Buch-Cover, Joseph Delaney: Seventh Son: Der Schüler des Geisterjägers

Seventh Son: Der Schüler des Geisterjägers

Originaltitel: The Spook's Apprentice [EN]
Übersetzer: Tanja Ohlsen
Sprecher/Regie: Patrick Mölleken
Genre: Kinderbuch oder Jugendbuch
Verlag: cbj audio
Spieldauer (Min): 258
Erschienen: 03/2015 (Original: 2004)
ISBN: 978-3-8371-3055-3
Preis: 14,99 Euro (CD)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

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Der 12-jährige Tom Ward ist der Siebte Sohn eines Siebten Sohnes und hat dadurch die Fähigkeit, Geister und andere übernatürliche Wesen wahrzunehmen. Das macht ihn zu einem idealem Spook, einem Menschen, der sich um lästige und böswillige Kreaturen im ganzen Land kümmert. Nach dem Wunsch seiner Mutter beginnt Tom eine Lehre beim Spook Jack Gregory. Doch er fühlt sich einsam und erfährt schnell, was es bedeutet, ein Spook zu sein: Von allen gemieden, gefürchtet - aber dennoch benötigt. Doch durch ein unklug gegebenes Versprechen befreit Tom aus Versehen die mächtige Hexe Mutter Malkin. Da sein Meister abwesend ist, liegt es an Tom, etwas zu unternehmen.

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.

Siebter Sohn, Lehrling, Boggarts, Hexen-/Geisterjäger - Joseph Delaney setzt mit Spook - Der Schüler des Geisterjägers auf bekannte, tradierte Motive. Dass ich hier nicht den Titel Seventh Son verwende, hat seinen Grund: Das Hörbuch orientiert sich am gelungenen Buch und ignoriert den misslungenen Kinofilm, der sich lediglich im Titel findet.

Bekannte Geschichte: Volksglauben ...

Im Grunde kann man Seventh Son bzw. Der Schüler des Geisterjägers recht schnell abhaken: Vom Grundplot bringt die Geschichte nichts Neues. Der Siebte Sohn eines Siebtes Sohnes ist ein mächtiger Magier oder übernatürlich begabt. Er ist außerordentlich dafür geeignet, gegen die bösen übernatürlichen Mächte zu kämpfen. Eine Karriere als Spook (Geisterjäger) liegt daher nahe.

Auch dass dies ein ungeliebter Beruf ist, ist ein altes Motiv. Und zu der üblichen Lehre eines "Zauberschülers" (der zwangsläufig einige Fehler begeht) muss ich kein Wort verlieren. Auch der Rest des Romans baut auf bekannten, folkloristischen Motiven auf: Hexen (mit spitzen Schuhen), Boggarts, ein fiktionales Lancashire als Handlungsort ... Nichts hier ist gänzlich neu; viele früh eingeführte Elemente werden später so genutzt, wie man es erwartet.

Trotzdem ist die Geschichte, die Joseph Delaney erzählt und Patrick Mölleken spricht, gut: Sie ist erfrischend und ohne Umwege erzählt; hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Trotz vieler eher düsterer Szenen richtet sich das Buch an Kinder und Jugendliche. Aber auch erfahrene Leser begegnen kleinen Twists in den typischen Mustern.

... mit dezenten Twists

Was macht man traditionell mit Hexen? Verbrennen. Genau das hält Toms Lehrmeister allerdings für barbarisch: Dies jemandem anzutun würde sie nicht besser machen als die Hexen selbst. Ein "humaner" Geister- und Hexenjäger also! In den Augen mancher sogar zu zögerlich, zu nett. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob die Alternative, Hexen lebend in einer Grube einzusperren, wirklich netter ist.

Eine angedeutete Mädchengeschichte geht Hand in Hand mit dem unweise gegebenen Versprechen, bei dem ältere Leser schon die Augen rollen: Klar, dass dieses Versprechen zum Problem wird. Aber Seventh Son geht nicht den Weg, Tom einfach nur zu bösen Zielen zu missbrauchen. In seiner Ausbildung stellt der Spook heraus, dass es mehrere Arten von Hexen gibt: Ja, es gibt böse Hexen; aber auch verwirrte, unwissende und gutmütige. Delaney greift hier zu lateinischen Begriffen (malign, benign) - ungewöhnlich für ein Jugendbuch, aber dennoch passend, zumal der Leser mit Tom die Bedeutung lernt.

