Buch-Cover, Tad Williams: Die Nornenkönigin [Hörbuch]

Die Nornenkönigin [Hörbuch]

Originaltitel: To Green Angel Tower [AME]
Serie: Das Geheimnis der großen Schwerter (#3)
Übersetzer: Verena C. Harksen
Sprecher/Regie: Andreas Fröhlich
Genre: Fantasy
Spieldauer (Min): 1952
Erschienen: 10/2013 (Original: 1993)
ISBN: 978-3-86717-979-9
Preis: 19,99 Euro (CD)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

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Ingen Jegger ist tot - aber mit ihm fiel Jao é-Tinukai'i, die Stadt der Sithi, und auch Erste Großmutter Amerasu ist tot. Inmitten ihres Kummers haben die Sithi Simon ziehen lassen. Am Abschiedsstein trifft er auf seine Freunde - und of Josuas Truppen, die sich auf eine Belagerung durch Elias' Armee vorbereiten. Andernorts findet Isgrimmnur endlich Miriamel - und eine totgeglaubte Legende sowie einen nur allzu bekannten und zweifelhaften Mönch. Gemeinsam mit dem Wranna Tiamak machen auch sie sich auf zu Josua. Doch der Sturmkönig und seine Verbündeten sind stark. Die Hernystiri haben sich in die Berghöhlen zurückgezogen, die Feuertänzer tauchen überall auf. Kann das neue Wissen über die Großen Schwerter jetzt noch helfen?

Das Buch erhält 7-8 von 10 Punkten

Der dritte Band des "Geheimnis der großen Schwerter" reduziert die verschiedenen Gruppen, indem sie zusammentreffen. Das macht ihn ein wenig gebündelter. Auch reduziert Tad Williams die Abschweifungen des zweiten Teils - einige Nebenplots empfand ich dennoch als langweilig.

Viel Personal - Zusammengeführte Plots

Mit dem dritten Teil hat das Personal der Erzählung um die Großen Schwerter einen beträchtlichen Umfang angenommen. Immerhin haben sie sich inzwischen zu Gruppen zusammengefunden. Dadurch wirkt der dritte Teil fokussierter als der zweite. Josua und Simon sind am Stein des Abschieds zusammengetroffen. Die Hernystiri haben sich ins Gebirge zurückgezogen. Miriamel, Cadrach und ihre Begleiter ziehen Josua entgegen. Es sind immer noch einige Gruppen, zwischen denen die Handlung wechselt; aber sie sind nun größer, mehr Figuren handeln gemeinsam. Natürlich nicht in jedem Fall.

Einige kurze Szenenwechsel zu den Schurken der Erzählung stören dabei nicht. Für alle bleiben aber die zentralen Fragen: Wie kann Elias besiegt werden? Welche Pläne hat der Sturmkönig?

Helden in der Defensive

Trotz dieser Fragen haben alle Figuren ganz konkrete Probleme. Die Fronten sind inzwischen klar. Josua und seine Verbündeten sitzen auf dem Stein des Abschieds fest. Dort müssen sie sich dem ersten Angriff Elias' durch ein Heer stellen. Josua hat auch neue Verbündete gewonnen: Die Trolle von Sisqi werden ihn zumindest für diesen Kampf unterstützen. Trotzdem sieht die Situation schlecht aus und Vieles ist unklar. Wie viele Menschen verbergen sich in den Wäldern? Werden sie Josua unterstützen - und sei es nur, weil es gegen Skali geht? Oder sind sie Elias treu? Wie weit geht der Einfluss des Sturmkönigs oder der Einfluss von Elias oder Pryrates?

Tendenziell scharen sich die Völker gegen Elias zusammen. Nur haben Elias und seine engsten Verbündeten viel mehr Ressourcen. Die Helden sind in der Defensive, können sich nicht fortbewegen - das gilt auch für andere Völker, wie die Hernystiri.

Das betrifft vor allem ihre physische Situation: Sie können der Belagerung nicht entkommen. An anderer Stelle machen sie hingegen Fortschritte. Mehrere Fakten über die drei Großen Schwerter kommen endlich ans Licht - die helfen aber nur, wenn zunächst die Schlacht um den Abschiedsstein gewonnen wird.

Leise Charakterentwicklung

Die Belagerung ist natürlich in gewisser Hinsicht vorhersehbar. Belagerungen sind in einem bestimmten Maße immer gleich. Aber "Die Nornenkönigin" vermeidet Langeweile. Das liegt einerseits daran, dass Gruppen oder einzelne Figuren konkrete Aufgaben bei der Verteidigung bekommen. Die Loyalität von anderen Charakteren ist zumindest zweifelhaft und auch Josuas Pläne für die Schlacht bleiben verborgen. So kann man fürchten, was vielleicht passiert ... oder auch nicht. Tad Williams legt hier einige Fährten - und einige sind eine Täuschung nicht nur für Josua oder seinen Feind, sondern auch für den Leser.

