Judastöchter
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Die Vampirin Sia ist das letzte der Judaskinder. Nach einem Angriff eines tot geglaubten Vampir-Nachkommen ist ihre menschliche Nachfahrin Emma nun schwer verletzt im Koma; Sia kümmert sich um die junge Elena, die nichts dagegen hat Mehr noch: viel lieber sähe sie es, wenn Sia sie richtig ausbilden würde. Ausbilden zum Kampf, denn Elena will eine Vampirin werden und sich und ihre Mutter verteidigen können. Sie zögert jedoch: nicht ohne Grund will sie ihre Nachfahren vor einem solchen Schicksal bewahren.
Doch diese "privaten" Pläne werden schnell von der Vergangenheit überlagert: Harm Byrne ist tot aber as Ableben des Jahrhunderte alten Vampirs ließ andere auf Sia aufmerksam werden. Emma und Elena werden entführt um Sia zu zwingen, für die Nachtkelten zu arbeiten und die Wandelwesen auszulöschen so dass sie allein über Irland herrschen können.
Unerwartete Hilfe bekommt Sia durch den Werwolfjäger Eric von Kastell und von Jeoffray Charles Wilson, den ehemalige Butler von Harm Byrne. Ihm gelingt es, Elena vor ihren Verfolgern in Sicherheit zu bringen - doch auch er wird unter Druck gesetzt. Sia muss der Erpressung nachgeben – zunächst, denn die Rache ist längst beschlossene Sache.
Das Buch erhält 8-9 von 10 Punkten.
Mit "Judastöchter" schließt Markus Heitz nicht nur die Serie um Theresia/Sia Sarkowitz ab, sondern auch die Metaserie um die "Welt der Dunkelheit" - zumindest vorerst. Denn das Ende ist keineswegs endgültig: die Haupthandlungen finden ein Ende, aber gleichzeitig verlaufen mindestens zwei deutliche Fäden in die Zukunft.
Meta-Serie "Welt der Dunkelheit": Wiedersehen mit bekannten Figuren
Eine Meta-Serie ist eine Serie, die mehrere Serien eher locker umschließt, sichtbar im gleichen Universum spielt. Die "Kinder des Judas"-Reihe ist zunächst eine einfache Serie, bei der dieselben Figuren im Zentrum stehen, allen voran Sia.
Als Nebenfiguren kommen Charakter hinzu, die aus anderen Reihen bekannt sind, etwa erwähnter Eric von Kastell aus dem Zweiteiler Ritus/Sanctum - oder auch dessen Halbschwester aus "Blutportale". Die Serien sind unabhängig voneinander lesbar, jedoch findet man bekannte Charaktere auch in anderen Serien.
Zweierlei wird hierdurch verursacht: Erstens erfährt der Leser vom weiteren Schicksal der Charaktere. Das ist natürlich nur sinnvoll, wenn die Figuren den Leser auch ansprachen und einen Wiedererkennungswert besitzen. Das ist bei Heitz’ Charakteren der Fall. Hieraus ergibt sich auch indirekte Werbung: Der Hauptcharakter interessiert manchen Leser vielleicht gar nicht, aber ein geliebter Nebencharakter kann durchaus zu einem Blick verführen – in jedem Fall ist die Lektüre der anderen Serien nicht notwendig. Zweitens ergibt sich durch Querverbindungen das Bild einer vollständigeren Welt. Es ist nicht nur eine Stadt, nicht nur eine Geschichte – anderer Figuren tun während eines Romans anderes und gelegentlich treffen sie zusammen. Heitz gelingt es auch hier, die Gefahren eines solchen Konstrukts zu umschiffen: der zeitliche Ablauf stimmt und alle Puzzleteile passen zusammen.
Hoher Kill-Count – auch bei Lieblingen
"[Ein] wenig Tragik sollte ebenso rein, wenn ich schon nicht alle Hauptcharaktere umgebracht habe", schreibt Markus Heitz im Nachwort - und endgültig umgebracht hat er mehr Charaktere als in einem Krimi um einen durchschnittlichen Serien-Mörder.
