Buch-Cover, Victoria Aveyard: Das Reich der Klingen

Das Reich der Klingen

Originaltitel: Blade Breaker [AME]
Serie: Realmbreaker (#2)
Übersetzer: Michaela Link
Genre: Fantasy
Verlag: Penhaligon
Seiten: 624
Erschienen: 08/2022 (Original: 2022)
ISBN: 978-3-7645-3274-1
Preis: 20,00 Euro (Hardcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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Kurz & Knapp

  • Figuren bleiben weiter blass
  • Komplexe Welt bleibt teils unklar
  • Zu viele Episode, Perspektiven, Figuren

Corayne hat es geschafft: Eine Spindel ist geschlossen. Allerdings ist damit wenig gewonnen: Ihr Onkel führt ein Heer auf einen Eroberungsfeldzug. Außerdem reißt er unter dem Einfluss des Lauernden weitere Spindeln auf, die Monster auf Allwacht ausspeien. Die kleine Gruppe um Corayne kann dem unmöglich allein begegnen. Doch wer ist Verbündeter und wer hat sich auf die Seite des Feindes geschlagen - ganz offen oder geheim?

Das Buch erhält 7+ von 10 Punkten.

Das Reich der Klingen hat wenig überraschend ähnliche Probleme wie der Vorgänger: In der Welt scheint mehr zu stecken, aber immer wieder hatte ich das Gefühl, etwas nicht mitbekommen zu haben. Die Figuren sind unüblich, bleiben aber ungreifbar und blass. Es wird einerseits vieles angeschnitten - aber wenig richtig ausgestaltet.

Ungleiches Tempo

Der zweite Teil der Realmbreaker-Reihe setzt direkt am Ende des ersten an. Dabei wird zunächst viel Reisezeit übersprungen. Trotzdem zieht es sich häufig. Will man sich in langen Reisebeschreibungen ergehen oder in dem, was wirklich wichtig ist? In diesem Roman gelang keines von beiden, denn auch ein Gefühl für die vergangene Zeit kam nicht recht auf.

Zudem: Auch die "wichtigen" Ereignisse sind nicht wirklich besonders, bringen die Handlung oft nicht voran. Schaut man vom Ende zurück, ist nicht viel passiert. Über weite Teile schweben zudem viele Handlungsstränge im Nirgendwo. Diese werden am Ende zusammengeführt - im Vergleich zum vorherigen Tempo beinahe hektisch.

Dabei hat Victoria Aveyard einen angenehmen Schreibstil und mit gefällt die düstere Stimmung. Die Handlung verliert mich vielmehr durch Fragen, die ich mir immer wieder stelle (auch schon im ersten Teil). Denn vieles bleibt offen. Die Erzählung setzt keinen Fokus auf eine Sache und verfolgt diese; stattdessen gibt es verschiedene Perspektiven, einige Charaktere und Episoden, die nicht relevant scheinen. Insgesamt werden zu viele Dinge begonnen, ohne sie konzentriert weiterzuführen.

Zu wenig Charakter

Die Charaktere sind ungewöhnlich. Sie könnten dadurch interessant sein - sind es aber nicht. Sie entwickeln sich kaum und bleiben blass. Hier und da gibt es Andeutungen und kleine Einblicke, zum Beispiel über Priester Charlie. Ich hätte gerne mehr erfahren - aber weiter geht es nicht. Insbesondere die theoretische Hauptfigur/Heldin Corayne bleibt blass. Aber auch der Unsterbliche Dom oder der Knappe Andry entwickelten für mich wenig Persönlichkeit oder Alleinstellungsmerkmale. Auch weitere Figuren könnte ich hier aufzählen.

