Buch-Cover, Victoria Aveyard: Das Reich der Asche

Das Reich der Asche

Originaltitel: Realm Breaker [AME]
Serie: Realmbreaker (#1)
Übersetzer: Michaela Link
Genre: Fantasy
Verlag: Penhaligon
Seiten: 608
Erschienen: 08/2021 (Original: 2021)
ISBN: 978-3-7645-3270-3
Preis: 20,00 Euro (Hardcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 6/10 Punkte, Kann-Lektüre

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Kurz & Knapp

  • Ungewöhnliche Helden
  • Helden unausgearbeitet, Motivation unklar
  • Welt bleibt unklar und verwirrend

Corayne wünscht sich nichts mehr, als mit ihrer Mutter zur See zu fahren, statt an Land die Reisen zu planen. Doch ihre Mutter lehnt ab. Ohne Wenn und Aber. Als ein Unsterblicher und eine Assassine sie aufsuchen, stimmt Corayne daher zu, sie zu begleiten. Ihr Cor-Blut sei es, das sie in die Fremde zieht, wie zuvor ihren Vater - den sie nie kannte und der nun tot ist, ermordet von seinem Bruder, der Tore in andere Welten aufreißt. Und genau deshalb wird Corayne gebraucht: Ihr Cor-Blut kann diese Tore wieder schließen. Denn ihr Onkel hat zerstörerische Pläne und öffnet die Tore für den Herrn einer zerstörten Welt. Bald scharrt sich eine Gruppe ungewöhnlicher Helden um Corayne - und Weltrettung scheint nicht immer ihr vorrangiger Antrieb.

Das Buch erhält 6- von 10 Punkten.

Victoria Aveyard präsentiert im ersten Realmbreaker-Roman eine sehr ungewöhnliche Heldengruppe. Genau das wird aber zusammen mit der Welt zur Achillesferse: Es bleibt unklar, warum diese Figuren dabei sind; und die Welt wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

Klassische Weltbedrohung

Der Prolog wirft den Leser direkt in ein Gefecht. In diesem wird schnell klar: Es geht hier nicht um einen einfachen Konflikt von Nationen, sondern um das Schicksal der ganzen Welt, die klassische Weltbedrohung. Daran ist nichts Schlimmes, denn die Weltbedrohung und Weltrettung ist für Fantasy ein Standard. Das mag man zwar ausgelutscht finden, aber das ist letztlich auch der Mord in einem Krimi.

Eher enttäuschend fand ich, dass die Positionen von Beginn an ziemlich klar sind: Das weltvernichtende Böse wird schon im Prolog eindeutig als solches dargestellt. Es gibt einen Streiter für diese böse Macht und recht klassische Monster unter dessen Kontrolle. Später ergreifen auch andere klar Partei; Zweifel über Loyalitäten gibt es fast nie oder nur kurz.

Im Weiteren bleibt die zerstörerische Macht allerdings sehr unklar. Genau das ist wie der Rest der Welt eines meiner Hauptprobleme mit diesem Roman; aber dazu später mehr.

Distanzierte "Helden"-Gruppe

Dem Bösen und der Bedrohung gegenüber stehen klassischerweise ein oder mehrere Helden. Mit Helden ist hier aber schon das erste falsche Wort gefallen. Denn eine Auserwählte gibt es. Heldenhaft passt jedoch zu der gesamten Protagonisten-Gruppe nicht so recht. Diese setzt sich letztlich aus zunächst ungewöhnlich scheinenden, letztlich aber doch typischen Figuren zusammen:

  • ein "Unsterblicher" oder Vedera, ein übermenschlicher Superkrieger;
  • eine verbannte Assassine, die die Auserwählte finden soll;
  • eben jene Auserwählte mit dem Blut des alten Cor.

Erstgenannter fällt am ehesten in die Rolle eines klassischen Paladins (und damit Helden) ohne Gottesunterstützung, zweitgenannte wäre eine klassische Antiheldin. Jene ist Tochter einer Piratin, wurde jedoch nie auf eine Reise mitgenommen. (Und nebenbei: Das, was im Werbetext steht, kann ich hier nur sehr bedingt wiederfinden.) Stattdessen organisierte sie Reisen, Handel und Verkauf - sehnte sich durch ihr Blut aber stets nach Abenteuer, auf das ihre Mutter sie nie mitnahm. Ihnen gesellen sich schließlich drei weitere hinzu:

Dabei ist nicht der Unsterbliche aktiv, der die Mission ins Rollen brachte. Oder die Auserwählte selbst. Vielmehr wirkt die Assassine als treibende Kraft, die eigentlich nur gegen Bezahlung angeheuert wurde - und nicht für die Weltrettung. Sie sorgt auch für die weiteren Verbündeten und Passage in neue Gebiete. Ihre Vorgeschichte wird dabei nur angedeutet, aber wenig konkret.