Figuren, und seien es nur prominente Nebencharaktere, wachsen den Lesern in Serien ans Herz, umso mehr wenn sie über mehrere Realjahre veröffentlicht werden. Man kennt sie. Man freut sich, sie wieder zu sehen (und sei es, um sie zu hassen). Markus Heitz ist es gelungen, solche Figuren mit Wiedererkennungswert zu schaffen. Schockieren wird daher manchen die hohe Anzahl an Figuren die endgültig sterben. Haben Hauptcharaktere und beliebte Figuren oft "Plot-Rüstung" (eine Überlebensgarantie, weil diese Figuren mehr Leser bei der Serie halten), so scheint diese hier gänzlich eliminiert. Figuren sterben im Finale oder nahezu nebenbei - auch und gerade Figuren, bei denen man es nicht erwartet und bei denen man sich vielleicht schon über eine größere Nebenrolle freute.
Von Urban Fantasy…
Die Szenerie des Romans wechselt im Verlauf des Buches. Die Handlung beginnt in Deutschland, im modernen Leipzig. Hier ist der Roman klar im Bereich der Urban Fantasy angesiedelt, bei der nicht nur übernatürliche Wesen aufeinander treffen sondern die modernen Gegebenheiten auch eine Rolle spielen: Sia muss sich mit der Polizei auseinandersetzen und mit er Krankenhausverwaltung – und hat Zugriff auf absolut normale Dinge des heutigen Lebens. Auch in Irland bleibt es prinzipiell modern, aber der Wechsel zur Insel lässt die normalen Menschen stark in den Hintergrund wandern; der Handlungsort verlagert sich ebenfalls von der Großstadt hin zu einem weitflächigeren Areal, das nicht auf Schritt und Tritt durchsiedelt ist und – im Rahmen des heutigen – gelegentlich als zivilisationsfreie Wildnis gesehen werden kann.
…zu Monster-Mash mit mythischem Anklang
Einfacher wird Sias Mission in Irland jedoch nicht. Statt menschlicher Behörden muss sie sich nun mit Wandlern, Vampiren und übernatürlichen Wesen herumschlagen. Auch Sídhe – die irischen "Feen", die keineswegs harmlos sind – mischen hier mit und ziehen den Roman stärker Richtung Mythen. Dies sind, das sei hier schon gesagt, jedoch nicht die üblichen Sídhe sondern solche, die mitten hinein passen in die hohe Präsenz von Vampire, Werwölfen und anderen Wandlern.
Praktisch ist es für Sia und Eric, dass sie ihre Auftragsmorde fast immer der IRA in die Schuhe schieben können: Bombenanschläge sind einfach keine Seltenheit. Neben diesen Anschlägen verschlingt die Suche nach Information einen großen Teil der Handlung – Information über die Ziele aber auch über Sias Auftraggeber und die Möglichkeit, Emma zu befreien und Rache zu üben. Es ergibt sich eine gute Balance zwischen Ruhe (Recherche) und Action (Anschläge). Nach und nach decken Sia und Eric auf, wer die Sídhe eigentlich sind und wer sonst noch alles mitmischt – oder vielleicht eher „was“. Neben einer silber-immunen Schlangenwandlerin gibt es noch den geheimnisvollen Ard Rí und die Sídhe. Erics Halbschwester Justine kann ein wenig Licht in die Sache bringen – doch das macht es kaum weniger beunruhigend. Auch die gegenseitige Anziehung zwischen Sia und Eric (Stichwort Romanze) ist kein Grund zur Freude, denn die Dämonen der beiden scheinen sich nicht ausstehen zu können…
Runder Abschluss – aber gerne mit Sequel
"Judastöchter" bietet einen runden Abschluss sowohl der "Kinder des Judas" als auch der "Welt der Dunkelheit". Das endgültige Schicksal vieler Figuren wird geklärt; aber mindestens ebenso viele Figuren sind noch nicht an ihrem Ziel angelangt oder gescheitert, so dass man eine Fortsetzung in einigen Jahren nicht gänzlich ausschließen muss. Und ich sage dies gerne: Auch wenn dieser Abschluss rund ist - gegen ein Sequel habe ich absolut keine Einwände!
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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