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Rutaaura gehört zu den Dunklen Elben, die aus dem Wandernden Hain verbannt sind und ist auf der Suche nach anderen ihrer Rasse. Bevor sie einer neuen Spur nachgeht besucht sie jedoch ihre Schwester Iviidis, die einzige zu der sie mehr oder weniger unbeschwerten Kontakt führen kann, und bittet sie, Untersuchungen über die Dunklen anzustellen. Iviidis geht bald darauf in den Sommerpalast und beginnt, die Archive zu durchstöbern. Zur gleichen Zeit macht sich Unruhe breit im Reich der Goldenen Elben: ein General wird ermordet und weitere Morde folgen. Iviidis findet heraus, dass die Dunklen dahinter stecken - doch warum wurde dieses Wissen totgeschwiegen?
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Am ehesten kann man "Elbenzorn" vielleicht beschrieben mit "Fantasy Polit-Thriller". Dieser setzt sich wie man durch den Titel erwarten kann vor allem auf die Gesellschaft der Elben auf. Susanne Gerdoms Elben brechen jedoch mit einigen gängigen Charakteristika der Fantasy und ähneln, wenn man so will, eher magiebegabten, langlebigen Menschen denn den archetypischen Spitzohren. Der Gegensatz zwischen Goldenen und Dunklen Elben ist weniger konfliktorientiert als beispielsweise bei den Drow und auch anderen Dunkelelben in vergleichbaren Welten. Die Elben selbst haben eine Gesellschaft, die quasi-demokratisch scheint; Intrigen, so wird schnell klar, kennen diese Geschöpfe in Gerdoms Welt sehr wohl, was erneut das typische Bild zerbricht wobei andere typische Merkmale gewahrt bleiben. Weitere Punkte ließen sich aufzählen und gleiches gilt für die auftauchenden Zwerge, die hier den Platz des Erbfeindes einnehmen, und andere Wesen.
Die Romanhandlung an sich ähnelt wie erwähnt einem Polit-Thriller: Iviidis muss herausfinden, was eigentlich geschieht, wer hinter den Dingen steht. Und nebenbei muss sie sich auch um die Geschichte ihres Volkes kümmern und lernt dabei, dass die Dinge nicht immer so waren wie in ihrer Gegenwart und dass Goldene und Dunkle einst zusammenlebten. Diese beiden Handlungsstränge stehen natürlich direkt miteinander in Verbindung, wie dem Leser schon durch den Prolog klar gemacht wird. Unglücklicherweise wird auch der Drahtzieher ziemlich früh preisgegeben, sofern man aufmerksam liest. Nicht dass dies eine allzu große Überraschung wäre - einiges an Spannung nimmt es doch heraus und leider ist auch ein guter Teil der weiteren Handlung vorhersehbar.
Mit Episoden wird die Seitenzahl gefüllt, bspw. der Besuch eines Zwerges daheim. Diese Episode ist letztlich nicht wichtig für die eigentliche Haupthandlung; andererseits spiegelt sie aber das Verhältnis der Dunklen (Verbannte) zu den Goldenen (daheim) und die Treue des ersteren wider. Ähnliches gilt für die Hilfe, die Rutaaura einem Wüstenvolk gewährt: die Episode hat kaum Relevanz, illustriert aber die generelle Güte auch der Dunklen. In einem weitergehenden Kontext könnte man sicher auch Parallelen zu unserer Welt und dem Problem verschiedener Hautfarben ziehen, dies unterstütz der Roman selbst aber nicht. Die Episoden sind meist interessante Welt-Informationen und nur gelegentlich spannend; erneut spielt hier herein dass die Graue Eminenz hinter den Intrigen für mich nach weniger als eineinhalb hundert Seiten eindeutig klar und der Rest folgte dem Schema "Wie kommen die anderen dahinter - indem sie naiv auf die Nase fallen und genau den einen nicht verdächtigen". Auch der Alvydas-Plot war durchschaubar. Ausdrücklich sagen muss ich hier aber, dass beide Plots dennoch mit Leben gefüllt werden konnten und trotz mangelnder Flächen-Spannung interessant blieben.
Gegen Ende wirkte der Roman allerdings ein wenig gehetzt: Im ersten Moment erschien mir das Zusammenführen des Rutaaura und des Iviidis Stranges fast wie ein deus-ex-machina und gewissermaßen bleibt es dies auch; diese Maschinerie ist jedoch von Beginn an im Roman vorhanden, wird jedoch erst zum Ende hin direkt vom Leser bemerkt, der sich vorher andere Hypothesen bilden kann.
Insgesamt ist "Elbenzorn" (den Titel konnte ich im Übrigen nicht wirklich gut mit dem Roman verbinden) ein gutes Buch, dass allzu aufmerksamen Lesern vermutlich einiges an Spannung kostet - ein zweiter Testlauf, bei dem man weniger aufmerksam liest, ist ja leider nicht möglich.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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