Buch-Cover, Morven Westfield: Brut der Finsternis

Brut der Finsternis

Originaltitel: Darksome Thirst [AME]
Serie: Die Wikka-Chroniken (#1)
Übersetzer: Michael Krug
Genre: Fantasy Horror
Seiten: 319
Erschienen: 07/2007 (Original: 2003)
ISBN: 978-3-9502185-4-1
Preis: 12,95 Euro (Softcover)
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Wertung: 2/5 Grimoires; 4/10 Punkte, geht so

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Kurz & Knapp

  • Überfrachtet: Zu viele Handlungen und Charaktere
  • Bisweilen esoterisch-lächerlich

Alicia Anderson ist eine Systembetreuerin in den 1970er Jahren und bekommt zunehmend das Gefühl, die Schatten würden lebendig. Das mag an der Überarbeitung liegen: Überstunden, gleichzeitig einen Abschluss nachholen, dann auch noch Neueinstellungen... aber wie passen die beiden Verletzungen an der Kehle ins Bild?

Zeitgleich spürt der Hexenzirkel um die angehende Wikka-Priesterin Matricia etwas Bedrohliches, kann es jedoch nicht verorten.

Das Buch erhält 4 von 10 Punkten.

Wikka-Rituale ohne klare Linie

Brut der Finsternis konnte mich einfach nicht überzeugen. Durch den Namen der Wikka-Chroniken war ich leicht skeptisch, aber gut: innerhalb der Fantasy bietet das moderne Hexentum doch durchaus Ansätze, zumal Magie hier wirklich wirken kann. Leider wurde ich enttäuscht.

Das beginnt bei so mancher Wiederholung dass die ganzen magischen Rituale eigentlich nicht notwendig seien und es nur auf Willenskraft ankomme. Die gesamten Rituale des Hexenzirkels und die umgebenden Handlungen konnten mich nicht fesseln. Sie wirkten oft esoterisch-lächerlich und schmissen alle möglichen magischen Methoden durcheinander, von Tarot und Traumdeutungen hin zu Ritualmagie in gereimten "Böses Weiche"-Versen. Tut mir leid, dass ich hier zynisch klinge, aber als "Böses" würde ich auch weichen - aus Angst einen Lachkrampf zu bekommen.

Selbst der blieb aber leider aus, denn diese anscheinend ernst gemeinten Rituale wirkten auf mich nur peinlich. Eine eindeutigere Linie, eine Methode und keine Vielzahl, hätten vermutlich sinniger gewirkt, aber gerade ihre Methodenvielfalt scheint die Autorin (so das Nachwort) als die Essenz des Wikka zu verstehen. Dies mag stimmen oder nicht, hier muss ich einfach gestehen, nicht sonderlich beschlagen zu sein. An meinem Empfinden ändert dies jedoch nichts.

Handlungsüberfrachtung

Was für den Hexenzirkel gesagt wurde ist letztlich auch symptomatisch für den gesamten Roman: es gibt mehrere Handlungen und sie sind uneinheitlich. Im Wesentlichen kann man 3 Stränge identifizieren: (1.) die Handlung um die Systembetreuerin Alicia und das Unternehmen Theoretic verbindet sich bald mit (2.) der Handlung um zwei Vampire. Der (3.) Erzählstrang um den Hexenzirkel wirkt dahingehend vollkommen abgekapselt und deutet nur ominös auf böse Ereignisse.

Die Zusammenführung dieses dritten Strangs mit den ersten beiden geschieht durch die Offenbarung des echten Namens "Matricias". Zu sagen, ich hätte es gewusst, wäre gelogen; aber ebenso, dass mich die Enthüllung überraschte. Ich habe zu keiner Zeit darüber nachgedacht. Denn es gab einfach keinerlei verbindenden Punkt zwischen den Handlungen, sie rasteten einfach nicht sauber ineinander ein und zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Roman auch bereits abgeschrieben.

