Buch-Cover, Terry Pratchett: Ab die Post

Ab die Post

Originaltitel: Going Postal [EN]
Serie: Scheibenwelt (#33)
Übersetzer: Andreas Brandhorst
Genre: Humoristische Fantasy
Verlag: Goldmann
Seiten: 416
Erschienen: 08/2005 (Original: 2004)
ISBN: 3-442-54565-X
Preis: 19,90 Euro (Hardcover)
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Alles beginnt mit einer sehr wichtigen Entscheidung für Moist („Feucht“) von Lipwig: Gehängt werden oder die lang aufgegebene Post von Ankh-Morpork wieder zum Laufen bringen. Die Entscheidung ist schwer, aber schließlich entscheidet Moist sich, an Engel zu glauben und den Job anzunehmen. Was hat er schon zu verlieren? (Eine Menge...)

Seine ersten Gedanken an Flucht werde von seinem Golem-"Leibwächter" jäh zunichte gemacht und bald freundet Moist sich tatsächlich damit an, statt stetigem Betrug im öffentlichen Dienst zu arbeiten (ein so großer Unterschied ist das bisweilen ja auch nicht): Neue Briefmarken werden erstellt und die Post kommt im Schwung. Ja, Moist gefällt die Idee, dass er mit dem Briefmarken ganz legal eine Art zweite Währung druckt. Bliebe nur noch zu wünschen, dass er auch noch ein Rendezvous mit Adora Bell Dearheart bekommt...

Ganz und gar nicht gefällt die Post den Betreibern der Semaphoren (, das Telegraphenpendant der Scheibenwelt, in der Übersetzung „Klackergesellschaft“). Fortwährende Probleme führen dort zu großen Ausfällen und nun macht diese altmodische Post auch noch Konkurrenz. Das droht, die Gewinne zu vermindern. Höchste Zeit also, die Sache anzupacken! Nicht die baufälligen Türme... die Sache mit dem neuen Postmeister!

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.

Mit "Going Postal" bzw. "Ab die Post" erschafft Pratchett wieder einen neuen Roman, der abseits der längerfristigen (alten?) Hauptpersonen spielt. Das heißt: Tod, die Wache, der Patrizier, die Zauberer oder Hexen werden zwar als irgendwie da erwähnt, spielen aber keine Rolle sondern sind nur im Hintergrund der Welt vorhanden. Im Zentrum steht Moist von Lipwig, ein gänzlich neuer Charakter. Dies hat offensichtliche Vorteile, aber auch Nachteile.

Offensichtlichster Vorteil ist, dass es Einsteigern leichter fällt, Zugang zu finden. Es gibt keine bereits existente Vergangenheit oder Hintergrundgeschichte für diese Figur. Man kann also problemlos mit diesem Roman in die Scheibenwelt einsteigen, allerdings bekommt man zwangsweise ein falsches Bild: Ein Werwolf in der Wache? Photographierende Vampire? Das passt nicht zu den üblichen Fantasywelten und könnte u.U. für Verwirrung sorgen, ebenso wie die kurzen Auftritte der Zauberer. Wer mit anderen Romanen begann, kennt deren Charakteristik, die sich deutlich von der Rolle üblicher Zauberer unterschiedet. Wer mit diesem Roman begann (wie auch anderen der "Einzel-Hauptcharatere"), der mag sich manchmal fragen, was das soll - auch Tods Kurzauftritt hat keinen echten Reiz, wenn man diese Person nicht kennt, ebenso wie die Gescihchte um sich freikaufende Golemsein wenig vermissen lässt, wenn man nicht zumindest weiß, dass es diesbetrefflich einmal größere Ereignisse gab. Neueinsteigern empfehle ich also, zunächst die "Sub-Serien-Klassiker" zu lesen um den Hintergrund der Welt vermittelt zu bekommen.

Das war ein langer Abschnitt, der eigentlich gar nicht auf das Buch eingeht. Was nicht heißen soll, dass das buch schlecht ist: Nach dem m.E. misslungenen "Weiberregiment" hat Pratchett hier seine Form wieder. Vetinari spielt mit der Macht, wie man ihn kennt, scheint zu wissen, wie sich alles in Wirklichkeit verhält und kehrt zur Not seinen Status als Tyrannen hervor, um seine Ziele durchzusetzen. Moist von Lipwig kommt als ein sympathischer Hauptcharakter daher, der eine recht dunkle Vergangenheit hat: Betrüger, Fälscher und so weiter. Er arbeitet sich jedoch in das Postamt ein und siehe da! so unnütz und verbrecherisch sind die Fähigkeiten, die er besitzt gar nicht, wenn man sie einmal anders einsetzt.

Auch passt die Post vorzüglich ins Universum der Scheibenwelt: Sie wurde einfach vergessen und nunmehr liegen die Briefe herum. Wozu eine Ansammlung von Wörtern führen kann, ist ja durch die Universitätsbibliothek bekannt und so hat Moist auch hier einige Probleme. Abgesehen von den Briefen muss er sich auch darum kümmern, das Inventar zurückzubeschaffen, dass inzwischen Eigentum verschiedener Bürger ist - wie üblich also.

Die Geschichte um die Wiederbelebung der guten Alten Post kann durchaus mit Nostalgie gesehen werden. Es gibt eben Dinge, die haben ein ganz anderes Flair per Post. Manches schickt man eben nur per Post – und Pakete machen per Telegramm sowieso Probleme! Gleichzeitig ist dies aber ein Kampf gegen erzkapitalistische Betriebe, die sich einen Dreck um ihre Angestellten scheren. Am Ende mag man sich fragen, wer wirklich der Tyrann ist: Vetinari oder Gesellschaften, die alle Mittel nutzen um nur Profit zu machen?

Ich las das englische Original (ISBN: 0-552-14943-8, Corgi Books) und schon dort konnte ich einwandfrei feststellen, dass die Übersetzung stellenweise nicht möglich ist. Einige Wortspiele gehen durch im Deutschen nicht vorhandene Doppelbedeutungen verloren ("Deliver us!" ist im Englischen sowohl "Liefer uns aus!" als auch "Erlöse uns!"). Wer sich ein solides Wissen in English zutraut, sollte sich also durchaus einmal an ein Original heranwagen. Ansonsten ist dies ein Pratchett wie man ihn kennt und vermutlich liebt: Eine neue Hauptperson, Verankerung im Herzen der Welt (A-M) und erfrischende, logische Neuigkeiten für die Welt: Trari-Trara, die Post ist [wieder] da!

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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