Fiebertraum
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Der Mississippi 1857. Es ist die große Zeit der Raddampfer, die rauchend und stampfend den Fluss und seine zahlreichen Nebenarme bis hinunter nach New Orleans befahren, von dem kleinen, heruntergekommen Frachter bis zum luxuriösen schwimmenden Hotel. Die Kapitäne dieser Schiffe genießen hohes Ansehen und haben einen luxuriösen Lebensstil. Abner Marsh ist einer von ihnen. Er hat es weit gebracht, eine eigene Linie mit mehreren Schiffen. Just diesen Winter jedoch meint es das Glück schlecht mit ihm, bis auf eines werden alle Schiffe vom Packeis zerstört. Abner steht vor den Scherben seiner Existenz, als der geheimnisvolle Joshua York ihm anbietet, ein neues, luxuriöses Schiff zu bauen und dafür die Kosten zu übernehmen – wenn Abner es steuert und keine Fragen zu den seltsamen Verhaltensweisen seines Auftraggebers stellt. Nicht nur, dass dieser nur nachts herauskommt, er scheint auch auf einer äußerst merkwürdigen Mission zu sein und hat noch viel merkwürdigere, ebenso nachtaktive Freunde…
Wer bei dieser Einführung nicht sofort an Vampire denkt, muss irgendwie die letzten dreißig Jahre der Fantasy-Literatur verschlafen haben. George R. R. Martin ist hauptsächlich für seinen „Das Lied von Eis und Feuer“-Zyklus bekannt, aber er hat auch andere Geschichten geschrieben. Dieser Roman von 1989, den Heyne neu aufgelegt hat, ist eine davon. Martin begibt sich dabei in die Gefilde, die schon für Anne Rice so hervorragend funktioniert hat: die exotische Fremdartigkeit von New Orleans und mysteriöse Vampire. Der Autor mixt dieses Thema mit dem starken Sujet der Dampfschifffahrt auf dem Mississippi, wo er profunde Sachkenntnis einfließen lässt.
Natürlich kann niemand den Vorwurf eines Plagiats auf sich hängen lassen, weswegen Martins Vampire sich natürlich von der Rice’schen Vorlage deutlich unterscheiden. Aus Gründen des Spannungserhalts soll auf die Unterschiede hier nicht weiter eingegangen werden, aber sie sind definitiv vorhanden und die Spannung, welcher Art sie denn genau sind, wird von Martin einen Großteil der Geschichte auch aufrecht erhalten.
Generell gelingt es Martin gut, einen kontinuierlichen Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Zwar gibt es wenige wirklich große Überraschungen – dafür sind die Handlungen der Charaktere für den Leser zu durchschaubar - , aber da die Charaktere selbst lange nicht den Erfahrungs- und Vorsehungsrahmen des Lesers haben, bleibt die Geschichte interessant. Am Schreibstil kann man genauso wenig meckern, denn Martin versteht es hervorragend, die Personen, Orte und Schiffe äußerst plastisch wirken zu lassen. Manchmal vermeint man richtiggehend, den Kaffee riechen und den schlammigen Mississippi gluckern zu hören. Selbst ohne die Vampirgeschichte wäre allein der Dampfschifffahrtshintergrund Grund genug, das Buch zu lesen (bzw. zu schreiben).
Soweit ist „Fiebertraum“ ein handwerklich solides bis gutes Buch, das einen profund zu unterhalten weiß, jedoch ohne großartige Überraschungen aufwartet. Was es herausreißt ist der Twist, den Martin am Ende hin noch einzubauen versteht und der den Leser gänzlich unerwartet trifft. Die letzten 70, 80 Seiten des Buchs sind wirklich nicht mehr vorhersehbar und ziehen den Leser in Bann.
Für faire 12 Euro erhält man ein wundervoll aufgemachtes Buch (ein gelungenes Beispiel in der an grauenerregenden Fehlgriffen nicht armen Welt der deutschen Taschenbuchcover) mit starkem, für Lesespaß garantierenden Inhalt – nicht genial, nicht innovativ, aber sicherlich auch kein Mittelmaß. Wer also mit dem Setting etwas anfangen kann, sollte unbedingt zugreifen.
Nachtrag: Eine deutschsprachige Ausgabe dieses Romans mit dem Titel "Dead Man River" wurde 2005 von FanPro herausgegeben.
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Katahrinas Lesekarriere begann mit Wendy und Mickey Mouse. Über Märchenmond gelangte sie zur Fantasy. Diese entachte auch eine regelrechte Bücher-Sammelwut in allen Bereichen. Am liebsten blieb ihr jedoch die Fantasy - und Vampire.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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