Der König der Narren
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Das Nichts greift um sich und hat schließlich auch Siridom, die Heimat der berühmten Weberinnen, erreicht: Eine Handelskarawane kehrt ohne Eskorte zurück, lediglich die Zugtiere und einige Körbe sind übrig. In jenen Körben findet die junge Res, die zusammen mit ihrem Freund die Karawane entdeckt, zudem eine Katze, die mehr zu wissen scheint. Telepathisch drängt sie Res, fortzugehen, weg vom nichts - natürlich will sie mitgenommen werden.
Gegen das Fortziehen hätte Res keine Einwände. Ihre Mutter jedoch will, dass sie eine Weberin von Siridom wird, ganz im Gegensatz zu Res, welche doch Res die Welt sehen will und nicht einfach nur ungesehenes in Teppiche weben. Daran ändert auch spezieller Einzelunterricht nichts. Statt dessen stößt Res auf ein Geheimnis, verborgen in einem uralten Teppich: Es gab schon einmal eine Bedrohung durch das Nichts - und Rettung. Ein Verlorener Kaiser soll das Nichts damals zurückgeschlagen haben.
Der Rat der Händlergilde, der sich des Problems annahm, gibt freilich wenig auf ein junges Mädchen und wirft sie mehr oder weniger hinaus. Um so bitterer ist die spätere Feststellung, dass die Handelsgilde Siridom schon auf- und dem nichts Preis gegeben hat.
Trotz ihrem Widerwillen bleibt den Weberinnen - und insbesondere Res' Mutter - nichts anderes übrig, als sie fortzuschicken, um im Elfenbeinturm nach Rat zu fragen oder den Verlorenen Kaiser zu finden. Eine Reise, die nicht nur durch das Nichts gefährlich ist...
Das Buch erhält 9 von 10 Punkten
Als das Nichts kam, wurden Gesandte aus allen Teilen Phantásiens zur Kindlichen Kaiserin im Elfenbeinturm geschickt. Daran wird sich jeder erinnern. Eine dieser Gesandten ist Res - wenngleich die Bezeichnung "Gesandte" weniger zutrifft. Da über die Gesandten in der "Unendlichen Geschichte" wenig gesagt wird, bleiben die Abenteuer Res' also ein völlig neues Kapitel Phantásiens (und Kapitel ist im wörtlichen Sinne gemeint, denn man erinnere sich: Der Alte vom Berge schreibt alles auf, was geschieht, und alles was er aufschreibt geschieht). In jedem Fall ist Res' Geschichte düsterer als jene, die Bastian erlebt.
Auf ihrem Weg durch Phantásien erlebt Res einige Abenteuer: Sandmonster, Menschen die rückwärts altern, Vogelwesen, eine in der Zeit verschwundene Stadt und vieles mehr. Die Phantásität ist klar zu erkennen, man spürt das phantastische Land. Im Gegensatz zu "Die geheime Bibliothek" findet man jedoch definitiv keinen Stil a la Ende vor - was auch nicht negativ ist.
Die Charaktere sind exzellent gezeichnet. So gerät Res an fast jedem Ort mit den Einwohnern aneinander, die für sich genommen relativ eindimensional sind, aber eben ausgeprägt eindimensional. Res selbst hingegen ist deutlich entzwei gerissen: Sie will eigentlich niemandem schaden und ihre Mission erfüllen. Allerdings wird sie oft nicht verstanden und muss zu Mitteln greifen, die sie selbst nicht gerne wählt.
Mein absoluter Lieblingscharakter ist jedoch die Katze, ich gehe sogar so weit, sie als meinen bisherigen Lieblingscharakter dieses (Lese-) Jahres zu bezeichnen. Sie ist einfach nur genial getroffen; immer auf sich selbst bedacht, die Leute dorthin stoßend, wo es ihr Vorteil bringt usw. Typisch Katze eben.
Viele Ereignisse werfen ihren Schatten voraus. So rettet Res unter anderem einen verrückten Alten - spätestens, wenn das Wort "Narr" in seinem Zusammenhang fällt, erinnert man sich an den Buchtitel (der wirklich passend ist) und erkennt, dass er in irgend einem Zusammenhang mit Res' Mission steht. In Phantásien gibt es nunmal keinen Zufall. Nicht wirklich zumindest.
Ähnliche Andeutungen finden sich verstreut, so etwa über die Herkunft der Katze. Diese kann ein Phantasienkundiger gut erspähen, doch sie sind keinesfalls aufdringlich und sofort offenbarend, oder anders gesagt: die Andeutungen nehmen keine Spannung. Sie springen nicht mir roter Tinte ins Auge und schreien "Hier, lies die Lösung!" sondern sind zwischen den Zeilen, wie etwa eine Charakterbeschreibung ohne altbekannten Spiegel-Faux Pas.
Bleibt am Ende zu bemerken: "Der König der Narren" ist KEINE Geschichte im Stil der "Unendlichen Geschichte". Es ist eine Geschichte IN der Unendlichen Geschichte; eine gute Geschichte, die sehr gut in den phantásischen Kontext hineinpasst und nicht gezwängt wirkt. Wie schon im ersten Band der Reihe eine Empfehlung! Hier insbesondere für Phantastikliebhaber die schwache Helden mit Dunkler Seite, ohne allmächtige Magie und Wunderwaffe bevorzugen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- Sie kommen, sie gehen, sie retten und sehen, am Ende jedoch muss man sie vertreiben, wenn sie zu lang in Glanz und Ruhm bleiben[...]
- Oh, das ist kein Sand[...] das ist Asche, von ein paar Narren, die unbedingt tagsüber versuchen mussten, die Glasberge zu durchqueren.
Diese Rezension bewerteten 6 positiv und 3 negativ. (14409 Leser bisher.)
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Lesermeinungen:
Name: Gast | Bewertung: (8) | Datum: 11.07.2005 09:47:50 |
Ein schönes Buch, gut durchdacht, aber es macht mich traurig das Res am Ende doch nicht viel erreicht hat. Die mir zu vielen traurigen Handlungen, machen mich auch einfach traurig. Ich hatte es mal eine Weile sogar gehasst, es ist als hätte sie am Ende doch nichts geschafft. Aber ein doch schönes Buch. | ||