Buch-Cover, Ben Aaronovitch: Die Meerjungfrauen von Aberdeen

Die Meerjungfrauen von Aberdeen

Originaltitel: Stone and Sky [EN]
Serie: Peter Grant (#10)
Übersetzer: Christine Blum
Genre: Urban Fantasy
Verlag: dtv
Seiten: 415
Erschienen: 07/2025 (Original: 2025)
ISBN: 978-3-423-26420-4
Preis: 17,00 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 6/10 Punkte, Kann-Lektüre

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Kurz & Knapp

  • Weniger Peter als gewohnt
  • Handlung wirkt gehemmt

Peter Grant macht Urlaub. Beinahe Urlaub jedenfalls, denn trotz der inzwischen zweijährigen Zwillinge geht es im stürmischen Schottland auch um Amtshilfe. Es begann mit einem toten Schaf, doch das was dieses Schaf tötete muss etwas größer sein als die normale Fauna hergab und über Dr. Walid gelangte diese Neuigkeit ans Folly. Endresultat: Ein Auto voll mit Nightingale, Dr. Walid, Peter samt Familie, sowie Abigail und füchsischer Unterstützung auf dem Weg nach Aberdeen. Und dass es nicht mit ganz normalen Dingen zugeht ist offenkundig. Nur was steckt zwischen Ölplattformen und kleinen Communities mit sehr enger Bindung ans Meer hinter alldem? Hoffentlich eher nicht die Inspiration eines Lovecraft – auf den gerüchteweise in der Nordsee schlafenden Riesenkraken hat nun wirklich niemand Lust.

Das Buch erhält 6- von 10 Punkten.

Der Verlag bewirbt den 10. Peter Grant Roman als langerwarteten Jubiläumsband. Fair. Aber leider vermisse ich gerade bei diesem Jubiläumsband das typische, echte Peter Grant. Das hat weniger mit dem weit von London erwähnten Ort zu tun und mehr mit der Teilung der Erzähler: Neben Peter übernimmt Abigail die meisten Kapitel und die Perspektive. Fast egal: Warum müssen die deutschen Titel eigentlich immer ein zentrales Element vorwegnehmen? Für mich ist dieses Buch vor allem leider eins: der bisher schlechteste Roman der Reihe.

Zwei Erzähler

Im Gegensatz zu vorherigen Peter Grant Romanen hat dieser zwei Erzähler: Einige Kapitel werden (wie erwartet) von Peter erzählt, andere von Abigail. Der Übergang ist dabei unmarkiert und zunächst überraschend, klappt aber einigermaßen – wobei sich die beiden Erzählungen leider nicht sonderlich ergänzen.

Dabei stieß mir besonders auf: Ich wollte Peter Grant, nicht Abigail. In Die Füchse von Hampstead Heath gefiel mir Abigail; hier gefiel sie mir deutlich weniger. Das mag genau daran liegen dass ich eben einen Peter-Grant-Roman wollte, keine Abigail-Geschichte. Auch dass ihre Erzählung in Kürze als übernatürliche Teenie-Romanze beschrieben werden kann, ist für mich negativ – zumal diese ziemlich flach bleibt. Und lesbisch. Womit ich eigentlich kein Problem habe. Aber hier bekam ich das Gefühl, dass unbedingt LGBTQ+ Elemente hinzugefügt werden mussten. Wenn es zur Handlung beiträgt: Gerne. Aber hier trugen sie eigentlich nichts dazu bei außer da zu sein. Und Pardon: Das sind sie in deutlich größerem Umfang als statistisch real, denn es war nicht nur dieses

Das ist für mich aber nur ein kleiner Stirnrunzler. Schwerer wiegt, dass mich selbst Peter nicht abholen konnte. Das ist nicht der Peter wie ich ihn kannte – dazu später mehr. Auch eine Vielzahl an Figuren macht mir Probleme. Denn ihre Namen habe ich schon wieder vergessen, erinnere mich nur dass sie da waren – zum Beispiel diese Figuren mit griechischen Namen, die in Verbindung mit dem Titel für mich recht eindeutige Hinweise gaben.

Ermittlungen

Anders sieht es mit den Ermittlungen aus. Peter Grant ist ja auch immer ein Krimi und Polizeiarbeit. Im „Urlaub mit Amtshilfe“ allerdings weniger als sonst. Ich hatte durchaus Spaß daran, einmal etwas anderes zu sehen – Anspielungen an Cthulhu, Fragen nach Selkies und ähnlichem. Allerdings wurde hier viel typisch nordisches/schottisches einfach liegen gelassen. Magische Wesen sind einfach da. Ja. Schön.

