Buch-Cover, Kai Meyer: Die Seiten der Welt

Die Seiten der Welt

Serie: Die Seiten der Welt (#1)
Autor: Kai Meyer
Genres: Kinderbuch oder Jugendbuch; Urban Fantasy
Seiten: 560
Erschienen: 09/2014 (Original: 2014)
ISBN: 978-3-8414-2165-4
Preis: 19,99 Euro (Hardcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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Furias Familie gehört zu den Bibliomanten, die die Kraft der Bücher zur Magie nutzt. Doch Furia ist noch keine vollwertige Bibliomanin: Ihr Seelenbuch hat sie noch nicht gefunden - dabei ist sie doch schon fünfzehn! Trotzdem begleitet sie Ihren Vater auf seiner Suche nach den Leeren Büchern, die möglicherweise die Entschreibung der Welt einleiten könnten. Als ihr Vater tödlich verletzt wird, nimmt auch die Adamitische Akademie die Spur der Familie wieder auf. Schon einmal musste die Familie Rosenkreutz fliehen und gingen ins englische Exil. Furia gelangt zum Widerstand gegen die Akademie - doch sie kann sich nicht einfach verstecken, denn ihr Bruder Pip befindet sich in der Gewalt der mysteriösen Umgarnten,

Das Buch erhält 7- von 10 Punkten.

Bücher über Bücher treffen das Herz wohl jeden Viellesers. Der Autor kann sich nahezu sicher sein, dass das Thema die Zielgruppe genau trifft. Und doch schafft Kai Meyer hier ein eher nüchternes Buch: Nach dem Auftakt ist Die Seiten der Welt erstaunlich alltäglich. Die Magie der Bücher spielt kaum eine Rolle und die Welt ist eher nüchtern-normal.

Buchmagie mit schnell verlorenem Charme

Buchtrailer des Verlags
Bibliomatik - Buchmagie. Das klingt doch toll und könnte es auch sein. Zu Anfang legt Kai Meyer mit vielen interessanten Ideen los: lebende Buchstabenschwärme, Origami-Vögel, Schimmelrochen. Gewaltige Bibliotheken lassen das Herz von Viellesern höher schlagen. Dazu ein Buch, das gleichzeitig in der Gegenwart geschrieben wird und in der Vergangenheit.

Leide, leider verliert sich dieser "Zauber" recht schnell. Der Mittelteil wird zäh und von den Büchern sieht man nicht mehr allzu viel. Ja, Bücher werden für die Magie der Bibliomanten genutzt - aber erstaunlicherweise geht man sehr rabiat mit ihnen um. Kuriosestes Beispiel: Um sich zu teleportieren, werden zwei identische Bücher dauerhaft vernichtet(!). Das ist dann doch eine etwas seltsame Liebe zu Büchern.

Im späteren Verlauf taucht das Thema Bücher immer wieder auf: Eine Bücherstadt (Libropolis), der Wald der Toten Bücher ... aber sie kommen nicht zur Geltung. Ich bekam nie das Gefühl von Buchverrücktheit wie beispielsweise in der Stadt der Träumenden Bücher oder auch nur das Gefühl, das Bücher von zentraler Bedeutung wären.

Exil und Rebellion

Stattdessen las ich eine alte Geschichte: Furia gehört zu einer alten Familie, die einst floh. Ihre Mutter ist tot, ihr Vater stirbt, die alten Feinde verfolgen sie erneut - und so gelangt sie zur Rebellion, der sie sich anschließt, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.

Das ist alt. Das muss nicht schlecht sein. Vor dem Hintergrund einer Bücherwelt hätte dies sogar durchs Ambiente inspiriert neu erzählt werden. Aber dies geschieht hier leider nicht. In den Wirren der Fragen, inwieweit Furia und die Rebellen gleiche Ziele haben und einander trauen können, verschwindet nahezu alles Buch-Feeling .