Erneut ist es die Assassine Sorasa, die am meisten Hintergrund erhält - und mir eher wie die Hauptfigur vorkam. Mit ihrem Waffengeschick spielt sie selbst den Krieger Dom an die Wand, der sich insgesamt sehr unbeholfen zeigt. Gerade das ist aber vielleicht ein wenig zu viel, denn letztlich ist sie einfach diejenige, die alle Feinde tötet. Nichts von allem war genug, mir die Figuren irgendwie einzubrennen. Sie bleiben blass - trotz einiger Ansätze wie Doms und Andrys Schuld der Überlebenden, die immer nur kurzzeitig auftauchen.

Für Nebencharaktere gilt Ähnliches, aber (naturgemäß) haben sie noch weniger Raum zur Entfaltung als Hauptfiguren. Dabei helfen die wechselnden Perspektiven nicht. Unabhängig von diesen für mich besonders schade: Das Lauernde ist nun der Lauernde geworden. Damit haben wir nun eine "Person" als Verkörperung des Bösen hinter allem. Das Abstraktum im Vorgänger fand ich unheimlicher und bedrohlicher.

Zu viele Perspektiven?

Einige Probleme entstehen oder verstärken sich dadurch, dass Victoria Aveyard gleich fünf Perspektiven einbringt. Dabei beschränkt sie sich nicht auf die "Helden", sondern zeigt auch durchaus Sicht und Gedanken ihrer Gegenspieler: Zweifel bei Königin Erida, ihr langsamer Verlust an Rückhalt in den eigenen Reihen. Das gefällt mir; Erida wird ein wenig greifbarer und ist nicht mehr nur machthungrig und böse. Aber es ist eben nur ein wenig und hat erneut nicht genug Platz, sich wirklich zu entwickeln.

Man darf auch durchaus fragen, ob alle Perspektiven notwendig wären: wozu Ridhas Abenteuer? Ja sicher, sie ist auch mit dem großen Problem beschäftigt, aber losgelöst von allen anderen.

Oft nutzen Autoren Perspektivwechsel gezielt um die Spannung durch kleine Cliffhanger zu steigern. Das passiert hier aber nicht. Das Tempo bleibt eher gleich, nimmt manchmal sogar - es geht einfach nur an anderer Stelle weiter. Und dieses Thema habe ich schon zuvor angeschlagen: Es ist eine andere Stelle; von diesen gibt es zu viele.

Alte Probleme: Komplexe aber unklare Welt

Ein altes Problem bleibt dabei: Die Welt bleibt mir unklar. Sie wird zwar durch mehrere Perspektiven, Zeitsprünge und einigen Informationsfetzen weiter ausgestaltet; aber ich behielt stets das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Ein Beispiel: Aus den Spindeln kommen immer nur Monster, nichts anderes; ich frage mich, warum. Und was sie wollen, was sie tun.

Das langsame Entdecken und Verstehen einer Welt mit ihren Zusammenhängen kann enorm viel Spaß machen. Bei dieser Reihe bleibt dies aus. Einige Aspekte von Allwacht finde ich interessant - doch zu schnell wechselt die Handlung zu etwas ganz anderem und zu gar nichts so richtig. Ich verstehe immer noch nicht, was Allwacht besonders macht und was genau die Spindeln eigentlich sind. Ist Allwacht überhaupt besonders? Das ist für mich keine gute Unwissenheit.

Am Ende des zweiten Teils werden einige Figuren immerhin zusammengeführt, vielleicht etwas zu schnell als nach einer bis dahin eher gezogenen Handlung gut ist. Die erste größere direkte Konfrontation zwischen den zwei Hauptseiten ist nicht überraschend und könnte eine Veränderung in Tempo und konkreten Entwicklungen andeuten.

Letztlich spielt der Roman die möglichen Stärken von Figuren und Welt für mich aber nicht aus: Es gibt zu viel Unklarheit auf mehreren Ebenen. Ich habe es dementsprechend weiter schwer, Realmbreaker einem klaren Lesetyp zu empfehlen. Und eine freudige Erwartung auf Teil drei bleibt bei mir aus.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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