Es gibt auch so etwas wie einen Fall. Und der ist dann irgendwann einfach aufgelöst. Das Gefühl echter Nachforschungen oder Erkenntnisse hatte ich eigentlich nie. Irgendwas passiert; man muss herausfinden was eigentlich so in Schottland lebt und was zusammenhängt. Aber am Ende ist es mir eigentlich ziemlich egal. Eine größere politische Dimension kommt mit ins Spiel, aber wird nicht richtig wichtig. Ein Ausblick auf später? Möglich und könnte interessant sein – würde das Thema aber noch weiter wegbewegen von „Magie-Polizei“ und ich bin mir nicht sicher ob mir das gefällt.

Rahmengeschichte und Feeling

Was mir sicher nicht gefallen hat ist die Rahmengeschichte. Sie hat amüsante Teile wie Lord Grant und seine Truppen. Dies bringt gleichzeitig Kontinuität. Mit den nun zweijährigen Zwillingen steht bei Peter jedoch die Familie im Vordergrund. Magieforschung, Experimente etc. fehlen mir – und sie wurden ersetzt durch belanglose Plaudereien, die mich einfach nicht greifen konnten. Auch die Handlung bremst dies aus und trägt nichts zu ihr bei. Das nerdige Peter Grant Feeling ist in Teilen noch da – aber insgesamt weniger Humor, den ich fast die gesamte Zeit vermisste.

Vielleicht liegt es auch am geänderten Handlungsort: London (und England) kennt man. In Schottland hingegen muss man erst einmal sehen, was es dort überhaupt an Übernatürlichem gibt. Bedauerlicherweise fand ich nichts davon sonderlich Erinnerungswert, zumal mir einfach (amüsante) Zusammenhänge und Ideen fehlen. Dabei gäbe Schottland durchaus einiges her in Sachen Übernatürlichem.

Spannungsbogen? Nö.

Damit sind wir beim Spannungsbogen. Gibt es einen? Irgendwo schon aber dann geht so etwas wie die geradlinige Handlung mit Abschweifungen in anderen Dingen unter. Und plötzlich fallen Puzzleteile zusammen und die Lösung ist da. Einfach so und so und so und so! Nur bin ich dabei nie in einen Fluss gekommen und stand etwas belämmert da: Ach, so passt das jetzt zusammen; und zwar genau jetzt?

Für mich wirkte dieser Roman leider nicht aus einem Guss. Ich musste mich bemühen, mich daran zu erinnern, wie einzelne Dinge zusammenhingen. Und die Handlung setzte sich auch nicht gleichmäßig oder mit passenden Action-Stellen fort. Es passierte einmal was, dann wieder nichts. Gerade auch vor dem Finale kam eben die Frage: Was habe ich nicht mitbekommen; was ist gerade jetzt zusammengefallen. Und oh: Jetzt ist’s zu Ende.

Die Sache mit dem Titel

Nebenbei mit leichter Verbindung zu „Dinge Mitbekommen“: Man möge sich doch einmal über deutsche Titel Gedanken machen. Die Struktur passt ja durchaus zu den anderen Titeln der Reihe. Im Original ist es Stone and Sky. Wer sich jetzt wundert, dass „Meerjungfrauen“ hier tatsächlich in Aberdeen vorkommen und keine ganz unwichtige Rolle spielen …. Als überraschenden Plotpunkt darf man das eher nicht erwarten. Namen wie „Ione“ und andere aus dem gleichen Sprachkreis zeigten zusammen mit dem Titel für mich nahezu sofort, was Sache ist. Vielleicht hatte ich da etwas zu viel Kontakt mit der passenden Mythologie? Und apropos zweifelhafte Übersetzung: ein plattdeutsches duhn für betrunken wirkt in Schottland auf mich deplatziert.

Warum sie dann am Ende noch behauptet, sie sei eine Sirene. Bitte was? Das ist für den Roman eigentlich egal, mag vielleicht metaphorisch gemacht sein, aber gab mir noch ein echtes „HÄ? Was soll das?“ mit. Eine Antwort habe ich übrigens nicht.

Nach dem Lesen hatte ich nicht einmal Lust, diese Rezension zu schreiben. Ich mag die Reihe. Ich wollte Spaß mit Peter Grant – und dieses Feeling gibt es noch, aber viel zu wenig. Für mich bleibt vor allem die Hoffnung, dass dies nicht das unrühmliche Ende einer Serie wird, die ich sehr geliebt habe, sondern dass das elfte Buch wieder besser wird.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


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