Hjaldinger-Saga I: Glut
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Die Spannungen zwischen dem Hohen Haus Charybalis und den "barbarischen" Hjaldingern schwelt seit Jahrzehnten. Es geht nicht nur um Territorien: die Magier des Hohen Hauses bedienen sich bei der Ausübung ihrer See-Herrschaft der Schlange Hranga, der Erzfeindin der Hjaldinger. Als die Seherin Urdrun schließlich eine von bösen Omen begeleitete Prophezeiung ausstößt, scheint die Zeit für den großen Konflikt gekommen - doch die Sippen der Hjaldinger sind auch untereinander befeindet und das Imperium scheint übermächtig.
Inmitten dieser volksbedrohenden Spannung kämpft Vardur um sein Leben und mit seinem persönlichen Fluch, der alle in Gefahr bringt, die ihm etwas bedeuten.
Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.
Schon mit "Roter Fluss" hat sich Daniela Knor dem thorwalschen Volk angenähert – gelungen und stimmig mit Gespür für die epische Umgebung, die sie jedoch nicht die Geschichte zerstören ließ. Jene Story hatte Flair und stützte sich auf das historische Aventurien. Gleiches gilt für diesen Roman, wenngleich der generelle Hintergrund weit epischer ist.
Moment einmal: Thorwaler? Ich sprach beim Inhalt doch nur von Hajaldingern!? In der Tat - und es darf debattiert werden, ob dies ein DSA-Roman ist oder ob es nicht viel mehr ein Myranor-Roman ist. FanPro entschied sich jedenfalls für die DSA Reihe und hierfür gibt es ebenso viele Argumente wie für die Myranor-Reihe. Die Handlung dieses Teils spielt komplett auf Myranor, vor dem großen Exodus der Hjaldinger, die wir in Aventurien als Thorwaler kennen lernen werden – durch ihren Exodus entsprechend verändert. Dieser große Konflikt bildet die Überhandlung und den Hintergrund.
Unmittelbarer wird man jedoch mit Vardur und seinen Begleitern konfrontiert, insbesondere Jurga, in die sich der junge Hjaldinger verliebt. Ja, der Name „Jurga“ kommt zu Recht aus einem gewissen Lied bekannt vor. Trotz späterer Heldenverehrung ist Jurga hier aber nur eine "Randfigur", der man ohne entsprechendes Wissen nur die Rolle einer magie- oder mirakeldilettantischen Begleitern zuschreiben würde. In ihre Heldenrolle wird sie vermutlich erst in den nächsten Teilen schlüpfen. Es gelingt Daniela Knor jedoch gut, das Epische auf einem „Alltagsniveau“ zu halten, was der Handlung gut tut: in ihrer Zeit waren die großen Helden noch keine großen Helden – dazu wurden sie erst später stilisiert. Und Superhelden machen jede Handlung kaputt, insbesondere epische.
Daniela Knor zeichnet ein sehr nautisches und nordisches Bild von den Hjaldingern, wie es auch passend erscheint. Die Schwächen des Romans sind nicht in den persönlichen Schicksalen oder der Portraitierung jener Prä-Thorwaler zu finden - diese sind außerordentlich gut gelungen. Schwächen gibt es dennoch.
Zunächst sind da mehr als 20 Seiten Glossar – was genau genommen gut ist. Diese Ausführlichkeit ist vermutlich Rekord innerhalb der Serie. Grund für einen solcherart umfassenden Anhang ist natürlich die Verlagerung er Handlung auf Myranor und somit die Notwendigkeit, für "Aventurier" mehr zu erklären. Wie "Sieben Winde" unlängst zeigte ist dies die bessere Lösung gegenüber nerviger Erklärungen innerhalb des Textes. Aber gleichzeitig wurden Fußnoten benutzt. Ob diese in einem Roman etwas zu suchen haben, ist generell fraglich. Passend sind sie teilweise, übersetzen sie doch die Bedeutung von Schiffsnamen und dergleichen - allerdings wäre dies besser im Glossar oder den Dramatis Personae geschehen. Oder als Charakterrede. Bei wenigen fragt man sich jedoch, wozu sie überhaupt dienen: „alles auf einen Wurf setzen“ mit Würfelleidenschaft in Verbindung zu setzen stimmt sogar real – eine Fußnote ist hier recht unsinnig. Aber mit 14 kurzen Fußnoten kann man sich arrangieren, selbst wenn eine elegantere Lösung schöner wäre. Schwerer wiegen die zwei (drei) Nebenplots:
Eine Spionin zwischen den Häusern des Imperiums hängt am Ende des Buchs noch in der Luft und konnte keine Spannung bei mir erzeugen. Ähnlich ging es lange Zeit mit dem "Bastard-Hjaldinger, der in den Armenvierteln des Imperium aufwuchs. Spannung fehlte, wenngleich immerhin ein wenig Atomsphäre erzeugt wurde. Der Sinn ist schnell durchschaut: genannter Hjaldinger muss den "echten" Hjaldingern schließlich Informationen geben. Das ist Viellesern schnell klar aber gut eingefädelt, wirkt ungekünstelt und überzeugend. Allerdings frage ich mich, ob es wirklich nötig war, diesen Handlungsfaden parallel zum Hauptfaden zu beginnen – es hätte auch genügt, den Hjaldinger auftauchen zu lassen, seine Existenz an sich ist wahrscheinlich genug. Es mag sein, dass die näheren Umstände später noch Bedeutung erhalten. Der dritte Nebenplot schließlich ist direkter mit den Hjaldingern verbunden und führt sehr früh das Element der Sippenfehden ein, treibt die Handlung aber auch nur mäßig voran. Die Notwendigkeit ist aber klar, und käme es nicht zu dem Konflikt mit dem Imperium, wäre dieser Nebenplot einen eigenen Roman wert.
Das Ende des ersten Teils ist bei einer Trilogie naturgemäß offen. Es gelingt Daniela Knor, die Handlungen sauber zu beenden: alle Plots bekommen einen letzten Blick, unnötige Charaktere werden elegant aus der Handlung verabschiedet – wobei im Felle einer Kapitänin gleich der Kreisschluss zu obiger Spionin geschlagen wird, trotz einer dort ziemlich lahmen und vorhersehbaren Entwicklung. Cliffhanger? Ja, natürlich; aber dieses nagende Gefühl, das einem nach dem nächsten Teil schreien macht stellt sich nicht übermäßig ein. Das Ende wartet auf die Fortsetzung, aber mit diesem Ende lässt es sich eine Zeit aushalten. Man hängt nicht am Kliff, man steht noch auf einem Schrittbreiten Absatz. Was ich mich nur nach wie vor Frage ist, weshalb der erste Teil "Glut" heißt.
Kurz und knapp: aventurisch-myranische Klasselektüre, insbesondere für Thorwaler-Freunde.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- Denn Tod ist die Saat und die Ernte staubiger Stirnen, wenn der dreiäugige Kuninga des Berges befiehlt...
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