Buch-Cover, Bernd Tannenbaum: Zeit des Erwachens

Zeit des Erwachens

Serie: Der vergessene MondGenre: Fantasy
Verlag: tredition
Seiten: 314
Erschienen: 04/2012 (Original: 2012)
ISBN: 978-3-8472-8558-8
Preis: 16,50 Euro (Softcover)
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Herm Pendrak will Magier werden. Doch nun steht er vor dem Nichts: Die elterliche Burg wurde überfallen und geschleift. Die drei Türme der Magier haben ihn abgelehnt. Keiner der drei Monde gibt Herm seine Kraft. Und dennoch... der leidenschaftliche Koch verfügt über eine seltsame Macht, die er nicht versteht. Doch woher?

In Magystra trifft er auf die Mönchen Kira, deren Meister bei einem Überfall auf ihr Kloster getötet wurde. Auf dem Sterbebett sandte er sie aus, den Mann zu finden, der von Dunkelheit umgeben ist; ein Chamäleon und ein schwarzer Blitz sollen Zeichen sein. Zeichen, die Kira bei Herm erkennt. Gemeinsam müssen die beiden gen Norden fliehen, als dieselben Attentäter, die ihren Meister töteten, auch in Magysta auftauchen. Dabei wissen die beiden nicht einmal, wer ihre Feinde sind oder weshalb sie in aller Schnelle und ohne Erklärung in den "Bund der Wächter" aufgenommen wurden.

Das Buch erhält 7-8 von 10 Punkten.

Bernd Tannenbaum erzählt eine alte Geschichte neu: Die Geschichte des auserwählten Helden, der von seiner Bestimmung keine Ahnung hat. Dies gelingt ihm ausgezeichnet, denn auch wenn die generelle Richtung der Geschichte klar ist, so nutzt er ungewöhnliche Facetten, die seiner Hauptfigur Frische geben.

Alter "Sword and Sorcery" Plot mit neuen Facetten

Der Plot ist alt: Ein mehr oder weniger normaler Mensch entdeckt, dass er eine besondere Fähigkeit hat und vielleicht sogar Teil einer Prophezeiung ist und wird zum Helden. Auch der Helfer, der diesen werdenden Helden unterstützt, ist eine klassische Figur. Für die Kombination Magier und Krieger(in) gilt das Gleiche.

Bernd Tannenbaum stattet seine beiden Hauptfiguren jedoch mit einigen interessanten und ungewöhnlichen Attributen aus. Nein, das kann sie nicht gänzlich von den Typen lösen, die sie im Kern sind. Es gibt ihnen aber genug Eigenheit, um sich auch nach Ende des Romans an sie zu erinnern. Der Roman beginnt mit der Handlung um Kira: Ihr Kloster wird überfallen, ihr meister tödlich verwundet. Hier wirkt die Welt zunächst östlich angehaucht, wie auch Kiras Kampfkunst. Auf dem Sterbebett erhält Kira jedoch den Auftrag, auf den Kontinent zu ziehen. Dieser ist eher westlich geprägt, unterscheidet sich von unserer Welt jedoch durch die ganz normale Existenz riesiger Raubtiere. Von diesem Kontinent stammt Herm, den sie bald als denjenigen erkennt (oder erkennen muss), den sie beschützen soll. Oder muss - ja, auch hier erkennt man zu Recht die klassische Anlage einer problematischen Romanze. Das Problem liegt dabei keineswegs darin, dass es der Mönchin Kira verboten ist. Sie liebt doch aber einen anderen Mönch - oder nicht? Oder doch? Aber doch sicher nicht Herm, diesen, diesen... diesen Jungen!

Ein Junge mag der 18-Jährige sein und unerfahren ist er sicher auch. Ihn trifft der Leser das erste Mal, als er vom dritten und letzten Magierturm abgelehnt wird. Nach Hause kann er nicht: Die väterliche Burg wurde überfallen und geschleift; seine Familie ist tot oder geflohen. Lediglich der Bruder seines Lehrers bleibt ihm. Und dann? Ein trister Beruf? Zunächst jedoch muss er in die Hauptstadt Magystra gelangen. Dazu verdingt er sich als Koch - nicht aus Not, sondern aus purer Leidenschaft: Einen Händler locken die Düfte an, die Herm seinem Essen am Flussufer entlockt. Ja, er ist Sohn eines Ritters, aber Herm liebt es, selbst zu kochen, mit selbst eingekauften Zutaten, Speisen und Gewürzen. Das lässt er sich auch später nicht nehmen und es ist das Merkmal, das ihn sofort von anderen Figuren abhebt, trotz der Schablonen, die man anlegen kann (Kriegerin und Zauberer; Held und Helferin...). Auch enden die Eigenheiten hier nicht: Herms Angst vor Spinnen ist zugegeben nicht originell und vergleichsweise verbreitet. Jedoch scheint sie nicht einfach "dazugepackt", denn einiges deutet darauf hin, dass sie noch eine Rolle spielt.

Magie und Welt: Intuitiv greifbar

Sowie die Helden im Kern Typen sind, so ist auch die Welt intuitiv verstehbar. Bernd Tannenbaum hält sich nicht damit auf, die Welt groß zu beschreiben. Alles geschieht nebenbei, die Handlung konzentriert sich auf das Wesentliche - typisch für Sword and Sorcery erhalten die Kämpfe dabei mehr Spielraum. Es hilft beim Verstehen der Welt, dass auf bekannte Konzepte zurückgegriffen wird: östliche Kampfkunst-Mönche, Barbaren in der nördlichen Eiswüste usw. Einzelne Details heben auch hier die Welt von einer vollends blanken Folie ab. Auch die Magie der Welt bedarf keiner großen Erklärung: Die drei Monde geben einigen Menschen ihre Kraft. Stehen sie voll am Himmel, ist ihre Kraft besonders stark und umgekehrt. Das ist intuitiv greifbar, wie auch die typischen Unterschiede des heilenden grünen Jatul; des wandelnden blauen Jesah; und des feurig-zerstörerischen Zonah. Einen kurzen Abriss dieser Mondmagie gibt Bernd Tannenbaum in Gedanken Kiras. Offensichtlich geschieht dies für den Leser, ist aber kurz genug, um nicht wirklich zu stören.

