Buch-Cover, Sarah J. Maas: Throne of Glass - Die Erwählte

Throne of Glass - Die Erwählte

Originaltitel: Throne of Glass [AME]
Serie: Throne of Glass (#1)
Übersetzer: Ilse Layer
Genres: Fantasy; Romantic Fantasy
Verlag: dtv
Seiten: 500
Erschienen: 09/2013 (Original: 2012)
ISBN: 978-3-423-76078-2
Preis: 17,95 Euro (Hardcover)
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Celaena Sardothien ist jung, schön, und zum Tode verurteilt. Nach einem Jahr in den Salzminen von Endovier wäre jeder so gut wie tot - doch Celaena hat überlebt. Nun könnte sie sogar Freiheit erlangen. Chaol Westfall, Captain der königlichen Leibgarde, bringt sie aus dem Straflager fort. Für den Kronprinzen Dorian soll Celaena als Champion antreten. Sie soll 23 andere besiegen und dann ihre Freiheit bekommen - wenn sie siegt. Cealena bleibt kaum eine andere Wahl. Doch während des Trainings findet sie Gefallen an Chaol Westfall - und auch am Kronprinzen. Auch Celaena scheint beiden Männern nicht egal zu sein. Doch für unbeschwerte Liebelei hat sie keine Zeit: Etwas Böses geht um und tötet mehrere Konkurrenten.

Das Buch erhält 7-8 von 10 Punkten.

"Throne of Glass - Die Erwählte" krankt an einigen Stellen: einem Plot mit vielen recht bekannten Teilstücken, viel Introspektive zu Beginn, kurzfristig wechselnden Perspektiven. Trotzdem gelingt Sarah Maas eine spannende Geschichte - solange man sie liest, denn wirklich Erinnerungswürdiges fehlt.

Assassine mit schwammigem Hintergrund

Theoretisch sollten Meuchelmörder die Schurken einer Geschichte sein. Assassinen (mit genau dieser Bezeichnung) sind inzwischen aber auch beliebte Protagonisten. Im Gegensatz zum Gossen-Schläger haben sie einen höheren Standard: exzellente Ausbildung, eine gewisse Bildung - und im Falle von "Helden" auch eine gewisse Moral. Celaena Sardothien passt in dieses Schema. Sie liebt Bücher (und Süßes und schöne Kleider); sie tötet nur jene, die in ihren Augen den Tod verdient haben - keine Unschuldige. Das und andere Wesenszüge (wie Ungeduld und Unbeherrschtheit) macht sie recht überheblich, auch wenn ihr Können und ihr geringes Alter ein wenig Rechtfertigung bieten. Mit 17 war Celaena die größte Assassine der Welt. Dann wurde sie gefangen und in ein Straflager geschickt. Dieses Alter fand ich dann doch ein wenig unrealistisch, auch wenn es hier eine Erklärung geben mag.

Im ersten Drittel liest man sehr oft in Celaenas Gedanken mit. Das charakterisiert sie stark, ermüdet mitunter aber leicht und ist auch ihre subjektive (und manchmal sehr voreingenommene) Sicht. Nicht immer ist Celaena sympathisch, bisweilen sogar eine unausstehliche blöde Zicke. Das legt sich später, bremst aber zunächst den Lesefluss. Gerade am Anfang wäre ein aktives Zeigen ihrer Handlungen besser gewesen als der Fokus auf ihre Gedanken.

Immerhin vermeidet Sarah J. Maas viel Exposition - was gleichzeitig ein Kritikpunkt ist. Der Leser begegnet Celaena das erste Mal in Endovier. Wen hat sie getötet? Wie wurde sie geschnappt? Celaenas Vergangenheit liegt im Nebel. Nur wenige Dinge kann man erschließen: Sie hegt eine Abneigung gegen den König, hatte eine harte Ausbildung, sieht sich als Bringerin von Gerechtigkeit. Aber mehr Fragen bleiben offen.

