Gnosis
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Worum geht es bei den Artefakten? Das weiß Malleus Bourreau immer noch nicht. Wohl aber weiß er inzwischen, dass eine Katastrophe größeren Ausmaßes droht: Werden die indianischen Kultgegenstände verwendet, ohne dass eine vom Volk des Großen Geistes anwesend ist, droht vielfacher Tod. Da hilft es kaum, dass die Artefakte in eine Großstadt gebracht werden. Und auch darüber hinaus gibt es noch Fragen, nicht zuletzt, welches waghalsige Experiment der Sammler mit den Artefakten durchführt - und was die Götter der Welt davon halten.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Im Finale von Aera gibt Markus Heitz noch einmal Gas. Zuvor zweifelte ich schon, ob er alle Handlungen abschließen kann. Ja, er kann. Und nein, er tut es nicht. Der Abschluss ist rund - aber gleichzeitig bleiben viele der "kleinen" Geheimnisse ungelüftet. Cliffhanger vermeidet Markus Heitz trotzdem - eine nicht unbeachtliche Leistung.
Indianische "Bundeslade"
Am Ende der vorletzten Folge wurde der Einsatz noch einmal erhöht: Sollte jemand die indianische Trommel schlagen, wenn keiner vom Volk des Großen Geistes in der Nähe ist, droht etwa das, was man aus Indiana Jones kennt - die Sache mit der Bundeslade. Nur sind in diesem Fall keine Nazis betroffen und auch nicht nur ein paar Menschen: Eine europäische Metropole könnte durch die indianischen Ahnengeister vollkommen entvölkert werden.
Dies erhöht die Bedrohung vor dem großen Showdown noch einmal konkret. Denn was der Sammler mit den Artefakten vorhat, ist immer noch unklar und bleibt es auch bis zuletzt. Dass es kaum etwas harmlos ist, ja, das konnte man sich bereits denken - nicht aber, wie viel auf dem Spiel steht.
Eigener Plan oder Rache?
Im Finale kommen auch noch einmal einige Theorien auf den Tisch, die man sich erlesen haben kann: Wie hängt Crick in der Sache drin? Will der englische Sammler Malleus wirklich helfen? Immerhin verschwindet er gerade dann auf Geschäftsreise, als alle Artefakte beisammen sind - und taucht dann auch noch dort auf, wo sie sich befinden! Ist eventuell sogar er der Sammler? Ist es mehr als einer und sie sind miteinander verstrickt? Oder will Crick doch nur Rache für seinen ermordeten Sohn? Ganz sauber scheint er jedenfalls auch nicht zu sein. Und der Glyphenmörder? Hat er selbst ein Interesse an den Artefakten? Fällt er Bourreau nun in den Rücken, um ihn zu bestrafen?
Alle Fragen geklärt?
Mehr noch als bei den vorhergehenden Episoden kann ich kaum auf die Ereignisse eingehen, ohne massiv zu Spoilern - immerhin umfasst jede Episode nur grob 50 Seiten. Ohne Spoilergefahr kann ich jedoch sagen: Nicht alle Fragen werden geklärt. Viele der "kleinen" Geheimnisse bleiben offen. Dabei entsteht in keiner Weise das Gefühl eines Cliffhangers. Der große Fall der Reihe ist abgeschlossen.
Rätsel bleiben vielmehr rund um die Figur Bourreaus, seiner Feinde und seiner Verbündeten: Die Motivation des Glyphenmörders, Malleus' Vergangenheit und mehr werden nicht ins Detail aufgedröselt. Man erfährt durchaus etwas mehr und auch die Emotionen der Figuren und ihre Gedanken werden etwas klarer. Dies zieht die Geschichte vorwärts, hat aber eine Grenze.
Auch Malleus' jüngste Auseinandersetzungen mit Namtarú und der Fluch einer Göttin finden keinen endgültigen Abschluss. Und dadurch bleiben die Figuren interessant, der Stil ungebrochen. Denn gerade diese Unsicherheit, die bekannten Rätsel gaben dem eSerial durchgehend einen gewissen Reiz. Die Erklärung für alles? Die, fürchte ich, wäre einigermaßen platt und würde stärker den Archetypen durchscheinen lassen, dem Malleus im Wesentlichen durch die Wissenslücken des Lesers entflieht. So freue ich mich jedoch auf einen möglichen zweiten großen Fall von Bourreau.
Ende mit banalem Twist
Apropos platt: Ein wenig empfand ich das Ende so. Als eine ganz neue Figur auftauchte, war mir eigentlich schon klar, dass mehr hinter ihr steckt als ein Statist - und ihre Rolle "erriet" ich sofort. Man schiebe es auf die Erfahrung eines Viellesers! Denn es spielte sich tatsächlich so ab, wie ich erwartete - weiterer Hinweise aus dem Text hätte ich gar nicht bedurft und sie fielen mir sofort ins Auge. Immerhin zieht sich die Zeit zwischen Auftauchen der Figur und Auflösung kaum in die Länge und wird damit nicht überstrapaziert. Logisch passt es ohnehin problemlos.
Dass es zum Finale auch gleich mehrere göttliche Eingriffe gibt, die zur Auflösung beitragen, wäre bei vielen Geschichten ein Kritikpunkt. Oft sind diese eine einfache Lösung: "Ein Zauberer hat es getan!" ist die ganze Erklärung und fühlt sich häufig wie eine Ausrede an. Hier jedoch? Hier passt es, denn immerhin wandeln die Götter (oder was auch immer) schon seit Jahren auf Erden und haben sich immer wieder eingemischt.
Fazit: Aera ist schönes Lesefutter vor einem interessanten Hintergrund, setzt jedoch mehr auf Action und Spannung als auf philosophische Tiefe. Mir sagt das eSerial-Format mit einem wöchentlichen Rhythmus und dem damit einhergehenden Spannungsbogen allerdings nicht so sehr zu. Die jeweils abgeschlossenen Vergessenen Geschichten gefielen mir unter diesem Gesichtspunkt besser. Dennoch: Ich würde mich freuen, Malleus Bourreau wiederzusehen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- [Malleus] konnte sich noch so anstrengen, es blieben Lücken und falsche Teile.
- Rätsele darüber bis zu deinem Tod, Malleus Bourreau. Du wirst ihm in wenigen Herzschlägen in die Augen sehen. Und vielleicht erkennst du die Wahrheit.
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