Einen Wissensvorsprung hat der Leser: Es gibt einen vierten Mond, wie Titel und Cover verraten. Dieser ist jedoch vergessen und mehr als ein Geheimbund hat irgendwie mit ihm zu tun. Dieser schwarze Mond, der eigentlich hinter einer Barriere sein sollte, ist es, der Herm seine Kraft gibt. Herm entfesselt schwarzes Feuer, ohne dass er weiß, wie - den vierten Mond hält er zunächst auch für ein Trugbild. Der zweite Teil des Romans wird dann zu Herms Suche nach Antworten: Was hat dies alles mit ihm zu tun?

Als Leser erhält man nur einen kleinen Wissensvorsprung: Szenenwechsel zu einem Erzmagier offenbaren, dass es eine Prophezeiung gibt. Die Barbaren des Nordens sprechen von der "Zeit des Erwachens". Und die Barriere vor dem schwarzen Mond bricht - nur warum? (Warum jetzt?) Wozu (und wie) wurde die Barriere errichtet? Wie ist die Tsarin Katarina involviert? Es bleibt jedoch bei einigen kurzen Blicken auf die "Schurken".

Undurchsichtige und Fehlgeleitete Feinde

Dadurch sind die Antagonisten sehr undurchsichtig. Manchmal ist unklar, ob sie tatsächlich Feinde sind oder nicht sogar auf Herms Seite stehen könnten. Ein Beispiel ist ein Gesandter des Erzmagiers: In Magystra entdeckt er ein Haus, das durch schwarzes Feuer zerstört wurde, und zieht falsche Schlüsse. Er will Herm für mehrere Morde jagen und bestrafen. Auch Herms Bruder Hassem deutet sich eine Gegenspieler-Rolle an: Er kann ebenfalls die Macht des schwarzen Mondes nutzen und tut es gerne. Das Warum interessiert ihn nicht; er schätzt die persönliche Macht. (Ein deutlicher Hinweis ist auch die Spinne, die er als Begleiter erwirbt - im Gegensatz zu Herms Chamäleon. Bis Ende des ersten Romans begegnen sich die beiden allerdings nicht.)

Intrigen zwischen den Barbaren-Clans und den Magiertürmen werden nur sacht angekündigt. Die Existenz des Geheimbundes, dem Kiras Meister und Herms alter Lehrer angehörten, macht alles nicht durchsichtige. Weder Kira noch Herm noch der Leser wissen, worum es im Kern geht. So bleibt auch die genaue Rolle der Tsarin unklar, wenngleich sie sich ebenfalls in Richtung der "Bösen" orientiert. An ihr wird aber deutlich, dass nicht alles so ist, wie Figuren es wahrnehmen: Nicht die Barbaren begannen den Krieg, der Herms Heimat verwüstet hat ...

Dennoch ist "Zeit des Erwachens" kein politischer Intrigenroman. Herm und Kira begegnen immer konkrete Bedrohungen, die in der Regel im Kampf entschieden werden. Clanpolitik und anderes ist Hintergrund. Eine einzige Figur wird eindeutig als direkter Gegenspieler etabliert: Der Magier, der Kiras Meister ermordet, schwört erst ihr und später auch Herm Rache. Dem Leser ist er auch sofort als Schurke klar: Er nutzt die Magie des Heilungs-Mondes zum Töten. Übrigens eine clevere Anwendung der Magie, sowohl durch Figur als auch Autor.

Großer Makel: Systematische Rechtschreibfehler

Einen großen Makel kann man aber nur schwer übersehen: Der Korrektor hat geschlafen. Oder es gibt ihn gar nicht oder nur in Form von Words unzureichender Autokorrektur: "dass" und "das" wird oft vertauscht, "wie" statt "als" ist hier Standard und Leerzeichen tauchen auf, wo einfach keine sein sollten. Auch in Sachen Kommata (oder Kommas, wenn man so will) besteht Überarbeitungsbedarf.

Stört mich das wirklich? Ja - ich bin nicht einfach so pedantisch. Falsche Schreibweisen (so nicht mit gutem Grund gewählt) haben immer das Potenzial, den Lesefluss zu stören. Hier ist ganz klar Verbesserungsbedarf. Das reicht sogar in den Titel, "Zeit des Vergessens". Aber der Titel ist doch "Zeit des Erwachens"!? Ja, auf dem Cover - im Inneren jedoch wechselt er einmal. Das ist, Pardon, einfach schludrig. Dennoch hat mir der Roman insgesamt gut gefallen.

"Der vergessene Mond" ist ein handlungsreicher Roman mit einer intuitiv verständlichen Welt. Wer eine detaillierte Welterklärung sucht, greift besser zu anderer Lektüre. Geboten bekommt man hier "S&S"-Fantasy mit einigen neuen und interessanten Details: kurzweilige, unanstrengende Unterhaltung.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Zitat(e) aus dem Buch

  • "Dieselben Kräfte, die heilen, können auch töten; so einfach und doch so effektiv. Wer braucht schon rote Magier mit ihrem Feuer und ihrer Zerstörung, wenn man doch so einfach einen Herzschlag beenden kann."

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