Hier geht der dtv Verlag einen interessanten Weg: In vier kürzeren eBook-"Novellen", von denen die erste kostenlos ist, wird Celaenas (Vor-)Geschichte erzählt. Diese erste Novelle kann man als Leseprobe verstehen. Andererseits kann der Roman nach der Vorgeschichte ein ganz anderes Lesen erfordern, insbesondere am Anfang. Ich habe die Novellen zuvor nicht gelesen.

Alter Plot, Verzicht auf übersetze Namen

In Sachen Plot bietet "Throne of Glass - die Erwählte" wenig Neues: Die Todgeweihte soll sich in einem Wettkampf beweisen und zum Champion werden. Hinzu kommen eine Portion Intrige, ein epischer Aspekt mit einem größeren Bösen (das natürlich auch Celaena als "Heldin" erfordert), eine angedeutete politische Dimension und eine ungewöhnliche Dreiecksromanze.

Der Stil ist leicht lesbar, aber fällt nicht besonders auf. Am ehesten springt die konsequente Verwendung englischer Ortsnamen ins Auge. Eine Eindeutschung hätte ich besser gefunden. Diese wäre sowohl bei "Throne of Glass" unproblematisch wie auch bei "White Fang Mountains" (z. B. Weißzahngebirge) oder "Witch Mountains" (z. B. Hexenberge). Zwar dürften die meisten Leser keine Probleme mit diesem bisschen Englisch haben, aber ich finde diese unnötigen Fremdsprachenschnipsel unschön. Nebenbei: Endovier - wie soll das ausgesprochen werden? Ich verhakte mich in "Endo-4". Kein Vorwurf an die Übersetzung: Durch eine andere Sprache liest sich dieses Wort plötzlich anders, denn im Englischen ist hier ja keine "Zahl" am Ende.

Viel Standard: Kriegerwettkampf, Böses, Intrige

Einen Wettkampf unter Kriegern zum Champion kennt man und die letzten Kämpfe sind der Höhepunkt des Romans. Von den Ausscheidungskämpfen blendet Sarah J. Maas jedoch viel aus. Im Vergleich zu ähnlichen Romanen gibt es hier weniger Action und mehr Gedanken der Protagonistin. Insbesondere im ersten Drittel ist dies langatmig, wird später jedoch besser. Überhaupt funktioniert der Verzicht auf einen detaillierten Wettkampf nur, weil der Leser einige Lücken automatisch füllt. Der Ablauf ist Standard: Celaena kommt weiter, freundet sich mit einem Underdog an, hat früh ihren Hauptkonkurrenten und Gegenspieler.

Auch das politisch-intrigante Element in Form der Hofdame Kaltain ist recht vorhersehbar. Das mystische Element von "etwas Bösem", das im Schloss umgeht und Jagd macht auf die Champions, empfand ich als zu viel. Na klar: Es muss Celaena sein, niemand anders, der dieses besiegt. Und auch noch übernatürliche Hilfe erhält. Sie ist ja schließlich die Beste überhaupt ... Trotzdem gelingt es Sarah J. Maas nach einem etwas mühsamen Anlauf, die Spannung hochzuhalten. Während ich las, zog es mich schnell zum Ende. Während ich las: Denn nach Abschluss des Romans fiel dieser erstaunlich schnell aus dem Gedächtnis und zum Schreiben der Rezension musste ich tatsächlich nachschlagen, was genau das Böse war. Etwas, ein wirklich origineller Funken, ein großes Alleinstellungsmerkmal des Romans, an das ich mich noch lange sofort erinnern werde: Das fehlt.

