Der Engelsturm [Hörbuch]
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Simon Schneelocke ist fest entschlossen, das letzte der Großen Schwerter für Prinz Josua zu gewinnen und Prinzessin Miriamel zu beschützen. Doch das führt sie direkt zu Josuas ärgstem Feind: Miriamels Vater , Hochkönig Elias von Erkynland. Josua entschließt sich in der Zwischenzeit, mit Camaris Nabban zu befreien und so eine bessere Position gegen seinen Bruder zu erlangen. Auch die Sithi marschieren: Mit dem Tod Amerasus haben sie kein Wissen über die Pläne Inelukis, doch dass sie etwas gegen ihn unternehmen müssen ist klar.
Doch auch wenn Josua und seine Verbündeten erste Siege feiern können: Welche Rolle spielt das Buch des wahnsinnigen Priesters Nisses, was sind die Ziele Inelukis und der Nornenkönigin? Hängen sie zusammen oder versucht doch jeder, etwas anderes zu erreichen? Die Entscheidung wird fallen, denn zum dritten Mal zeigt sich der Erobererstern. Und sie wird in der alten Stadt der Sithi fallen, in Asu'a, dem Hochhorst, in dem der Ruf der Schwerter immer fordernder wird.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
"Der Engelsturm" ist der zweite vierte und letzte Teil der Reihe Das Geheimnis der großen Schwerter. Im englischen Hardcover erschein er als ein Buch mit dem dritten Teil - fast 33 Stunden Laufzeit geben aber einen guten Eindruck, weswegen der Band auch für das Softcover zweigeteilt wurde. In diesem Finale schließt Tad Williams viele Handlungen ab, einige davon erwartet, einige durchaus überraschend. Wieder andere bleiben offen und legen nahe, dass nicht alle Geschichten des Landes Osten Ard erzählt sind.
Neuer Mut für die Helden
Prinz Josua ist wenig begeistert davon, dass seine Nichte Miriamel und Simon sich einfach davongemacht haben. Ändern kann er daran nichts, so sehr er den Wunsch seiner Nichte, noch einmal mit ihrem Vater zu sprechen, verhindern möchte. Seine Entscheidung steht: Es geht nach Nabban. Gemeinsam mit Camaris gelingt das Unternehmen trotz einiger Probleme zunächst. Allerdings weiß Josua wie der Leser: Nabban ist nur ein Zwischenschritt. Der eigentliche Feind ist sein Bruder Elias. Und selbst das stimmt nicht: Eigentlich ist es Ineluki, der untote Sithi-Prinz, der Pläne schmiedet, die noch immer nicht durchschaut sind.
Den direkteren Weg zu Ineluki, Elias und dem roten Priester Pryrates nahmen Simon und Miriamel. Schon auf ihrem Weg sehen sie die Veränderungen im einst blühenden Reich. Die Menschen sind verängstigt. Sie verstecken sich - und die Feuertänzer agieren offen. Nicht nur fallen die beiden diesen in die Hände - am Hochhorst müssen sie zudem feststellen, dass Minneyar bzw. Hellnagel nicht mehr im Grab des Hochkönig Johans liegt. Hat Pryrates das Schwert schon an sich gebracht?
Im Endeffekt sind diese zwei Handlungen im Ablauf vorhersehbar: Einerseits das marschierende Heer Josuas, das nach erfolgreichem Feldzug zum Hochhorst segeln will. Andererseits Miriamel und Simon (sowie später Binabik), die direkt zum Hochhorst ziehen. Möchte man, könnte man sicher eine Parallele zu Tolkiens Epos ziehen - aber hier sind die Heere keine Ablenkung für das Große Böse. Denn auch die Schurken sind nach wie vor viel ambivalenter als im Herrn der Ringe.
Ein Schleier aus Kummer und Zorn
"Und sie [Miriamel] dachte an das graue, schmerzverzerrte Gesicht ihres Vaters, an den Schleier aus Kummer und Zorn, der sich über ihn gelegt und nie wieder gehoben hatte[...]". Mehr als Bosheit oder Machtgier ist es dieser Kummer, der den derzeitigen Hochkönig definiert. In den vergangenen drei Bänden gab es immer wieder Andeutungen, Hinweise und Kontraste und auch ohne dass man es direkt ausspricht weiß der aufmerksame Leser, was mit Elias passiert ist. Warum er diesen Weg eingeschlagen hat. Es ist das krasse Gegenteil der Machtgier: Es ist erlebter Verlust, Sehnsucht und Verzweiflung.
Auch andere Figuren sind ambivalent. Ja, es gibt die unzweifelhaft Bösen: Pryrates, der nur auf Macht aus ist, Benigaris oder die intrigante Nessalanta - auch Utuk'ku. Aber neben diesen gibt es sehr viel Grau. Man denke an Cadrach: Er lügt, betrügt, hintergeht - doch in diesem letzten Teil kommen seine Gründe auf den Tisch. Es sind menschliche Gründe, allzu menschliche Gründe und gerade deshalb verständlich. Selbst bezüglich Ineluki, dem bösen Geist der Trilogie schlechthin, kann man dies noch sagen. Seine Beweggründe waren einmal edel - und glücklich ist dieser untote Elbenprinz beileibe nicht.
Über viele Figuren könnte man mehr schreiben und viele haben interessante eigene, wenn auch kleine, Geschichten wie etwa Prinzessin Maegwin und Graf Eolair. Nicht alle diese Geschichten enden gut. Bei den Unsterblichen gibt es auch hier die Wehmut und Melancholie, die man von Tolkiens Elben kannte. Der Roman endet dennoch mit einer positiven Note und schließt alle Handlungen ab - zeigt aber gleichzeitig, dass dies nicht das Ende ist von Osten Ard.
Prophezeiungen und Suchen
Denn auch wenn das Finale ein runder Abschluss ohne Cliffhanger ist: Die Geschichten einiger Figuren gehen weiter und man kann sie sich äußerst interessant ausmalen. Einige offiziell Tote leben und verfolgen neue Ziele, die zu erzählen ein weiterer Roman sein könnte. Das neue Königspaar wird es auch nicht nur einfach haben - und Osten Ard ist groß.
Zudem schwebt Aditus Prophezeiung für Josuas Zwillingskinder im Raum. Wann konnte je ein Fantasy-Autor der Macht einer Prophezeiung widerstehen? Kaum etwas anderes als eine Prophezeiung und eine neue Generation von Figuren bietet sich mehr für ein Sequel an. Und wenn Tad Williams es nicht selbst schreibt: Fan Fiction gibt es sicher.
Dennoch hoffe ich, dass Tad Williams eines Tages wieder seine Feder ansetzt und die Geschichte von Osten Ard weiterspinnt. Und deutliche Anzeichen gibt es, denn inzwischen hat
"Der Engelsturm" bringt das Geheimnis der Großen Schwerter zu einem runden Abschluss und gibt sich gleichzeitig mehrere Ausgangspunkte für ungezwungene Fortsetzungen. Auf diese freue ich mich, denn den Status als einen modernen Klassiker der Fantasy hat Tad Williams Epos sich verdient. Und auch diese Hörbuchproduktion in voller Länge braucht sich kein Bisschen zu verstecken.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- "Und sie dachte an das graue, schmerzverzerrte Gesicht ihres Vaters, an den Schleier aus Kummer und Zorn, der sich über ihn gelegt und nie wieder gehoben hatte[...]"
- "Ich glaube, er hätte alles getan, um sie zurückzugewinnen - und sei es auch nur für eine kleine Weile."
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