Exlibris: Romanfiguren in der echten Welt

Größte Buch-Anleihe sind wohl die Exlibris. Die Barden-Brüder, Puck und Ariel aus Shakespeares Sturm und Sommernachtstraum sind gesuchte Verbrecher. Ihr Ziel ist durchaus nobel, denn die Exlibris, Romanfiguren, die durch Magie aus ihren Büchern in die Welt gerissen wurden, werden schlecht behandelt, sind kaum bessere Sklaven oder leben in Ghettos.

Das Problem: Außer dem Namen und dem Aussehen bleibt von den Figuren kaum etwas über. Sie sind Menschen - auch wenn die Bibliomanten ihnen genau dies absprechen. Das ist natürlich der Punkt der Kritik. Aber das Gefühl, die Romanfiguren vor mir zu haben, bekam ich nie. Dies hat Jasper Fforde in seiner Thursday Next-Reihe deutlich besser gelöst.

Prosaische Welt

Hier spielt erneut die grundsätzlich prosaische Welt hinein: Libropolis ist die geheime Welt der Bücher in London bzw. der Buchstadt Hay on Wye. Hier gibt es ganz interessante spezialisierte Geschäfte, die beispielsweise nur Bücher verkaufen, die der Kunde in der Kindheit gelesen hatte. Allerdings war das Großprojekt dieser Bücherstadt ein Fehlschlag - und das trifft in mancher Hinsicht auch auf den Roman zu.

Selbst Libropolis wirkt kaum literarisch. Bücher spenden Magie - aber es hätten genauso gut Edelsteine sein können. Das "Spalten des Seitenherzens" ist einfach nur ein Vorgang zur Magie-Freisetzung. Die Exlibris hätten ebenso gut Menschen aus einem anderen Land sein können. Die Buchmagie steht nur selten im Zentrum: Öfter sind es normale Waffen, die töten - und auf den eher unschönen Umgang mit Büchern an sich wies ich ja bereits hin. Trotz des Namens schienen mir Bücher und Literatur eher in den Hintergrund zu rücken. Man könnte einwerfen: Dieser Roman erschien bei Fischer Jugendbuch - und Jugendliche die ganzen Werke nicht, auf denen Fforde und Moers aufbauen. Das mag sein - ändert aber das Ambiente nicht.

Auch die Figuren können dies nicht herausreißen. Sie bleiben blass. Am ehesten bleibt mir noch Pip im Gedächtnis, der sich in seiner Angst vor Clowns selbst als Clown schmückt. Aber das ist nur ein Randelement ohne Bezug zur Haupthandlung. Es ist mit den Figuren wie mit der Welt: Interessante Ansätze und Geheimnisse blitzen auf, werden jedoch nicht zu Ende geführt. Es fehlt Tiefe und das Gefühl, wirklich in einer Buch-Welt zu sein.

Weltbedrohung: Entschreibung durch Leere Bücher

Daran ändert auch die große Bedrohung für die ganze Welt nichts. Überhaupt spielt diese mehr für Furias Vater als für sie selbst eine Rolle: Ihr Vorfahr Siebenstern schuf einst die Leeren Bücher, welche die Entschreibung der Welt in Gang setzen könnten. Das würde alle Bücher und auch die Bibliomantik vernichten.

Das wirkt; das ist für Vielleser ein echtes Schreckensszenario - aber auch "nur" ein Weltuntergang, den es abzuwenden gilt. Und er spielt für Furias derzeitige Probleme kaum eine Rolle.

Ich las Die Seiten der Welt erst, als es den Folgeband bereits gab - dort rückt das Schicksal um die Rolle der Bibliomantik etwas stärker in den Fokus.

Am Ende dieses Buches blieb für mich leider wenig Gefühl von Buchmagie. Bücher tauchen in Die Seiten der Welt zwar andauernd auf, aber sie schlugen mich nicht in ihren Bann. Das Thema hat viel Potenzial - dies wurde hier aber nicht genutzt. Kai Meyer als Autor mag ich - aber statt zu diesem Roman werde ich eher wieder zur wunderbaren Merle-Trilogie greifen.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


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