Der böse Geist Lumpazivagabundus
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Im Feenreich gibt es ernste Probleme. Die Söhne der alten Zauberer führen allesamt ein Lotterleben, sind dem bösen Geist Lumpazivagabundus anheim gefallen. Wen wundert da, dass die alten Herren sich an Stellaris, den Feenkönig, wenden?
Doch auch dessen Macht scheint vergebens, denn obgleich er den Söhnen die Wiederherstellung ihres verschleuderten Besitzes durch Fortuna anbietet, gestehen sie danach, es abermals nur verschleudern zu wollen. Also wird Lumpazivagabundus selbst herbeizitiert. Doch jener lacht nur über die Strafe seiner Verbannung - niemals werden sich seine Getreuen von ihm abwenden und sei er noch so weit entfernt. Selbst Fortuna ist machtlos gegen ihn.
Einzig Amorosa, die Beschützerin der Wahren Liebe fürchtet er, doch kann sie lediglich einen der Feensöhne dem Geist entreißen, den jener - ohne Aussicht auf Erfolg - kampflos aufgibt.
Jedoch ist die Geliebte jenes Feenmanns die Tochter Fortunas und jene ist absolut nicht begeistert davon, dass Amorosa ihr höhergestellt sein soll. Somit verweigert sie ihre Zustimmung zur Ehe und stellt nach altem Brauch eine Aufgabe, die zu erfüllen ist, bevor die beiden heiraten können. Eine nahezu unmögliche Aufgabe: Sollte das, was Lumpazivagabundus sagte, dass seine Diener das Glück beim ersten Male zum Fenster herauswerfen und wenn es ihnen erneut begegnet, mit Füßen treten, so werde sie in die Ehe einwilligen, andernfalls nicht.
Stellaris nimmt die Bedingung an. Mittel des Beweises sollen Leim, Knieriem und Zwirn - ein Tischler, ein Schuster und ein Schneider sein - die fest im Griff des bösen Geistes sind. Bald schon gewinnen die drei ein riesiges Vermögen...
Die "Zauberposse" Johann Nestroys macht schon durch ihre Bezeichnung deutlich, dass wesentliche Elemente der Phantastik zugeordnet werden können. Einige werden auch behaupten: dem absoluten Kitsch. Zumindest mir entsteht zeitweilig dieser Eindruck, wenn ich vom "Wolkenwagen der Amorosa" lese. Nunja - Feen eben...
Die Posse Nestroys ist kurz und unterhaltsam, spielt bis auf "Prolog und Epilog", so man sie denn derart benennt, fast ausschließlich in der Realität. Die "Moral" wird allerdings in genannten zauberhaften Kontext eingebettet, der letztlich auch Auslöser ist. Das Happy End ist bei einer Posse eigentlich klar. Spannung taucht daher viel mehr dadurch auf, dass man mutmaßt, wie die drei ihr Geld verjubeln (oder eben nicht).
Mit 71 Seiten reinem Lesetext (und großzügigen Zeilenumbrüchen) ist Lumpazivagabundus ein Werk, das sich bequem zwischendurch lesen lässt. Dies gilt um so mehr als dass es auch leichte Lektüre ist, durchweg humoristisch - und zeitlos in Sachen menschliches Verhalten. Wie oft erlebt man es heute noch, dass plötzlicher Reichtum die Menschen verändert? Und wie oft ist plötzliche Liebe die einzige Trittleiter aus dem Sumpf der Verschwendung (oder einem beliebigen anderen Laster)? Oft genug. Einziges Problem beim Lesen dürfte eventuell der Dialekt darstellen - wichtigste Ausdrücke finden sich aber im Anhang und das meiste lässt sich aus dem Kontext erschließen.
Wer kurze, amüsante und zeitlose Lektüre mit geringem phantastischen Gehalt sucht, der kann die zwei Euro und zehn Cent beruhigt riskieren.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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