Buch-Cover, Robin Gates: Dilmun - Jäger des ewigen Lebens

Dilmun - Jäger des ewigen Lebens

Genre: Urban Fantasy
Verlag: Ueberreuter
Seiten: 448
Erschienen: 06/2012 (Original: 2012)
ISBN: 978-3-8000-5689-7
Preis: 16,95 Euro (Softcover)
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Dilmun: ein Garten der Wunder und des ewigen Lebens, bewohnt von den Devas. Manchen Mythos hat dieser Garten angeregt – und nun findet sich der Historiker Colin Rendall in ihm wieder. Durch ein magisches Bild gelangt er vor die Gartenmauer und wird brüsk fortgeschickt. Doch bald macht er sich zusammen mit einer Studentin auf, den Garten und seinen Wächter zu finden. Denn die Feinde der Devas, die Ashura, sind den Bildern auf der Spur, die Teile des Schlüssels zum Garten enthalten – und sie haben sich mit einem skrupellosen Geschäftsmann verbündet, der Dilmun für seine eigenen Zwecke nutzen will. Nur der Wächter verspricht Colin und Annika Sicherheit – doch seine Magie und Lebenskraft sind fast verbraucht…

Das Buch erhält 7-8 von 10 Punkten.

Mit Dilmun begibt sich Robin Gates in das Genre der Urban Fantasy, bleibt aber einigen seiner Merkmale treu: Verschiedene Mythen sind im Hintergrund erkennbar, aber zu einer neuen Geschichte verarbeitet. „Special Effects“ sind auf einem niedrigen Niveau und die Handlung kommt nicht nur ohne einen Auserkorenen Helden aus sondern auch mit sehr dezenter Magie und Göttern.

Dilmun - Mythen des Paradies'

Dilmun erinnert klar an den Garten Eden – und an andere Gärten in verschiedenen Mythen und Legenden. Robin Gates nutzt dieses wiederkehrende Motiv und setzt ihm einen modernen Plot auf: Der Garten existiert, der Zugang ist bekannt und verschiedene Fraktionen wollen ihn für sich gewinnen. Das ist kein bahnbrechend neuer Plot aber durchaus neu in der Ausgestaltung. Dies beginnt am bei den vergleichsweise „echten“ und nicht pur heldenhaften Charakteren und zieht sich über Schurken mit nachvollziehbarer Motivation bis hin zu einer glaubwürdigen, „realistischen“ Geschichte.

Zunächst aber beginnt der Roman am Anfang – und doch mitten drin. Colin Rendall schlendert durch Berlin und gerät in ein Demonstration in der er eine Studentin erblickt. Er erinnert sich zurück an ein Seminar und einen Vortrag. Trotz der folgenden Rückblende findet man sich nicht von Exposition erschlagen, denn im Gegensatz zu manchem echten wie auch fiktionalen Dozenten ist dieser Vortrag lebendig und mit studentischer Teilnahme gefüllt – und natürlich spielt der Mythos Eden auch dort eine Rolle, bevor Colin hautnah in diesen hineingerät. Der „echte“ Garten unterscheidet sich von der biblischen Erzählung: Devas und Ashura (Götter und Dämonen aus der indischen Mythologie) lebten dort einst bevor die Ashura vertrieben wurden. Auch hier kann man Parallelen erkennen, wie auch in dem Wächter des Gartens: Es ist keine der religiösen Überlieferungen, aber man kann nachvollziehen, wie diese aus der „wahren Geschichte“ entstanden sind.

Charaktere: Sympathy for the Wicked

Neben dem Mythos stechen vor allem die Charaktere hervor. Colin Rendall ist ein recht junger Professor der Historik. Wer einen Indiana Jones verschnitt erwartet, der liegt vollkommen falsch: er ist ein Professor und kein Held oder Abenteurer, auch wenn er in einem Abenteuer landet. Das gilt auch für seine Studentin Annika. Beide Hauptfiguren erhalten schon von Beginn an Persönlichkeit durch ihr Verhalten in einer außer Kontrolle geratenen Demonstration – durch Taten, nicht durch bloßes Erzählen. Keiner wird glorifiziert: Sympathie muss man nicht unbedingt haben und auch das Wort „zweifelhaft“ kann einem in den Kopf springen. Helden sind sie nicht, und diese Rolle nehmen sie trotz ihrer Suche nach dem Wächter (einer klassischen Questen-Struktur) nicht ein.

Umgekehrt gilt dies für die Schurken: Sie haben ihre Motivationen. Der Geschäftsmann will nicht einfach die Welt vernichten – er will eine Krankheit heilen und für seine Tochter leben. Egoismus ist dabei natürlich nicht ausgeschlossen. Die Ashura wollen in den Garten zurückkehren. Vom puren Bösen sind auch sie entfernt, selbst wenn Jahrhunderte des Krieges und gegenseitigen Hasses nicht gerade für einen kühlen Kopf und objektive Sichtweise geeignet sind – das gilt auch für die Devas. Ausgenommen einzelne Figuren werden diese „Völker“ jedoch nicht weiter ausgestaltet.

Low Magic, kleine Holperer

Urban Fantasy ist für Robin Gates eine neue Gattung und im Gegensatz zu einer anderen Welt ist er damit an die Realität gebunden. An die Qualität der Runland-Saga kommt Gates nicht ganz heran, verfasst aber auf jeden Fall einen guten, soliden Roman. Kernqualitäten findet man erneut: Es ist Low Urban Fantasy – Mythen werden verarbeitet, aber Magie und Übernatürliches ist nur dezent vorhanden; ein astreiner Held fehlt. Das kann man (muss man aber nicht) auch als einen Kritikpunkt sehen: Schnell ist klar, dass ein neuer Wächter her muss, aber dieser kommt zum Schluss fast aus dem Nichts, ganz gegen die übliche Erwartung. Bis zu diesem Ende bietet der Roman jedoch eine gelungene Mischung aus actionreichen Szenen in denen die Ashura Colin und Annika jagen und ruhigeren Szenen mit Erklärung und Suche.

Störend empfand ich lediglich Kleinigkeiten: Die Shetlands als „in der Nordsee“ zu bezeichnen ist zwar nicht ganz falsch, aber eine etwas unglücklich. Nerviger fand ich den steten Bezug zu einer Figur als HERR Artemjew. Zumindest in meinem Bekanntenkreis macht das keiner und auch zu keiner Figur scheint mir das zu passen - schlicht „Artemjew“ hätte gereicht, auch wenn es sein Nachname ist. Und apropos Artemjew: Dass dieser halb brennend aus seiner Wohnung entkommt: ok; aber dass ich niemand zu einem Arzt „zwingt“ ist doch ein wenig unglaubwürdig. Aber das sind nur Marginalien im Gesamtroman,.

Insgesamt kann Robin Gates’ Roman Lesern von Low Urban Fantasy ans Herz gelegt werden. Das gilt insbesondere, wenn ihnen die Runland-Romane gefielen; und das gilt insbesondere, wenn ein generelles Interesse an weltweiten Mythen besteht, die hier in eine überzeugende, „realistische“ Handlung umgesetzt werden.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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