Ungewöhnliche Dreiecksromanze

Gelungener und in Teilen ungewöhnlich ist die Romanze: Kronprinz Dorian und sein Leibwächter Chaol sind beide mehr und mehr an Celaena interessiert - und sie auch an beiden. Eine Dreiecksverführung gibt es jedoch nicht: Celaena ist keine femme fatale - eher ein junges Mädchen, selbst wenn sie eine berüchtigte Assassine ist. Und Chaol setzt sein Pflichtbewusstsein über alles. Dennoch ist die zunehmende Nähe der drei problematisch und in dieser Form, mitsamt ihren Charakterisierungen, ungewöhnlich. Für diese Charakterisierungen nutzt Sarah J. Maas Perspektivwechsel und springt in die Gedanken anderer Figuren. Das ist ein grobes Werkzeug und erklärt dem Leser relativ direkt, was Sache ist. Schade: ein wenig subtiler, durch Zeigen statt Erklären bzw. statt durch klar ausformulierte Gedanken, wäre dies noch ein Stück interessanter gewesen. So ist auch hier einiges vorhersehbar.

Nicht vorwerfen lassen braucht Sarah J. Maas sich hingegen unlogische Charaktere: Insbesondere die zentralen Figuren haben nachvollziehbare Motivationen und auch Charakterzüge, die sich immer wieder finden - an die man sich dann durchaus auch erinnert.

Politik und der Rest der Welt

"Throne of Glass" spielt in einer Fantasy-Welt. Und mehr kann ich nicht über das Setting sagen. Selbst das titelgebende Sitzmöbel taucht auf, ist aber ebenso irrelevant wie das Baumaterial des Gläsernen Schlosses. Es fallen Namen anderer Reiche. Politische Brisanzen werden kurz erwähnt. Aber letztendlich erfährt man nichts von der Welt. Über den König erfährt man, dass Celaena ihn für irgendetwas ganz besonders hasst. Der König selbst wünscht sich (vollkommen typisch) einen Krieger als Sohn statt den Bücherwurm, der Dorian ist; Celaena sieht er als Risiko.

Den größten Vorstoß in die politische Dimension der Welt bietet die Handlung in der Freundschaft zwischen Celaena und einer fremden Prinzessin: Deren Reich ist besetzt, aber dennoch ist sie Gast im Gläsernen Schloss. Nun ja: Gast, Diplomatin, Spionin und noch mehr. "Throne of Glass" reißt hier einige Dinge an. Aber diese bleiben blass und ungreifbar: schematisches Stückwerk; offene Fragen, deren echte Substanz sich erst noch zeigen muss.

Denn das Ende des Romans deutet klar auf die Fortsetzung. Das überrascht beim ersten Band einer Buchreihe nicht, aber die Frage ist: Reicht die Fokussierung auf Celaena bei fast vollständigem Ignorieren der (politischen) Welt um sie herum für eine ganze Reihe? Oder muss Celaena wieder für die ganze Welt gegen das Böse "hinter dem Schleier" kämpfen?

"Throne of Glass - Die Erwählte" verschwindet nach dem Ende sehr schnell aus dem Kopf. Während der Lektüre ist der Roman jedoch trotzdem spannend - auch wenn er sehr viele bekannte Elemente bietet und dementsprechend vorhersehbar ist. "Die Erwählte" bietet leichte Unterhaltung, deren Stärke die Charakterisierung der zentralen Figuren ist, selbst wenn die Autorin dazu bevorzugt in die Gedanken der Charaktere springt. Der Verzicht auf Exposition und Welterklärung rückt die Charaktere selbst weiter ins Zentrum. Er lässt aber auch einige Fragen zur Welt an sich offen, bei denen der Leser immer wieder vor etwas steht, was er schlicht nicht versteht.

Throne of Glass ist ab erscheinen sowohl als Hardcover als auch als eBook verfügbar.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Leseprobe

Es gibt eine oder mehrere Leseprobe(n) zu diesem Buch:
Throne of Glass - Die Erwählte (extern)

Zitat(e) aus dem Buch

  • "Du könntest die Sterne ins Wanken bringen[...]. Du könntest alles tun, wenn du nur den Mut dazu hättest. Tief in deinem Herzen weißt du das. Und das erschreckt dich am allermeisten."
  • Sie war eine Verbrecherin, eine begnadete Assassinin, eine Königin der Unterwelt - und doch ... und doch war sie nur ein Mädchen, das man mit siebzehn nach Endovier geschickt hatte.

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