Buch-Cover, Caroline Brinkmann: Die Clans von Tokito - Lotus und Tiger

Die Clans von Tokito - Lotus und Tiger

Serie: Die Clans von Tokito (#1)Genres: Dark Fantasy; Urban Fantasy
Verlag: dtv
Seiten: 384
Erschienen: 02/2021 (Original: 2021)
ISBN: 978-3-423-76319-6
Preis: 18,95 Euro (Hardcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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Kurz & Knapp

  • Gelungenes Japan-Feeling
  • Drei flotte Perspektiven
  • Begrenzter Raum für einzelne Figuren
  • Japan-Feeling durch Wortwahl gestört

In der Megastadt Tokito herrschen die Clans. Für sie zu arbeiten, bedeutet Sicherheit. Doch genau damit hat Erin es schwer und mal wieder ihre Anstellung beim Lotusclan verloren. Damit ist sie schutzlos - und das ist nur der Beginn ihrer Probleme: Sie wird verschleppt und kann sich nur durch den Pakt mit einem Dämon retten. Zwar besitzt sie nun übernatürliche Kraft, aber sie muss ihren Körper mit dem Dämon teilen. Zudem verschwindet plötzlich ihre beste Freundin Ryanne. Ist sie Opfer eines Mörders geworden, der gerade umgeht? Ryanne ist trotz dämonischer Proteste entschlossen, ihr zu helfen. Doch inzwischen hat sie auch die Aufmerksamkeit der Priester erregt - und die sind gegenüber Dämonen keineswegs hilfsbereit.

Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.

Mit Lotus und Tiger präsentiert Caroline Brinkmann einen flotten Auftakt zu ihrer Clans von Tokito-Reihe. Trotz der Spaltung in drei Hauptperspektiven gelingt ihr eine gewisse Entwicklung der Figuren, wobei vieles bei dem dadurch erreichten hohen Tempo nur angedeutet wird. Als störend empfand ich hingegen manche Wortwahl, die nicht richtig in ein ansonsten stimmiges, japanisches Setting passt.

Drei Perspektiven

Beim Titel Lotus und Tiger könnte man zwei Perspektive erwarten, tatsächlich sind es sogar drei Hauptperspektiven: Die starrköpfige Erin ist bei ihrer letzten Anstellung im Lotus-Clan rausgeflogen. Dadurch ist sie nicht nur arbeitslos, sondern auch clanlos - und schutzlos - wobei es mehr als genug Gefahren gibt. Besser haben es Ryanne die im Lotus-Clan zu einem "Schmetterling" ausgebildet wird, einer Art Geisha. Dritte Hauptperspektive gibt der Priester Kiran.

Die Perspektiven wechseln jeweils mit Kapiteln und sind mit einem gleichbleibenden Motto versehen. Diese Wechsel bringen dem Roman Tempo, nehmen den Figuren aber auch Raum zur Entfaltung. Dabei gelingt es der Autorin trotzdem, einen gewissen Wandel in ihnen abzubilden. Andererseits wäre durchaus Raum für mehr gewesen. Die Themen sind dabei einigermaßen bekannt, bei der Zielgruppe "ab 14" kann man dies aber kaum kritisieren - zumal das Tempo auch kaum darüber nachdenken lässt.

Persönlich interessant fand ich vor allem den Dämon, mit dem Erin sich einlässt. Typisch für diese Wesen ist blutrünstig - aber zugleich auch seltsam und mit durchaus entscheidender Rolle im Finale. Nicht alle bösen Mächte scheinen gleich zu sein und dieser scheint zudem weiteren Einschränkungen zu unterliegen. Hier erhoffe ich mir mehr Interessantes für die Zukunft als nur ein geistiges Armdrücken zwischen ihm und Erin.

Als Kritik bleibt in Sachen Figuren: Ihre Handlungen sind kaum mehr als angebrochen, drei Auftakte. Für einige Nebenfiguren gilt das noch mehr. Fast hätte man aus jeder Figur einen einzelnen Roman machen können. Klar: Die weitere Handlung gibt es im zweiten Teil.

