Buch-Cover, G. A. Aiken: Call of Crows - Entfesselt

Call of Crows - Entfesselt

Originaltitel: Call of Crows - The Unleashing [AME]
Serie: Call of Crows (#1)
Übersetzer: Karen Gerwig
Genre: Urban Fantasy
Verlag: Piper
Seiten: 416
Erschienen: 05/2016 (Original: 2015)
ISBN: 978-3-492-28082-2
Preis: 9,99 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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Kurz & Knapp

  • Handlungslastig
  • Gute Kampf- und Actionszenen
  • Mythologie nur Kulisse

Als Kera aufwacht, stimmt einiges nicht: Was macht ein fremder Mann in ihrem Zimmer? Keras Marine-Instinkte schalten schnell. Sie schaltet den Fremden mit seinen eigenen Hämmern aus. Aber ... wer benutzt denn Kriegshämmer? Und wo ist Kera? Langsam kommt die Erinnerung: Sie war gestorben und eine verschleierte Frau namens Skuld hatte sie zurückgerufen. Kera ist nun eine Crow und muss sich nicht nur überlegen, was sie mit ihrem zweiten Leben anfangen will, sondern sich auch mit ihren neuen Schwestern auseinandersetzen. Immerhin mögen sie ihren Hund ...

Das Buch erhält 7+ von 10 Punkten.

Ein Titel wie Call of Crows - Entfesselt sagt wenig über den Inhalt. Der Rückentext sagt mehr: Nordische Götter, Wikinger, Urban Fantasy. Allerdings ist die Nordische Mythologie hier eher Hintergrund. Erst gegen Ende des Romans nimmt die Welt der Asen und Vanen mehr Raum ein. Bis dahin bekommt der Leser nach einem eher verwirrenden Anfang durchaus unterhaltsame Haudrauf-Wikinger, Crow-Zicken und viel geradlinige Handlung.

Verwirrender Anfang

Die Protagonistin ist am Anfang eher verwirrt und reimt sich erst nach und nach zusammen, was gerade passiert ist. Der Leser kann hier durchaus länger brauchen: Er wird mitten hineingeworfen und erfährt quasi nichts über den Hintergrund. Der direkte Sprung in die Handlung ist ein uraltes Stilmittel aber auch Geschmackssache. Er vermeidet langwierige Erklärungen; es geht direkt zur Sache.

Diese Sache ist der erste Kampf und das setzt den Ton: Action und viel Handlung definieren dieses Buch. Hintergründe kommen im Gegensatz kurz. Vielleicht etwas zu kurz: Kera muss ganz allein mit ihrem zweitem Leben klarkommen und sich eine Aufgabe suchen. Über die Crows und die anderen Wikingerclans wird sie nur oberflächlich aufgeklärt.

Das gilt auch für den Leser: Einiges kann man sich zusammenreimen, insbesondere, mit Vorkenntnissen über nordische Götter. Über anderes kann man aber nur spekulieren - zum Beispiel, was die Wikinger in einer modernen Welt machen, in der ihre Götter nicht aktiv zu sein scheinen.

Wikinger-Eingreiftruppen

Woher kommen diese Wikinger überhaupt? In Hunting Season erwähnte G. A. Aiken bereits zwei Wikingerclans, die Crows und die Ravens und greift diese hier erneut auf. Ich kenne diesen Roman nicht. Das muss man auch nicht unbedingt, sagt die Autorin.

Aber warum brauchen die nordischen Götter diese Clans in der modernen Welt? Warum genau? Schön: Die Feinde der Götter werden auf bester Wikingerart ausgeschaltet ... aber wer sind diese? Das wird nie klar und die Figuren sind in der Regel auch sehr zufrieden, einfach jemandem den Schädel einzuschlagen.

Statische Figuren - Direkter Stil

Diese Einstellung zeigt bereits: Charaktertiefe gibt es kaum; Charakterentwicklung übrigens gar nicht - sieht man vielleicht einmal von Keras Hund ab, der am Ende zu einem gelungenen Twist führt und für mich der heimliche Star der Geschichte ist. Aber die Figuren sind Typen. Riesentöter mit Kriegshämmern - genau das, was du gerade denkst, ist richtig und alles. Selbst Kera und Vig, die beiden Hauptfiguren, sind sehr geradlinig angelegt.

