Buch-Cover, Marcel René Klapschus: Der Rote Ozean

Der Rote Ozean

Genre: Phantastik
Verlag: Periplaneta
Seiten: 222
Erschienen: 01/2011 (Original: 2011)
ISBN: 978-3-940767-63-9
Preis: 13,00 Euro (Softcover)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

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Wertung: 4/5 Grimoires; 8.3/10 Punkte, Gut bis sehr gut

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2027. Auf einem Marktplatz in Jerusalem erscheint ein weißer Riese und sagt, der allmächtige Schöpfer sende ihn. Viel weiter kommt er nicht, bevor er und die Menschen auf dem Markt von einer Bombe zerrissen werden. Was Brian Mallouf, Halb-Libanese und US-Bürger, an diesem Tag bezeugt ist jedoch nur der Anfang: ein Glaubenskrieg bricht aus. Brian und die Muslima Khayra überleben als einzige ihrer Familien wie durch ein Wunder eine Atombombe, werden jedoch bald darauf getrennt. Brian wird Soldat der United Christian Federation; von Khalya erhält er nur Briefe.

Doch inmitten dieses alles vernichtenden Kriegs steht die Menschheit vor viel größeren Problemen: Die Ozeane sind zu Blut geworden und steigen unaufhörlich. Derdekea, der Engel der Hoffnung, erklärt Brian das er der letzte Zeuge des Erschienen ist – und damit der letzte, der die Welt erlösen kann. In seiner Odyssee nach Rache und Glauben trifft Brian erneut auf Khayra. Kann der Riss überbrückt werden, der die zwei Religionen trennt?

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.

"Der rote Ozean" von Marcel René Klapschus ist eine bedrückende Dystopie, mit starken realistischen Anklängen. Die Fantasy-Elemente sind dabei vergleichsweise gering, das Setting ist die allzu nahe Zukunft. Den eigenen Anspruch klärt der Autor im Nachwort: Er wolle keine Antworten geben sondern Fragen, die zum Nachdenken anregen - im Gegensatz zur typisch deutschen Fantasy, die so etwas gar nicht kenne und stets schwarz-weiß male.

Genre: Thriller, Fantasy, Phantastik, Dystopie

Die Gattung dieses Romans ist schwer zu bestimmen. Vorherrschend ist eine Dystopie: die Dinge werden nicht besser, nur schlechter, und das Geschehen kann mit gutem Gewissen als Apokalyptisch bezeichnet werden. Elemente eines Thrillers treten durch den zentralen Protagonisten Brian hinzu. "Held" wäre hier das falsche Wort, auch wenn der Protagonist als "Erlöser" fungieren soll.

"Phantastik" wäre eine Möglichkeit als Gattungsbestimmung, denn phantastische Elemente gibt es; "Fantasy" hat das gleiche Problem. Abgesehen von Blutregen, blutigen Ozeanen, dem Riesen und Engeln ist die Handlung jedoch sehr "real", von modernen Waffensystemen über Konstruktionen und Hintergrund der Welt, durchaus auch zeitgenössisch, trotz der Ansiedlung im Jahr 2027.

Reale Religionen

Direkten Hintergrund des Romans bilden die Auseinandersetzungen zwischen Christentum und Islam weltweit und insbesondere im nahen Osten. Der gegenseitige Hass mündet schließlich, ausgelöst durch ein Selbstmordattentat, in einen weltweiten Krieg der Religionen, geführt mit modernsten Waffen. Der Autor gibt hier keiner Seite Recht. Beide nehmen dieses für sich in Anspruch aber trotz aufgrund des Protagonisten eher westlicher Sicht werden keine Unterschiede gemacht: Zerstörung, Mord und Hass auf "den Anderen" sind auf beiden Seiten gleich. Einen Sieger gibt es nicht, nur Verlierer und Tote. Schaut man in den Nahen Osten sieht man einen solchen Krieg bereits in "kleinem" Format. Neben Christentum und Islam werden andere Religionen im Roman nahezu ignoriert oder als Kollateralschaden ausgelöscht.

Biblische Fantasy-Elemente

Marcel Klapschus hat diesem Religionskrieg einige Fantasy-Elemente hinzuzufügen. Allen voran ist hier der Titel gebende "Rote Ozean" zu nennen, aber es gibt weitere Anklänge: Nachdem ein Riese erscheint und stirbt, fällt sein Blut in einen Kelch, der zumindest an den Heiligen Gral erinnert, und alle Flüsse und Ozeane werden zu Blut, der Meeresspiegel steigt. Dies ist allerdings keine moderne Realisation der Bibel; die Motive kommen dort vor, sind aber verändert in den Roman eingebracht: In der Johannesoffenbarung wird nur der dritte Teil der Meere zu Blut und vor allem versprach Gott zuvor keine weitere Sintflut. Die einzelnen Motive erinnern somit lediglich auf phantastische Weise an biblische Bücher. Zu diesen hinzu kommen noch Todesengel und Derdekea, die als "Engel der Hoffnung" versucht, den letzten Erlöser Brian zu leiten.