Ungenutztes Potenzial

Nicht unerwähnt bleiben soll aber auch das Positive, denn solches gibt es durchaus. Die Handlung um die beiden Vampire, einer aristokratisch-konservativ angehaucht, der andere ein "junger Wilder", hat Potenzial. In diesem Strang wird die Handlung bisweilen interessant - dann aber vom Rest abgewürgt und auch Alicias Handlung kann dem nicht immer folgen.

Auch wird immer wieder explizit betont, dass Vampire das Böse schlechthin sind und töten müssten um zu leben. Paradoxerweise offenbart sich im Vampir-Plot ein eher anderes Bild von Vampiren, die gerade versuchen nicht zu töten, maßvoll und nicht-tödlich zu trinken und einfach unentdeckt unterzukommen. Trotzdem gelingt es mit diesen beiden Handlungssträngen, gegen Ende eine dichter werdende Atmosphäre und bisweilen auch Spannung zu erzeugen, die sich jedoch nicht bis zum Ende halten kann. Mitschuld sind daran viele Subplots, die nichts zur Handlung beitragen

Ungenießbar: Hexen-Instruktionen

Von den drei Strängen ist es jedoch der Hexenzirkel, der den Roman mir ungenießbar machte. Viele Erklärungen wirkten wie Instruktionen für den Leser; Erklärungen an Charaktere waren zu augenscheinlich nicht wirklich für diese und auch der "Spaßvogel" des Zirkels ist zu deutlich als Expositionshilfe erkennbar. Schade, denn auch das Setting in den 70er Jahren und die Idee, Vampire mit dem modernen Wikka zu verbinden finde ich an sich interessant. Was dem Roman vor allem geholfen hätte wäre eine konsequentere Ausführung der einzelnen Handlungslinien, eventuell eine Beschränkung und eine deutlichere Zusammenführung.

Neben genannten Punkten gibt es nämlich noch eine Vielzahl von Nebencharakteren deren Namen und Beschäftigung ich mir lange Zeit gar nicht merken konnte und die sich am Ende unaufgelöst verlieren. Sicher: Dies ist der Auftakt einer Serie, aber selbst für eine solche ist der Roman extrem unabgeschlossen - das Ende ist einfach kein Ende und hinterlässt nur das Wissen, das dieses Buch zu Ende ist.

Auch was optimistisch als "Epilog" und "drei Jahre später" betitelt wird ist letztlich sinnfrei. Zwei Charaktere sehen sich erneut, sprechen sich aber nicht an. Was dazwischen passierte? Keine Ahnung. Was diese Begegnung soll? Keine Ahnung. Sie birgt weder Auflösung noch bietet sie einen Ausblick auf weitere Ereignisse und wäre besser komplett weggefallen – allenfalls deutet sie an, dass es irgendwie weitergehen wird.

"Abgerundet" durch viele kleine Fehler

Toll sieht das Cover aus, passt aber nicht zum Inhalt, wenngleich man eine ähnliche Szene im hinteren Teil des Romans verordnen könnte - mit der Handlung in Verbindung bringen kann ich sie aber leider nicht. Verhältnismäßig viele 1-Buchstaben-Fehler sind auch nicht optimal, machen für mich hier aber auch nichts mehr kaputt - der Roman verliert durch anderes. Insgesamt kann ich Brut der Finsternis nicht empfehlen.

Der Roman wirkt zu unstrukturiert und inkonsequent, überladen mit zu vielen verschiedenen Elementen, die nicht auf eine gemeinsame Linie kommen und zu vielen Charakteren, die zuletzt unaufgelöst im Nebel der Fortsetzung verschwinden.

Vampire und moderne Hexen, zusammen mit dem technologischen Hintergrund der 70er Jahre, klangen interessant, konnten mich dann aber nicht halten.

Ob der Roman für Wikka-Anhänger geeignet ist, kann ich leider auch nur raten. Ich würde eher auf nein Tippen, da diese ihre Praktiken kennen. Auch Vampir-Fans sollten lieber ein anderes Buch wählen, denn das Potenzial zwischen den zwei Vampiren bleibt hier ungenutzt.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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