Buch-Cover, Bianka Minte-König: Louisa - Mein Herz so schwer

Louisa - Mein Herz so schwer

Serie: Die Dunkle Chronik der Vanderborgs (#3)Genre: Urban Fantasy
Seiten: 448
Erschienen: 08/2011 (Original: 2011)
ISBN: 978-3-8000-9547-6
Preis: 12,99 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 6/10 Punkte, Kann-Lektüre

6/10

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Viel Zeit ist vergangen seit der Weimarer Republik und den Nazis und seit Utz' Rache. Das Erbe der Vanderborgs ist so gut wie vergessen: In der DDR wurde auch Gut Blankensee enteignet. Doch nun bietet sich der jungen Schauspielerin Louisa eine Chance: Ein Anwalt kontaktiert sie und stellt die Rückgabe des Gutes in Aussicht. Louisa kann gar nicht verstehen, warum ihre Mutter nichts mit diesem Gut zu tun haben will. Wider ihren Rat tritt sie heimlich das Erbe an. Wie schön ist doch dieses alte Gut! Doch mit der Restauration rüttelt sie nicht nur an den quälenden Erinnerungen ihrer Mutter, sondern auch am dunklen Erbe der Vanderborgs, das sich längst schon in ihre Träume geschlichen hat.

Das Buch erhält 6 von 10 Punkten.

Louisa - Mein Herz so schwer spielt zwar in nahezu in der Jetztzeit, ist aber keine typische Urban Fantasy. Ein guter Schuss Romantic Fantasy der "Wie sind füreinander bestimmt"-Sorte wird von der langsamen Familienchronik überlagert. Leider führt diese zu einem recht langsamen Roman, der kaum Überraschungen bietet.

Wiedervereinigtes Deutschland

Fantasy in Deutschland ist bereits selten. Neben diesem Roman fällt mir keiner ein, der die DDR als wesentlichen Punkt miteinbezieht. Louisa - Mein Herz so schwer spielt zwar 2008-2011, die Wende ist aber ein wichtiger Plotpunkt: In der DDR wurde Gut Blankensee. Nun kann Louisa es zurückbekommen.

2008 ist es etwas schwer von einer Nachwendezeit zu sprechen. Dennoch gibt es einige Bezüge zur Deutschen Demokratischen Republik und der Bürokratie in ihrem Nachhall. Insbesondere was die Geschichte von Louisas Mutter angeht, ist dies auch ein Roman über die DDR. Jene Mutter ist natürlich die Tochter von Amanda.

Bei den vorhergehenden Romanen habe ich das besondere Setting hervorgehoben. Zwar ist auch dies eine ungewöhnliche Vampirsaga. Die phantastischen Elementen sind jedoch minimal. Das Berlin des Romans ist gänzlich unser Berlin. Dadurch entsteht kein Reiz.

Mühsam aufbereitete Vergangenheit

Bringt die Familiengeschichte nach mehreren Jahrzehnten diesen Reiz? Auf Gut Blankensee entdeckt Louisa die Chronik der Vanderborgs. Mit einem Fremden namens Amadeus, der ihr in Träumen erschien, arbeitet sie diese Chronik durch. Ein Problem hierbei ist, dass der Leser eben jene Chronik in Form der letzten beiden Vanderborg-Romane kennt. Louisa hingegen begegnet allem mit Unglauben. Ihre Familie soll aus Vampiren bestehen?

Zugegeben: Das ist nicht weiter überraschend und auch realistisch, immerhin hatte Louisa nie zuvor etwas vom Vampir-Erbe gehört und ihre Mutter will das Gut und die gesamte Geschichte hinter sich lassen.

Jener Unglaube lässt die Aufarbeitung sehr mühsam voranschreiten. Auch die Romanze mit Amadeus, die in Richtung Besessenheit und angeblichem Schicksal geht, sorgt nicht für Spannung. Selbst als die Feinde der Familie ihrer Familie wieder auftauchen und Amandas Freunde auf Gut Blankensee brutal ermorden, ist die Spannung ungreifbar.

Latente Spannung - Gelegentliche Action

Hier könnte man nun eine Detektivgeschichte mit der Suche nach dem Mörder vermuten. Aber der Mörder ist klar, spätestens nach Lektüre der Chronik und einem Gespräch mit Amadeus. (Schon kurios: An Werwölfe glaubt Amanda sofort!). Was also macht Amanda: Rache nehmen? Nein, als Mensch hat sie keine Chance und sucht die Auseinandersetzung nicht. Daher gibt es nur wenige Szenen direkter Konfrontation und so bleibt die Bedrohung latent im Hintergrund.

Das fällt insbesondere im Kontrast zur Weimarer Republik und der Nazi-Zeit aus Amanda -Deine Seele so wild auf. Damals gab es fast ständig eine gesellschaftliche oder politische Bedrohung, welche die Charaktere einschränkte und Spannung erzeugte. Aber 2008 lebt Amanda in einer WG in einem normalen Berlin.

Blasse Charaktere

Das könnte alles egal sein, wenn die Figuren interessant wären. Das sind sie leider nicht. Mit Louisa konnte ich nie richtig sympathisieren. Ihre Mutter bekommt zwar eine Vorgeschichte, spielt aber keine große Rolle. Amadeus knüpft direkt mit der Vergangenheit von mehreren Jahrzehnten an. Aber auch er bleibt eine eher blasse Figur, die nur Louisa zu verführen versucht und sich geheimnisvoll verhält (für Louisa, weniger für den Leser): Schicksal, Bestimmung - Initiative zeigt er kaum.

Am interessantesten ist noch, zu erfahren, was aus dem dunklen Zweig der Vanderborgs wurde - leider nur als angerissene Nebengeschichte.

Runder Abschluss

Vielleicht liegt einiges daran, dass dem Roman ein Ziel fehlt. Eine Queste, eine Suche, ein Lebensplan, der verfolgt wird. Louisa scheint dahinzutreiben und lediglich zu reagieren. Sicher: Sie will Schauspielerin werden und Gut Blankensee restaurieren. Das ist ein großer Plan und es ist auch realistisch, sich nicht noch hundert andere Dinge vorzunehmen. Aber leider ist es nicht sonderlich spannend zu erzählen und der Roman insgesamt wirkt auf mich ziellos.

Am Ende bleibt für mich der Eindruck, dass der dritte Band rund abschließen soll. Das gelingt durchaus mit Louisas letztem Eintrag in die Chronik (zumindest für die europäischen Vanderborgs). Allerdings ist dies kein Finale, sondern nur ein Abschluss - mit der Trilogie und mit der Vergangenheit.

Zu nah an der Vergangenheit, zu viel Realität, zu wenig Phantastisches, mehr Familienchronik als Urbane Phantastik: Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht liegt es daran, dass Louisa mich nicht überzeugen konnte. Die ersten beiden Teile gefielen mir deutlich besser.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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