Brutale Stadt: Ohne Clan bist du nichts

So weit zur Struktur. Was aber ist mit der Stimmung? Die Welt von Tokito ist düster, brutal. Hast du Arbeit, gehörst du zu einem Clan. Bist du arbeitslos, bist du auch clanlos und damit schutzlos. Und genau hier hat Erin ihr Problem, denn sie legt sich früher oder später mit jedem an und wird ohne Clan zur idealen Beute von skrupellosen Menschen, die sich einfach ein Opfer von der Straße greifen. Wer schert sich schon um Clanlose?

Das Aufwachsen Erins in einem Waisenhaus mag dabei nicht so recht in diese Welt passen. Ihr Charakter durchaus - aber ein Waisenhaus wirkt wie Fremdwerk. Ich kann es mir in dieser brutalen Megastadt nicht wirklich vorstellen. Sich um elternlose Kinder zu kümmern und gleichzeitig Menschen von der Straße zu verschleppen, ist schizophren - aber nicht unglaubwürdig. Auch die Präsenz von Schreinen und Priestern kann man so beschreiben.

Für mich auffällig und geradezu ironisch, wenngleich nicht direkt thematisiert: Für das Böse scheinen die Menschen gar keine Dämonen zu brauchen; sie schaffen selbst mehr als genug Übel.

Japan-Feeling: Leicht gestört

Einen wesentlichen Reiz machte für das japanische Setting aus, das das Buch versprach. Generell ist dies gut getroffen, zwischen Geishas und Clans, mit einer urbanen Megastadt-Kulisse und leichtem Science-Fiction-Hauch. Statt Tokito las ich oft Tokio - und wie eine solche Riesenstadt wirkt Tokito auch.

Aber dann: Immer wieder schreibt die Autorin von Spirits. Spirits - nicht Geister; letzteres rutscht ihr nur einmal durch. Warum denn bitte ein englisches Wort? Es ist ja nicht so, als ob Geister im Deutschen nicht funktionieren würde. Und japanische Kami wären auch nicht so unbekannt, dass man sie nicht verwenden darf. (Zumal: eine ganz besondere Art dieser Geister spielt noch eine Rolle.) Soll das modern wirken? Mich stört es nur. Ebenso wirkt ein plötzlich auftauchendes Castle Vitae fehl am Platz. Diese Begriffe passen nicht in eine japanisch geprägte Welt.

Oder sind das Übersetzungsfehler? Bei einer deutschen Autorin eigentlich auszuschließen. Auch die Namen der drei Hauptfiguren (Erin Rider, Kiran Seaborn, Ryanne Cimon) könnte man hier anführen. Da aber fast nur die Vornamen benutzt werden, macht mir dies bei ihnen weniger aus als im restlichen Text. Aber über englische Begriffe habe ich mich immer wieder geärgert - sie werfen mich schlicht aus der Handlung.

Passende Mystik und Tradition

Trotzdem bleibt insgesamt ein Japan-Feeling in modernem, urbanen Gewand. Hinter dem modernen Megapolis-Feeling wird sich auf Traditionen berufen, die jedoch nur manchmal durchscheinen und den Mächtigen als Rechtfertigung dienen. Tradition scheint vor allem im Hintergrund mächtig zu sein; Priester und Überfälle im Ninja-Stil passen einfach.

An der Welt finde ich einiges interessant, das nur kurz angerissen wird: Über Methanwale oder das Umland von Tokito erfährt man kaum etwas. Ich selbst ergänzte das Umfeld halb unbewusst zu den realen japanischen Inseln. Ein Grund für die geringe Ausgestaltung liegt in den drei Perspektiven, die viel Raum einnehmen und sehr handlungslastig sind. Auch die Zukunft der Figuren bleibt offen - und die könnte interessant sein.

Mit dem Auftakt der Clans von Tokito hat mich Caroline Brinkmann gefesselt. Das Buch liest sich flott weg und hat ein klares Japan-Feeling. Auf der Negativseite steht für mich die unnötige Verwendung nicht zu Japan passender englischer Ausdrücke. Weiterlesen werde ich - und hoffe, dass gerade der Dämon sich nicht in allzu absehbare Richtungen entwickelt, sondern noch die ein oder andere Besonderheit offenbart.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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