Ebenfalls unter Fantasy zählen könnte man ein nachträgliches Zurechtrücken: Die Ozeane steigen auf wissenschaftlich unerklärliche Weise. In der Tat: ich fand es doch seltsam, dass manch niedrig gelegener Ort nach einigen höher gelegenen noch existierte… "It’s magic! A wizard did it!" – das erklärt natürlich alles und nichts, ist unschön und steht dem Anspruch des Autors selbst entgegen, zumal es viel zu spät in einem Nebensatz geäußert wird. Eine wundersame (Nicht-)Erklärung genügt vielleicht für Brians Überleben inmitten einer Atomexplosion – aber warum soll das Wasser einen kurzen Fußmarsch entfernt dann plötzlich nicht verstrahlt sein? Achso, das war eine Atombombe - auch das erfährt man erst später und nur weil andere Figuren dies als definitive Aussage tätigen. Fragen lässt dies in der Tat über längere Zeit offen. Aber das sind keine Fragen zu denen ich Antworten suche sondern eher Seltsamkeiten oder Fehler, die beim Lesen irritieren.

Offene Fragen und das Nachwort

In seinem Nachwort gibt der Autor an, Fragen bewusst offen lassen zu wollen, unter anderem, ob es einen Gott gibt. Offene Fragen gibt es in der Tat, wenn man sie sucht – eine recht eindeutige Schöpferfigur aber auch sowie ein neues Eden und neue Archen. Viel eher müsste es heißen: der Roman bietet keine Lösungen - die Charaktere reagieren nur noch in festgefahrenen Antworts-Meachanismen: Auf den Angriff folgt der Gegenangriff - eine Gewalts-Spirale. Implizit bietet der Roman Denkanstöße.

Dieses Nachwort ist aber auch anderweitig ein wenig seltsam und ich denke der Autor hat sich damit keinen Gefallen getan: Er kritisiert Fantasy in Deutschland als immer schwarz-weiß, mit nur "belanglosen Romanzen", "beißwütigen Vampiren" und "allerhand anderes seltsames Getier“ – "diese idealen Märchenwelten mit ihren heroisch-stereotypen Charakteren haben mit unserem Alltag nichts zu tun" (221). Ich persönlich habe mich über diese undifferenzierten Aussagen geärgert – und das braucht ein Leser am Ende eines Romans nun wirklich nicht. Sicher, es gibt diese Schema-Fantasy; aber es gibt auch andere. Fragen muss man dann auch, wenn Fantasy so schrecklich ist, weshalb der Autor Fantasy-Elemente überhaupt einbringt? Ach, und wie viel hat dieser Roman denn jetzt ganz konkret mit meinem täglichen Leben zu tun? Vom fernöstlichen Erzählstil, den der Roman angeblich hat, habe ich hingegen wenig gemerkt. Bleibt festzuhalten: Ein Autor hat über seinen Roman nicht mehr Deutungshoheit als jede beliebige andere Person – und Weiteres zum Stand der Fantasy gehört an andere Stelle und dieses Nachwort wird für die Bewertung lediglich zur Kenntnis genommen.

Die Präsenz von "Dystopie" in der Gattung gibt es vor: diese Geschichte hat kein Happy Ending. "Der rote Ozean" ist bedrückend, auch und gerade weil man einige Entwicklungen real miterleben kann. "Der rote Ozean" nutzt Fantasy-Elemente und stellt offene Fragen. Es gibt keine Gewinner oder Seite die im Recht ist – vielmehr stellt sich die Frage, ob es überhaupt wichtig ist, wer einen Krieg begonnen hat.

Eine Empfehlung für Liebhaber von Dystopien und Endzeit-Romane mit phantastischen Elementen.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


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Lesermeinungen:

Name: Gast Bewertung: Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut (8) Datum: 25.04.2011 14:55:22
Hab das auch gelesen. Ist wirklich mal ein ganz anderes Fantasybuch.

Name: Gast Bewertung: Wertung: 5/5 Grimoires; 10/10 Punkte, Ausgezeichnet (10) Datum: 28.04.2011 21:19:53
Ich habe selber früher japanische Endzeit-Animes wie Neon Genesis Evangelion mit Begeisterung verschlungen und kann deshalb den Frust des Autors über den deutschen Buchmarkt im Nachwort irgendwie gut verstehen. Wieviele aktuelle Fantasy/Sci-Fi-Romane gibt es denn, die einem noch zum Nachdenken animieren wollen? Huxley, Orwell und co. sind Klassiker, aber leider schon seit vielen Jahren tot. :-(

In diesem Sinne, doppelten Dank für den Buchtipp!

Name: Gast Bewertung: Wertung: 5/5 Grimoires; 10/10 Punkte, Ausgezeichnet (10) Datum: 29.04.2011 22:20:04
Endzeitthematik steht hoch auf meiner Liste! Und das Buch scheint ein Muss für alle Fans dieses Genres zu sein!

 
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