Hohenhag
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Beolf und Sidra leben auf dem Wehrhof Hohenhag und wenn es nach ihnen geht, werden sie heiraten. Doch eines Tages wird offenbart, dass dies unmöglich ist: Zwar kann niemand sicher sein, aber die beiden sind eventuell Halbgeschwister. Schweren Herzens entsagt Sidra ihrer Liebe. Doch es kommt schlimmer: Der Wehrhof wird von Orks überfallen. Viele sterben; Beolf und Sidra werden verschleppt. Jahre verbringen sie ohne menschliche Gesellschaft bei den Orks, als Leibsklaven des Rikai-Schamanen. Unerwartet gelingt ihnen die Flucht und sie schwören Rache. Doch der Einzige, der das Geheimnis ihrer Herkunft klären könnte, ist jener Orkschamane, dem sie entflohen.
Das Buch Hohenhag erhält 6 von 10 Punkten.
Hohenhag hat Elemente für eine guteGeschichte: Siedler in einem Wehrhof, Ork-Überfall, Liebe, Gefangenschaft, Rache. Leider geht der Roman dabei kaum auf die Orks ein und wirkt sehr konstruiert.
Dämlicher Twist: Fantasy-Gentest
Der letzte Satz der Einleitung paraphrasiert den Buchrücken. Weniger, weil er so großartig ist, sondern weil er den Handlungsbogen abrundet. Denn: Er ist an der gesamten Geschichte das absolut Dämlichste und Unlogischste. Leider handeln aber alle Charaktere danach.
Hierbei geht es um ein Ritual, das bei Anrufung der Götter zeigt, ob zwei Personen miteinander verwandt sind. Eine Art Gentest mit Mitteln der Fantasy also. Na gut, das kann man akzeptieren. Dieses Ritual kann eine Peraine-Priesterin durchführen. Diese stirbt nur leider, bevor dies passiert. Dass ein Orkschamane dies ebenfalls vermag, macht auch Sinn - der orkische Rikai ist ja auch die Entsprechung Peraines, teilt zumindest einige Aspekte.
Überhaupt keinen Sinn macht jedoch, dass dieser Ork als Einziger zu diesem Ritual in der Lage sein soll. Überhaupt: warum nicht gleich das Ritual ohne Überfall durchführen und die beiden Liebenden entweder trennen oder ihre Heirat erlauben? Das ist doch, mit Verlaub, das Naheliegende. Dieser gesamte Handlungsstrang ist undurchdacht aufgesetzt und gedankenlos. Immer vorhandene Lösungsmöglichkeiten werden ignoriert. Ja: Ignoriert, nicht etwa durch Schicksalsschläge unmöglich gemacht. Klar, man braucht Handlung, aber ein wenig mehr Sinn darf das Ausgangsproblem schon machen.
Stereotype Orks
Lassen wir diese Handlung beiseite und schauen wir auf den zweiten Komplex: das Leben auf einem Wehrhof, das Sklavendasein bei Orks, der Wiederaufbau des Hofs und Rache. Gerade das Leben auf einem Wehrhof empfand ich als gut dargestellt; auch die Zeit als Sklaven gefiel mir. Allerdings bleibt es recht oberflächlich. In weiten Teilen wirken die Orks wie das stereotype Böse, das sie in den meisten Fantasy-Welten verkörpern.
Klar, als Sklave wird mir mein Besitzer sicher nicht wie ein guter Freund vorkommen. Aber die Orks in Aventurien sind eben nicht einfach böse und das wird in Hohenhag nicht wirklich klar. In größerem Ausmaß braucht man das vielleicht auch nicht. Einige Orks zeigen marginale Andeutungen von Persönlichkeit. Eine Vorstellung von Ehre ist da; Ansätze von Kultur schimmern auf. Jedoch geschieht dies nur im Schatten der ersten Handlung und verschenkt damit viel Potenzial. Insgesamt ließ mich das Bild von wilden Bestien (nicht nur aus Sicht der Charaktere) nicht los und das missfiel mir.
Zu viel Fokus auf die Handlung
Ganz schlecht wird der Roman nie, unaventurisch vielleicht ein Stück. Spannung bringen besonders im letzten Teil die Raubzüge der Unsichtbaren Rotte. Zuvor dümpelt die Handlung zwar nicht gerade, aber es fehlen wirklich spannende Ereignisse. Das hängt vielleicht auch mit der langen Zeitspanne von mehreren Jahren zusammen, die der Autor auch einigermaßen schnell abhakt.
Wie gesagt sehe ich hier einiges an verschenktem Potenzial rund um das Leben der Orks und bei den Orks. Dies scheint der Autor aber nicht auf seiner Agenda gehabt zu haben. Und damit bleibt eben jener Fokus auf der konstruierten Liebes- und Sklavengeschichte. Aufgrund einer Zerstückelung auf Teilepisoden wirkt aber auch das handwerklich ungeschickt.
Insgesamt: Sehr konstruiert
Will ich den Roman in einem Wort zusammenfassen, so wähle ich Konstruiertheit. Es gibt eine Story und alles was nicht zu dieser gehört, wird weggeblendet. Leider ist diese unlogisch und die Helden gehen wir blinde Idioten durch die Welt. Das passt gar nicht zu ihnen, denn teilweise stellen sie sich durchaus clever an.
Insgesamt ist Hohenhag durch seine Konstruiertheit ein eher mittelmäßiger Roman. Er ist zwar einerseits vernünftig ins aventurische Setting eingefügt; andererseits lässt mich das Gefühl nicht los, dass er mit wenigen Änderungen in einer beliebigen Welt spielen könnte.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Diese Rezension bewerteten 5 positiv und 0 negativ. (7280 Leser bisher.)
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Lesermeinungen:
Name: Andrè Pietroschek (Website) | Bewertung: (9) | Datum: 05.09.2017 08:39:58 |
Der Drahtseilakt des sich verkauft kriegens wirkt sich halt manchmal aus, würde ich anmerken. Ansonsten: Young Adult goes big city life, but runs into the local gang brutes first... DSA sollte man als Verdienst anerkennen, dass es entgegen der Brexit-US Rollenspiele die Wikinger nicht fix als Standard Bösewichte verwurstet, sondern die Thorwaler UND Orks von diesem Klischee trennt und als eigene Kulturen aufstellte! Es macht eigentlich auch sehr viel Sinn, dass Phexcaer in Nähe Thorwal liegt. Und das Phex nicht das LOKI-Plagiat darstellt. Doch ich will Kiffern & Säufern jetzt nicht wieder ihre Egotrips verderben. Wer selbst mal Jugendliche erlebt hat, die "für Ihre Liebe" oder "für Ihre Ideale" (prügelwütiger Vater, Mama's Neuer ist böse, Tierquäler, Pädophiler in Allmachtsstellung) alles Finanzielle opfern und Ihre Zukunft auf ein Wagnis setzen, erahnt: Für Dorf-Jugendliche IST das eine Belastung und Herausforderung, die gelangweilte Stadtmenschen gar nicht richtig nachvollziehen können. Leider muss man dann aber dem Autor oder der Autorin auch vorwerfen, dass der Roman eben für einen begrenzte Leserschaft ausgerichtet war. ;-) | ||