Mich stören Typen nicht. Und einfach gestrickte Figuren passen auch zum Roman. G. A. Aiken nutz eine mitunter sehr direkte, unverschnörkelte Sprache; eine handlungsbetonte Erzählung mit Actionszenen, die einiges herausreißen. Auch der Humor mit "Ist doch nicht euer Ernst"-Situationen kommt nicht zu kurz. Die recht häufigen Perspektivwechsel mag man kritisch sehen, aber sie halten das Tempo hoch. Was mir fehlt, ist Tiefe; denn ich griff auch wegen des nordischen Hintergrunds zu diesem Buch.

Geradezu skurril: Niemand hilft Kera. "Die Neue" muss sich allein überlegen, was sie machen soll; zu ihrem ersten Einsatz als Crow wird sie einfach mitgeschleppt. Man könnte ja erwähnen, was auf sie zukommt, sie vorbereiten ...

Hauptgeschichte: Zweites Leben

Aber um was geht es nun eigentlich? Letztlich geht es in diesem Roman um Kera und um ihr zweites Leben. Kera muss mit ihrer Marine-Vergangenheit abschließen und eine Aufgabe für sich finden. Und damit aufhören, alles organisieren zu wollen.

Das ist übrigens ein Verhalten, das ich durchaus nachvollziehen kann und das Kera ein wenig mehr Farbe gibt: Alles läuft schief, keiner erklärt etwas. Also macht Kera das, was sie kennt und kann: Sie organisiert und verschafft sich einen Überblick. Dabei eckt sie mit ihren neuen Crow-Schwestern nur umso mehr an - aber die waren ja eh keine sonderliche Hilfe.

Zeit für sie nimmt sich Vig Rundström, den alle für ein wenig durchgeknallt halten. Er war es, der ihr zweites Leben ermöglichte - aber auch seine Erklärungen ergeben kein vollständiges Bild. Höre ich da Romanze? Ja. Und mindestens so viel Geschmachte, dass Vigs Wikingerkameraden ihn damit aufziehen.

Mythologie: Nur Kulisse

Aber noch einmal zurück zur Mythologie und zur Welt. Die Nordische Mythologie gab oft Inspiration für Fantasyromane. Oft sind es Nacherzählungen mit anderer Perspektive. In diesem Fall ist sie eher dezenter Hintergrund vor einer Urban-Fantasy-Story. Von daher muss Kera vielleicht gar nicht alles verstehen. Im Alltag spielt die Mythologie keine Rolle: Skuld hat Kera ins Leben zurückgerufen, ihr einige besondere Fähigkeiten verliehen und kämpft nun gegen ihre Feinde. Reicht doch!?

Allerdings hätte ich mir eine stärker eingeflochtene Mythologie gewünscht. Denn einerseits sind Skuld, Riesentöter, Walküren schon zu Beginn präsent - aber wirken doch ganz weit weg. Thor, Odin und die anderen Asen spielen gar keine Rolle. Erst im letzten Drittel des Romans nehmen diese Elemente zu, bleiben aber ohne Erklärung. Und ohne Relevanz: Selbst das bekannte Schmuckstück, das Kera finden soll, ist beliebig austauschbar.

Die Mythologie bleibt eher Kulisse. Es geht nie in die Tiefe; interessante Neuinterpretationen sucht man vergebens. Implizit gilt wohl: Kera versteht genug für die Handlung; die interessierten Leser wissen ohnehin Bescheid. Und das ist in gewissem Ausmaß ok - denn so ist Entfesselt ein Buch geeignete Lektüre für zwischendurch, wenn man gar nicht tief eintauchen, sondern nur unterhalten werden will.

In gewissem Maß ist dieser Roman ein mittellanger Auftakt zur Serie. Mich würde freuen, wenn der nächste Band die mythologische Dimension zumindest etwas vertieft. Ob ich das bekomme? Ich vermute eher nicht: Call of Crows - Entfesselt zählt zur leichten, schnellen Lektüre. Ich hatte etwas anderes erwartet, aber auch solche Lektüre lese ich zwischendurch ganz gerne.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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