Das kann man auch generell sagen: Aus den Figuren wird wenig gemacht, sie bleiben ungreifbar. Ich frage mich auch, wozu es einige überhaupt gibt. Die Kopfgeldjägerin gibt immerhin zusätzliche Kampfkraft, aber ein Fälscher ...? Ja sicher, er kann notwendige Dokumente fälschen. Aber dazu schleppt man ihn doch nicht auf eine Reise, für die er gänzlich ungeeignet ist?! Die Hexe hatte ich zunächst sogar vergessen und fügte sie später in die Liste ein ...

Ungewöhnliche Truppen haben ihren Reiz. Diese sorgte bei mir mehr für Stirnrunzeln. Denn aus den Hintergründen der Figuren wurde nichts gemacht; sie bleiben in Standards ausdrückbar und der Rest bleibt sehr ungreifbar und unnahbar.

Undurchschaubare Welt

Das lässt sich auf die Welt insgesamt übertragen. Ich fühle mich in eine Welt geworfen, die ich nicht verstehe. Das wäre akzeptabel, wenn dies nur zu Beginn so ist und sich nach und nach mehr von der Welt enthüllt. Aber das passiert nicht. Das Spindel-Setup finde ich interessant. Aber es ist zugleich das erste, das ich mir nicht wirklich vorstellen kann: Wie genau ist eine Spindel ein Tor in eine andere Welt?

Und was ist die Welt Allwacht dann? Eine Kreuzung zwischen Welten? Oder die Kreuzung zwischen allen Welten? Und warum ist es eine Wacht, die auch die Wacht genannt wird? Der Name impliziert einen gewissen Status, woher dieser kommt, erfährt man aber nicht.

Auch die Unsterblichen bzw. Vedera kann man anführen: Sie stammen aus einer anderen Welt, Glorian. Warum sind sie in Allwacht, wenn sie sich doch nach dieser Welt sehnen? Letztlich gibt es keinerlei Bezug zu dieser Welt, außer dass der Name eine paradiesartige Vergangenheit nahelegt.

Das meiste (und das ist nicht viel) erfährt man noch direkt am Anfang. Für mich blieben sehr viele Fragezeichen, zumal aus allen anderen Welten nur Monster und Bedrohungen zu kommen scheinen. Oft sind diese sehr konkret, nimmt man einmal die große Bedrohung durch das Lauernde aus, das genauso vage ist, wie es klingt. Vielleicht sind es einfach zu viele einzelne Teile. Auch in der Welt Allwacht selbst: Königin Erida von Galland bringt hier noch die politische Dimension ins Spiel. Dabei scheint sie zunächst gegen Romanmitte einen interessanten Twist zu liefern ... und ist dann halt einfach in einem parallelen Handlungsstrang rund um Eroberungen.

Ist dieser Roman Teil eines größeren Ganzen, den ich schon kennen müsste? Falls ja: Auch dazu habe ich nichts gefunden.

Standards und Irritationen

Letztlich liest sich der Roman an sich relativ flüssig. Dennoch gibt es nie maximale Spannung. Vieles bleibt flach und ist ziemlicher Standard; einiges plätschert dahin: Armeen bewegen sich, es gibt Konflikte und diese sind abgehakt, weiter zum nächsten. Ein Zusammentreffen der Heldengruppe und des Bösen bleibt letztlich aus - der Konflikt wird auf Distanz geführt. Dieser zentrale Konflikt ist letztlich ein recht deutliches Gut gegen Böse. Das Ende der Welt zu verhindern ist ein Fantasy-Standard, aber das finde ich ok.

Die (nicht wirklich rein gute) Heldengruppe könnte sein, was den Roman von anderen abhebt. Aber wie geschildert wirkte sie auf mich eher irritierend als neu und begeisternd. Zusammen mit der Welt kamen mir immer wieder die gleichen Fragen: Was soll diese seltsame Gruppe? Was habe ich übersehen um diese Welt zu verstehen? Darüber zu grübeln, nimmt letztlich auch etwas an Spannung und Lesefluss. Natürlich kann man anführen, dass dies der Auftakt einer Reihe ist und das nächste Buch wohl direkteres Aufeinandertreffen bietet und vielleicht auch etwas mehr über Welt und Figuren.

Punktuell irritierten mich auch einige Übersetzungen: Das Lauernde (als großes Böses) wirkt zunächst ungewöhnlich, aber damit konnte ich mich zunehmend anfreunden, denn gerade dadurch, dass es abstrakt und ungreifbar ist, wirkt es bedrohlich. Entzweit als Name für eine Welt finde ich immer noch komisch. Das mag am Deutschen liegen (in dem sicher auch niemand "Siegel" als Namen einer Figur gewählt hätte); im Englischen wirken Namen auf mich oft anders.

Letztlich frage ich mich: Was soll dieser Roman jenseits der Weltrettung? Ich werde den nächsten Teil lesen. Aber von Victoria Aveyards erstem Realmbreaker-Teil bleibt mir wenig als markant und erinnerungswürdig zurück. Vielmehr hinterließ er viele Fragen zu Motivationen und Hintergründen, die jedoch versagten, echte Neugier zu wecken.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


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