Dein Blut für ewig
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Als sich Anne und Killian treffen ist es für beide Liebe auf den ersten Blick. Das ist auch ganz wunderbar, immerhin sind beide Single und teilen eine Leidenschaft für Bücher. Nur ist es nicht damit genug, dass Killian in einer ganz anderen gesellschaftlichen Klasse spielt - er ist auch ein Blutsauger. Seine Liebe zu Anne verletzt eines der härtesten Gesetze der Vampire. Denn ein Sanguisorbier kann abhängig werden vom Blut eines Menschen - und das kann letztlich seinen Tod bedeuten. Während für Killian seine Entscheidung absolut klar ist, rätselt Anne noch, was eigentlich gerade passiert und ahnt dabei nicht, in welcher Gefahr sie schwebt.
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Dein Blut für ewig präsentiert viele Zutaten der typischen modernen Vampirgeschichte: Romanze, Geheimnisse vorm Rest der Welt und verschiedenste Erklärungen, eine eigene Welt der Vampire. Was den Roman von anderen abhebt? Die wissenschaftliche Erklärung der Vampire - und dass sie eine eigene, nicht-menschliche Rasse sind. Aber auch den Kitsch des Titels findet man.
Vampir-Wissenschaftler: Ganz andere Vampire
Meistens sind Vampire Untote. So gut wie immer saugen sie Blut oder Lebenskraft. Der Vampir der Folklore ist eher unansehnlich, der "moderne" Vampir durchaus gesellschaftsfähig und mitten unter uns. An dieser Stelle muss ich dem Roman ein Stück vorgreifen: Michaela F. Hammesfahr geht vom modernen Vampir aus, modifiziert diesen jedoch in Dein Blut für ewig. Vampire sind hier keine Untoten oder gebissenen Menschen, sondern eine andere Spezies: Sanguisorbier.
Wie so häufig leben diese Vampire zwar unter Menschen aber auch für sich. Ihre eigene Gesellschaft unterteilt sich in Menschenfreude und in solche, denen Menschen ziemlich gleichgültig sind. Irritierend: Die Vampire nennen sich selbst Parasiten. Ich hätte ja eher Probleme, mich mit einer stark negativ konnotierten Bezeichnung zu belegen - insbesondere, wenn ich mir im Weiteren so viele Gedanken über die Gesellschaft mache, wie die Vampire.
Möglicherweise schlägt hier die wissenschaftliche Prägung der Autorin durch: Sie ist Biologin und erarbeitete auch eine komplette Biologie ihrer Vampire. Das spiegelt sich dann auch in einigen Figuren wider: Sie forschen viel und sitzen (natürlich!) in der Blutspende. Das ist durchaus eigennützig: Eine synthetische Lösung für das Blutproblem wäre praktisch und die Möglichkeit, Menschenblut zu analysieren hilft bei weiteren Problemen der Vampir-Rasse. Diese ist übrigens recht mundan und kann auf keine der klassischen Fähigkeiten zurückgreifen - auf Magie und Mystik verzichtet der Roman vollkommen und geht auch auf die "biologischen" Probleme einer Vampirgesellschaft ein. Übrigens: Dr. Stephen Kaplan hatte durchaus ähnliche reale Theorien, wie sie hier präsentiert werden.
Langsame Erklärungen - Stückchen für Stückchen
Ein Stück vorgegriffen habe ich, weil Obiges dem Leser erst stückchenweise vermittelt wird. Wem ich gespoilert habe, dass dies ein Vampirroman ist - also sorry, wenn nicht der Titel, dann spätestens der Rückentext sollte dies verraten. Dieses langsame Ergründen der anderen Vampire muss man mögen. In gewisser Hinsicht wirkt der Roman eher sachlich als spannend-erzählend. Denn Spannung und Action gibt es vergleichsweise wenig - auch weil die typische Fantasy-Vampir-Romanze in ihren Grundzügen sehr vorhersehbar ist.
Eine gewisse Spannung kommt durch den Versuch auf, die Vampire und ihr Dasein zu verstehen - für mich der Hauptreiz des Romans. Die widerstreitenden Ziele einiger Figuren sorgen ebenfalls für Konflikt und Spannung, schwelen aber eher im Hintergrund.
Manche Action-Einlage ist hingegen eher verwirrend: Gleich im ersten Kapitel stürmt ein "Schutzengel" in die Wohnung einer Frau und erklärt den "Zahltag". Den Zusammenhang zum Rest des Buches erfährt man erst recht spät; erraten ist unmöglich. Ich fragte mich zu diesem Zeitpunkt zudem, warum Sanguisorbier und Menschen nicht in Symbiose leben. Es hätte durchaus Vorteile für beide und eine dauerhafte oder ernste Schädigung muss nicht wirklich geschehen. (Bin ich der einzige, der den betäubenden Atem der Vampire in der Anästhesie einsetzen will?)
Die Graue Maus und der Vampir
Genug von der anderen Art Vampir. Die beim Titel unvermeidliche Romanze ist die typische Graue-Maus-Geschichte. Eigentlich zeichnet Anne nichts Besonderes aus, aber ihr Geruch ist für den Vampir Killian unwiderstehlich. Dabei ist das Blut von Menschen des anderen Geschlechts für Sanguisorbier aus gutem Grund verboten.
Natürlich kann Killian trotzdem nicht anders als sich mit Anne einzulassen (mitsamt erotischer Episoden) und das führt zu einer ganzen Reihe an Problemen - auch mit seiner vampirischen Ex, die ihn nicht aufgeben will. Diese Konflikte sind vorhersehbar und einige Stellen ziehen sich. Dennoch liest sich der Roman über weite Teile flott.
Abseits der ungewöhnlichen Vampire ist vieles allerdings Standard: Sowohl Freunde als auch Familie, versuchen Anne zu verkuppeln. Killians Umfeld versucht, ihm von Anne abzuraten. Die Vampire haben Regeln und Verpflichtungen, die eine Beziehung verbieten. Und ausgerechnet Kilians Bruder ist als Protektor und für die Einhaltung der Regeln zuständig. Was Killian mit Anne macht, bricht natürlich mehr als eine Regel und hat auch abseits von Gesetzen Konsequenzen. Kurz: Wer eine Vampirromanze mit Hindernissen sucht, bekommt dies auch, solide erzählt. Damit kann ich leben, denn es war für mich der eher uninteressante Teil.
Alles auf einmal und dann Schluss
Nicht warm werde ich hingegen mit dem Schluss. Mit einem Mal wissen nicht nur Eingeweihte über die Sanguisorbier bescheid, sondern so ziemlich jeder im Umfeld von Anne und Killian. Ja sicher: Romane erzählen nicht den langweiligen Alltag, sondern besondere, sich zuspitzende Ereignisse. Aber diese Masse an Enthüllungen war doch recht heftig. Und dann: Ende. Aus.
Enthüllung - Krise - Finale. Dann einfach Schluss. "Finale" finde ich auch fast das falsche Wort. Die Krise wird abgewendet, es gibt einen Ausblick auf die Zukunft und das war es. Für mich fühlte sich das mau an - nicht einmal wie ein Cliffhanger, auch wenn die Autorin an einer Fortsetzung schreibt. Bis dahin gab es zwar viel Bekanntes und ein paar Hänger, aber nie den Drang, das Buch wegzulegen.
Dein Blut für ewig ist in einiger Hinsicht eine typische Vampir-Romanze. Sie hebt sich vor allem durch die Ausarbeitung der Vampire als eigene Rasse ab. Wer nach dem Titel geht und deswegen zugreift, bekommt jedoch auch, was er erwartet: eine Vampir-Romanze eben.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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