Buch-Cover, Jens Salzmann: Der Ring der Magier

Der Ring der Magier

Serie: Die Legenden von Aranor (#1)Genre: Fantasy
Seiten: 330
Erschienen: 12/2005 (Original: 2005)
ISBN: 3-939139-00-9
Preis: 8,90 Euro (Softcover)
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Wertung: 2/5 Grimoires; 4/10 Punkte, geht so

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Wertung: 3/5 Grimoires; 6.7/10 Punkte, Kann-Lektüre

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Die Magier haben ein Problem: Einer der ihren ist abtrünnig geworden und verfolgt eigene Ziele. Überdies ist dieser eine, Valerion, einer der mächtigsten Magier, die es je gab. Daher sieht sich der Ring der Magier gezwungen, etwas zu unternehmen: das ganze Land wird besonders gründlich durchsucht, um vielversprechende Lehrlinge zu finden, welche die Ausbildung durchlaufen sollen und Valerion später etwas Ernsthaftes entgegensetzen können.

Unter den begabteren der neuen Studenten ist auch Firion. Schnell tut er sich zusammen mit seiner Freundin Emira als Jahrgangsbester heraus und ist nach Abschluss seines Studiums in die Forschungen gegen Valerion involviert. Die Angelegenheit wird auch bald persönlich, als sich Geron, ein Kindheitsfreund Firions und nunmehr Sohn eines Grafen, von einem Verräter angegriffen sieht. Bald stellt sich heraus, dass Valeron hinter dem Verrat steckt - doch er hat weit größeres im Sinn als mit Provinzadeligen zu spielen.

Das Buch erhält 4 von 10 Punkten.

Das Buch hat eine sich durch alle Seiten ziehende Schwäche: die gesamte Zeit erzählt der Autor nicht, stattdessen beschreibt er. Dies ist oftmals direkt als Information für den Leser erkennbar: die Mitglieder der titelgebenden Rates dürften sich für dumm verkauft vorkommen, wenn ihnen ihr eigener Zweck erklärt wird. Auch ansonsten finden sich viele Informationen, die nur einem fehlen: dem Leser. Ja, sie sind meist nötig - aber solche Dinge gehören in einer guten Geschichte GEZEIGT, nicht GESAGT – zumindest nicht so explizit dass nur der Leser sie benötigt. Der Hauptschwachpunkt der Geschichte ist also, dass nicht erzählt wird sondern berichtet.

Dies zeigt sich auch, wenn man den Text einfach nur durchblättert: Dialog? Quasi nicht vorhanden. Auch wörtliche Rede ist ein Konzept, das eher zögerlich umgesetzt wird. Wenn es dann einmal dazu kommt, ist es oft wieder ein Monolog, der lediglich erklärt. Man braucht nur ein paar Seiten durchblättern und nach Anführungszeichen fahnden - die Chancen sind gut, keinen Erfolg zu haben.

Unterstützt wird das leider noch durch eine ungünstige Formatierung: Auf den Zeilenumbruch bei wörtlicher Rede einer anderen Person wurde verzichtet. Dieser fehlende Zeilenumbruch schmerzt an einigen Stellen enorm. Einfach wegen Verwirrung, nicht wegen zu engem Schriftbild. Für sich spricht jedoch, dass die Geschichte an jenen Stellen besser wird, wo es zu Dialogen kommt, die sich auch nicht um Selbstverständlichkeiten drehen – insbesondere ist dies gegen Ende der Fall. Hier nimmt die Entscheidungsschlacht den ganzen Spielraum ein und es kann nicht „abgekürzt“ werden indem man Jahre in einer Zeile überspringt und gleichzeitig jede Menge beschreibt. Hier kommt der Autor tatsächlich auf das Wesentliche und Wichtige.