Auch die Action der Kämpfe trägt dazu bei, die Spannung hochzuhalten. Bei all dem hat der Leser (meist) einen Wissensvorsprung vor den einzelnen Charakteren: Er weiß, was alle Figuren über die Schwerter herausgefunden haben - und auch, wie es Elias ergeht. Nur er kann daher einige Fäden zusammenziehen. Dadurch hat er einen anderen Blick auf einige Figuren. Elias, zum Beispiel, stellt sich ihm nicht als der machthungrige Verrückte dar, der die Welt beherrschen will. Vielmehr ist er ein Getriebener, dessen Motivation zu seinem Pakt erahnt werden kann, aber noch nicht ausgesprochen wird. Das ist keine große, sondern eher eine konsequente Veränderung, die schon im ersten Band angelegt war. Einige andere Figuren verändern sich ebenfalls und immer nachvollziehbar.

Unter den Hauptfiguren ist dies bei Simon am deutlichsten. Immer noch denkt er von sich als ein Küchenjunge - und dennoch, er ist nicht mehr der, der er war. Er hat mit einem Drachen gekämpft; er hat die Städte der Sithi besucht; er hat eines der großen Schwerter gefunden und anderes erlebt, das ohne diese Taten schon genug wäre. Wie kann er wahrhaft noch ein Küchenjunge sein? Dennoch hält er an dieser "guten alten Zeit" fest. Auch Miriamel hat sich verändert und muss mit den Folgen einer Entscheidung leben, die sie tief im Inneren verstört. Nach außen hin wechseln sich bei ihr vor allem Mitgefühl für und Wut auf Cadrach ab. Dieser Cadrach macht die Wohl größte Veränderung durch.

Wobei: "Veränderung" ist das falsche Wort. Cadrach ändert sich kaum, aber er erzählt einiges von seiner Vergangenheit. Dies ist eine Vergangenheit in der Nisses, Morgenes, Pryrates und der Bund der Schriftrolle zentrale Rollen einnehmen - und auch ein Mann namens Padrec-ec-Crannhyr, der sich in den Alkohol flüchtete. Vor dem Hintergrund seiner eigenen Erzählung steht Cadrachs Feigheit in einem ganz anderen Licht.

Cadrach ist der vielleicht interessanteste Nebencharakter, der fast schon eine Hauptfigur ist. Interessanter Fakt an der Seite: Ursprünglich sollte Cadrach nur in Erkynland auf Simon treffen. Tad Williams entschloss sich jedoch später, seine Rolle auszubauen. Diese Entscheidung war goldrichtig.

Nebenepisoden mit bemühter Verbindung

Allerdings gibt es auch einige Episoden, die mich nicht begeistern, vorwiegend Nebenhandlungen. Miriamels Gruppe reist durch einen Sumpf. Sie besuchen Tiamaks Dorf und dringen in den Bau einiger gefährlicher Tiere vor. Diese Episode hat eine Verbindung zum Sturmkönig und zur Nornenkönigin Utuk'ku. Auf mich wirkte jedoch schon die Sumpf-Reise langweilig und die Verbindung zu Utuk'ku bemüht.

Das kann man auch über den Titel sagen. Mit dem Inhalt von "Die Nornenkönigin" hat er kaum etwas zu tun. Die Nornenkönigin kommt vor; schon länger ist sie einer der Hauptgegner. Das war es dann aber auch. Weder kommt es zu einer direkten Konfrontation noch nimmt die Nornenkönigin eine besonders herausstechende Rolle ein. Aber einen Titel braucht man ja und dieser ist immerhin unverfänglich. ("Die Nornenkönigin" und "Der Engelsturm" erschienen als ein einziger englischer Band, "To Green Angel Tower".)

Die Tiere werden auch im abschließenden Buch noch erwähnt werden. Aber auch dort ergibt sich kein größerer Zusammenhang. Sie sind eine zusätzliche Bedrohung und werden vom "Bösen" beeinflusst - das war's. Auf Teilepisoden, von denen dies die längste ist, hätte ich lieber verzichtet.

Neue Pläne: Gegen Elias

Das ändert nichts daran, dass "Die Nornenkönigin" insgesamt gelungen und wie die vorherigen Bände exzellent gesprochen ist. Für ein geteiltes Buch ist das Ende gut gewählt - mit einem größeren Cliffhanger als üblich, aber an einem Wendepunkt. Niemand wird überrascht sein, dass die Helden am Ende siegreich sind - zunächst, denn immerhin war es eine Verteidigungsschlacht. Nun stellt sich Josua die Frage, wie er seinen Bruder besiegen kann und welche Rolle die Schwerter spielen. Miriamel hat noch eine ganz andere Meinung und denkt nicht daran, einfach zurückzustecken. Auch die Sithi sind nach dem Ende Amerasus im vorhergehenden Band dazu gezwungen, etwas zu tun. Den großen Gegenschlag und die finale Entscheidung im Kampf gegen Elias bringt allerdings erst die zweite Hälfte des bereits im Englischen halbiertern "dritten" Buches, Der Engelsturm.

Trotz einiger eher langweiliger Episoden hält "Die Nornenkönigin" die Spannung hoch und füttert Leser wie Charaktere mit kleinen Einzelheiten über die Großen Schwerter. Im Laufe der Handlung gelangen die Helden von der Defensive zu neuer Handlungsfähigkeit. Die Figuren entwickeln sich nachvollziehbar weiter - insbesondere auch die fragwürdigen. Macht das Buch Lust auf mehr? Ich möchte es so beantworten: Das nächste Buch hörte ich ohne Pause direkt weiter.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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