Der Zeitdieb
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Die Revisoren der Realität hassen Unordnung. Denn jeder Buchhalter hasst Unordnung und das sind sie, die Revisoren. Wenn man etwas nämlich nicht ordnet und katalogisiert, dann existiert es nicht. Das gilt für das ganze Universum. Wie schon gesagt: die Revisoren hassen Unordnung und ein nicht unwesentlicher Anteil dieser rührt von etwas her, was allgemein als Leben bezeichnet wird. Menschen borgen sich Zeit, verlieren Zeit, lassen Zeit wie im Fluge vergehen, haben höchste Zeit, keine Zeit und noch viel mehr. Ein Chaos sondergleichen also.
Um diesen Missstand zu beheben, planen die Revisoren, die Zeit kurzerhand anzuhalten. Keine Bewegung mehr, keine Probleme: man kann hübsch einfach und sorgfältig jedes einzelne Atom katalogisieren. Zwar dürfen die Revisoren selbst nicht in die Realität eingreifen, doch in einem Uhrmachermeister haben sie den idealen Konstrukteur für ihre Apparatur gefunden.
Natürlich bleiben solche Vorbereitungen nicht unbemerkt. Insbesondere jene, die nicht oder kaum an die Zeit gebunden sind, bemerken sie. Dazu zählen als menschliche Wesen die Zeitmönche und unter ihnen Lu-Tze. Dieser hat seit neuestem eine ganz besondere Aufgabe erhalten, nämlich, einen außerordentlich begabten Schüler auszubilden. Dieser ist zunächst irritiert, hat Lu-Tze doch keinerlei Rang inne und ist lediglich ein einfacher Kehrer. Doch schnell lernt er, dass der erste Eindruck trügt. Bevor seine Ausbildung fortschreiten kann, kommt es jedoch zu einer Katastrophe: Die Zeitkondensatoren spielen verrückt. Es scheint, dass sich eine alte Geschichte mit einer gläsernen Uhr wiederholt. Um nicht, wie beim letzten Mal, zu scheitern, bricht Lu-Tze mit seinem jungen Schüler auf...
... zur "selben" Zeit beginnt Tod, die restlichen Apokalyptischen Reiter zusammenzusuchen um ein letztes Mal auszureiten.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Der Zeitmönch Lu-Tze ist eifrigen Lesern der Scheibenwelt-Romane schon bekannt und auch der Abt fand sich schon, zum Beispiel in "Gevatter Tod". Die Zeitmönche und ihre Aufgabe rücken hier allerdings erstmals ins Zentrum des Geschehens.
Bei all den Sprichwörtern, die es um die verschiedenen "Vergänglichkeitsgeschwindigkeiten" der Zeit gibt, war es sicher nur eine Frage selbiger, bis es sich als Thema eines Pratchetts anbot - zumal die Scheibenwelt eben genug Raum für alle möglichen Verrücktheiten, Personifikationen und dergleichen bietet. Außerdem verfügt sie über die Zeitmönche.
Im gesamten Werk finden sich - wie nicht anders zu erwarten - von Zeit zu Zeit Querverbindungen zu anderen (Scheibenwelt-)Romanen oder auch Archetypen. Igors sind inzwischen gewissermaßen "salonfähig" und für ihre Arbeit mit Verrückten bekannt - die Art von Verrücktheit, die bereits erwähnter Uhrmacher an den Tag legt ist jedoch sogar für einen Igor bedenklich. Auch auf einen gewissen Geheimagentenausstatter wird u.a. angespielt und ich bezweifle, dass ich jede Anspielung gefunden habe.
Eines fehlt dem Roman, zum Glück: Lange Phasen ohne Spannung. Jene kommen einfach nicht vor. Zwar wäre es vermessen, zu sagen, die Spannung ist immerzu hoch, aber dies ist bei einem humoristischen Roman gar nicht nötig, schließlich lebt er letzten Endes vom Witz, vom stetigen Schmunzeln des Lesers und mitunter genau dem, was der Leser erwartet, sei es noch so skurril. Dies ist Pratchett einmal mehr gelungen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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