Durch den Beschreibungsstil bedingt gibt es Folgeprobleme: Die Charaktere sind alle sehr distanziert, sehr weit weg vom Leser. Zeitweise kam ich mir eher vor, ein Geschichtsbuch zu lesen, in dem mir einfach, nun ja, berichtet wird. Der Autor hat hier all das, was einen guten Roman ausmacht, geopfert um eine relativ gerade Handlung durchzuziehen. Dies ist aus Kostengründen beim Druck vielleicht berechtigt, sofern man ein unbekannter Autor ist. Das Problem, dass Verlage ungern einen Mammutroman als ersten veröffentlichen, ist bekannt. Aber schön ist dieses Raffen trotzdem nicht: einfach ALLES passiert so, wie es für das Fortschreiten der Handlung nötig ist - ein verräterischer Graf stimmt in zwei Sätzen einem Vorschlag zu; eine geniale Maga löst ein 7 Jahre dauerndes Problem in wenigen Sekunden (Pardon, wie dumm müssen die anderen Forscher sein?); eine Burg wird mal eben übergeben; nicht gebrauchte Personen verschwinden einfach; in höchster Not kommt mal eben ein neues Heer und dergleichen mehr.

Hinzu kommt, dass die Charaktere auch keine wirklichen Eigenarten besitzen - vermutlich wegen genannter Distanz. Die Familien werden erwähnt, verschwinden dann aber schließlich ganz nur um als Randfiguren aufzutauchen – Potential zur Persönlichkeitsbildung wurde hier einfach verschenkt. Man hat einen Superhelden im Visier, der die ganze Welt im Alleingang bereinigen könnte (und dabei absolut eklig bescheiden und edel ist), einen inquisitorischen Ritterorden, der mal eben auftaucht und einen Oberschurken, wenn man so will. Wobei ich ehrlich gesagt eher auf dessen Seite stand bis er anfing, Leute einzuäschern: sein Jähzorn war sein einziger echter Makel. Kurzum: Die ganze Geschichte bleibt zu blass, zu weit weg.

Dabei gibt es noch ein Paradox: Stellenweise wird der Autor derart explizit, dass es schmerzt. Es sticht aus dem Text heraus: "einen Dschinn der Luft beschworen" - wozu "der Luft"? es passt einfach nicht hinein, ist unnötig - dies nur als einzelnes Beispiel für eine Vielzahl unnötiger Erklärungen, Beschreibungen und Zusätze (Wozu wird eine Schiffskonstruktion und Seemannssprache erklärt, wenn sie keinerlei Relevanz besitzt?). Es gibt keine weiteren Relevanten Informationen. Der Platz wäre anders besser genutzt. Andernorts wiederum springt der Autor zu anderen Charakteren und Jahre sind vergangen, zum alten zurück und nur vier Wochen - dass zeitlich alles stimmt, wage ich anzuzweifeln; in jedem Fall wurde ich verwirrt. Unlogiken traten ebenfalls auf und wären vermeidbar gewesen: eine Flotte, deren Fahne man bereits erkennt, wird man sicher nicht erst in Tagen einholen, zumal sie nicht flieht…

Schade das alles. Dennoch 4 (sogar tendenziell Richtung 5) Punkte mag man nun fragen. Ja, dennoch 4 Punkte.

Die Handlung ist ein recht bekannter Standardplot und es fehlt ihm an den nötigen Ecken und Kanten, den Charakteren an Eigenarten. Aber der Bericht als solcher ist nicht schlecht und ich denke, hier kann man viel verbessern: nicht alles für einen geradlinigen Plot opfern. An einigen Stellen eher weniger Beschreibung und „in media res“ (mitten hinein) anwenden, entsprechend nebenbei erklären – gibt auch zusätzliche Spannung. Zu den Verbesserungen gehört auch, einmal einen Thesaurus aufzuschlagen: an einigen Stellen häufen sich dieselben Wörter.

Dabei wird die Geschichte nie komplett schlecht: man fragt sich immer noch, wie es weitergeht, Spannung ist vorhanden; nur ist da eben dieser folternde Berichtsstil, der immer wieder distanziert. Fazit: Solider Ausgangsplot aber leider falscher Stil für einen Roman - wer hochgradig distanzierte Berichte mag, dem mag dies zusagen; dem im Roman üblichen Erzählstil wird man vergeblich nachjagen.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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