Am Ende gibt es nicht nur gut und böse. Dieses existiert aber auch: Knochen-Lizzie und Mutter Malkin sind klassische Böse Hexen, die direkt einer Volkssage entspringen könnten. Dies gibt Tom ein klares Feindbild. Seine Probleme kommen eher von Alice - ja genau, der Mädchengeschichte. Das Problem um ihre moralische Position und was man mit ihr tun soll, zieht sich in die weiteren Bücher der Serie.

Kinderbuch oder Dark Fantasy?

Dark Fantasy ist düstere Fantasy; Fantasy, die sich beim Genre Horror bedient. Auch Der Schüler des Geisterjägers wurde im englischsprachigen Raum als Dark Fantasy bezeichnet. In Deutschland wird das Buch als Kinder- und Jugendbuch vermarktet. Passt das zusammen?

Es passt: Das fiktionale Lancashire des Romans ist kein schönes, magisches Wunderland. Tom trifft vor allem auf Geister, die eine Aura der Angst verströmen; das Leben ist nicht lockerleicht, sondern eher hart. Wahrhaft gefährlich sind schließlich die menschlichen Hexen, die mit Menschenknochen und Menschenblut düstere Rituale durchführen - und in durchaus ekligen Gestalten Gefangenschaft und Tod überdauern. Eine gewisse Düsternis und ein Schritt Richtung Horror sind daher nicht abzustreiten.

Aber auch Kinder- und Jugendbuch passt: Tom lernt, dass die Geister keine Macht über ihn haben, und sich den Hexen entgegenzustellen. Für die jüngsten Leser ist dies vielleicht zu viel Unheimliches. Die Altersempfehlung des Verlags ("ab 12 Jahren") halte ich jedoch für angemessen.

Seventh Son - Buch und Film

Bliebe zum Schluss die Sache mit dem Film ... Offensichtlich trägt das Hörbuch den Titel des Kinofilms, der Anfang 2015 startete - und flopte. Eine 13%-Bewertung auf rotten tomatoes spricht eine sehr deutliche Sprache. Der Film ist ein Fantasy-Action-Spektakel, der aus Tom Ward den großen Helden macht, der das Land vor Mutter Malkin rettet, welche die Hölle auf Erden entfesseln will.

Mit dem Buch (und auch Hörbuch!) hat dieser Kinofilm außer einigen Figurennamen rein gar nichts zu tun. Überhaupt nichts. Und das ist gut so.

Was hat dieser Filmtrailer mit dem Buch zu tun?
Genau: Gar nichts.

Der Kinofilm stellt Gut und Böse klarer gegeneinander. Zudem macht er aus der Geschichte eines Lehrlings ein Actionspektakel mit Schwert und Magie und der Welt als Einsatz. Bis auf die Namen der Figuren verbindet ihn kaum etwas mit der Vorlage. Ein Beispiel: Im Buch hat Toms Mutter dessen Schicksal geplant. (Ihre Herkunft wird angedeutet und in einem späteren Buch wichtig.) Im Film wird Tom seiner Familie abgekauft. Zudem ist Mister Gregory der letzte Ritter eines uralten Ordens und hat keine Bedenken, Hexen zu verbrennen. Und jede Menge andere magische Wesen werden gleichfalls Schwertfutter. Kurz: Action und Special Effects ohne eine wirkliche Geschichte.

Aber das Hörbuch hat, wie gesagt, nichts mit dem Kinofilm zu tun. Der Titel bleibt vor diesem Hintergrund ein Kuriosum, sei es lizenzrechtlich oder in der Hoffnung, vom Film zu profitieren. Eigentlich sollte dort nicht Seventh Son stehen, sondern Spook - Der Schüler des Geisterjägers. Die Kürzungen im Hörbuch halten sich übrigens in Grenzen: Nur an zwei Stellen fiel mir auf, dass etwas ausgelassen wurde, und das waren Kleinigkeiten.

Fazit: Kinofilm ignorieren und lieber zu Buch oder Hörbuch greifen! Seventh Son ist nichts für die allzu leicht zu Verängstigenden. Aber Joseph Delaney ist es gelungen ein Dark Fantasy Jugendbuch aus bekannten folkloristischen Elementen zu schreiben, das auch Erwachsene genießen können.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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