen durchaus Lust auf (längeres) Mehr. Mein Favorit: "Die Weiße Frau".

Inhalt:

Irrlicht (Stella Brandner)

Eine kleine Nachtmusik (Carolin Reich)

Der Elsterjunge (Helen Aerni)

Die weiße Frau (Carla Miller)

aID (Petra Popescu)

Erstes Date (David Füleki)

Anne Delseit wird hier als Redakteurin gelistet.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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